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MELDUNG/297: Harte Bandagen - Freddie Roach schießt sich auf Margarito ein (SB)



Neuauflage alter Vorwürfe heizt die Stimmung auf

Im Vorfeld des Kampfs zwischen Manny Pacquiao und Antonio Margarito am 13. November in Dallas schießt sich Pacquiaos Trainer Freddie Roach mit dem Vorwurf auf den Mexikaner ein, dieser habe von den präparierten Bandagen gewußt, die vor seinem Kampf gegen Shane Mosley im Januar 2009 sichergestellt wurden. Margarito hatte damals geltend gemacht, er habe keine Kenntnis von der Manipulation seines Trainers gehabt, was jedoch wenig glaubhaft ist, wenn man sich die Prozedur des Bandagierens vor Augen führt. Die Kommission in Kalifornien sperrte den Boxer daraufhin für ein Jahr, weshalb man eigentlich davon ausgehen kann, daß der Mexikaner fortan nicht mehr auf dieses verbotene Mittel zurückgreift.

Daß Roach dennoch die lange zurückliegende Affäre wieder aufwärmt und ankündigt, man werde Margarito vor dem Kampf gegen Pacquiao keine Sekunde aus den Augen zu lassen, dürfte wohl weniger ernsthaften Befürchtungen des Trainers geschuldet sein. Wahrscheinlicher ist, daß dieser die Verunsicherung des Gegners im Sinn hat und eine Fehde inszeniert, um die Werbung für das bevorstehende Duell zu munitionieren.

Roach legt mit der Mutmaßung nach, Margarito habe Gipsbandagen auch im Sparring eingesetzt. Er habe mit Sparringspartnern des Mexikaners gesprochen, die dessen Schlagwirkung auffallend unterschiedlich eingeschätzt hätten. Während die einen berichteten, Margarito verfüge über keinen Punch, meinten andere, sie hätten noch nie einem so hart schlagenden Boxer gegenübergestanden. Daher sei anzunehmen, daß der Mexikaner bereits beim Training präparierte Bandagen verwendete, um ein Gefühl für sie bekommen. Beweisen könne man das natürlich nicht, doch lege auch Margaritos Karriereverlauf diesen Verdacht nahe. So habe sich nach mehreren verlorenen Kämpfen beim Duell mit Paul Williams plötzlich alles geändert, bei dem der Mexikaner außerordentlich zuversichtlich zu Werke gegangen sei. Zudem habe ihn sein Trainer beim Rückkampf gegen Cintron auf Spanisch gefragt, wie der Punch sei, worauf Margarito "gut" geantwortet habe. Indem sich Roach wundert, wie man eine derartige Frage denn verstehen soll, deutet er an, daß es sich bei der Manipulation der Bandagen um eine Vorgehensweise gehandelt haben könnte, die über einen längeren Zeitraum praktiziert worden ist.


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Kelly Pavlik sagt Kampf wegen Rippenverletzung ab

Kelly Pavlik, der seine Titel im Mittelgewicht überraschend dem Argentinier Sergio Martinez überlassen mußte und seither eine lange Pause eingelegt hat, kann nicht wie geplant am 13. November in den Ring zurückkehren. Eigentlich sollte er im Vorprogramm des Kampfs zwischen Pacquiao und Margarito in Dallas gegen Brian Vera antreten, doch muß er diesen Auftritt wegen einer im Training erlittenen Rippenverletzung absagen. Damit dürfte sich der vom Sender HBO für das Frühjahr 2011 geplante Kampf Kelly Pavliks gegen den in Kanada lebenden rumänischen IBF-Weltmeister im Supermittelgewicht, Lucian Bute, verzögern.

Den nach der Absage Pavliks freigewordenen Platz im Programm soll offenbar der US-amerikanische Leichtgewichtler Brandon Rios füllen, der ebenfalls bei Top Rank unter Vertrag steht. Da Rios am 4. Dezember in Anaheim boxen sollte, befindet er sich in der Vorbereitungsphase, die sich allerdings im Falle seines Auftritts in Dallas erheblich verkürzen würde.


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Turnier im Cruisergewicht verzögert sich

Das auf Betreiben des Sauerland-Boxstalls konzipierte Turnier mit sechs hochklassigen Teilnehmern im Cruisergewicht wird aller Voraussicht nach erst im Frühjahr 2011 beginnen. Zunächst sollen die beteiligten Weltmeister Marco Huck (WBO), Steve Cunningham (IBF) und Krzysztof Wlodarczyk (WBC) die Pflichtverteidigungen ihrer Titel über die Bühne bringen. Die Rangliste des WBC führt der Puertoricaner Francisco Palacios an, bei der IBF sind die ersten beiden Plätze gegenwärtig unbesetzt. An dritter Stelle folgt Troy Ross, der nach seiner Niederlage gegen Cunningham sicher nichts gegen eine Revanche einzuwenden hätte.

Marco Huck tritt am 18. Dezember in der Berliner Max-Schmeling-Halle gegen den Russen Denis Lebedew an. Der Herausforderer hat seine 21 Profikämpfe ausnahmslos gewonnen und dabei 16 Gegner vorzeitig besiegt. Daher erwartet der Titelverteidiger einen Kampf auf Biegen und Brechen, da zwei Boxer aufeinanderträfen, die beide einen Niederschlag des Kontrahenten anstrebten. Der 25 Jahre alte Champion hat den Titel im August 2009 gewonnen und seither viermal verteidigt. Für ihn stehen 30 Siege und eine Niederlage zu Buche.

5. November 2010