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MELDUNG/584: Vollmundig bewirbt David Haye einen Zahltag mit Vitali Klitschko (SB)



Boxen ist lediglich das zweitgrößte Talent des Briten

Nachdem die Klitschkos unmißverständlich klargestellt haben, daß Wladimir keinesfalls für eine Revanche gegen David Haye zur Verfügung steht, Vitali hingegen einem Gang mit dem Briten nicht abgeneigt wäre, greift dieser zu. Von einem Ende seiner Karriere zum 31. Geburtstag im Oktober ist inzwischen keine Rede mehr. Statt dessen stürzt sich der Londoner in der ihm so geläufigen provozierenden Manier kopfüber ins verbale Gefecht, um diesen Kampf samt der zu erwartenden astronomischen Börse herbeizureden. Bekanntlich hatte der Brite zwei Jahre lange fast im Alleingang den Kampf gegen Wladimir Klitschko mit unermüdlichen Sticheleien und groben Scherzen sowie zwei kurzfristigen Absagen hochgeschaukelt, bis man sich schließlich auf eine gleiche Teilung aller Einkünfte einigte.

Wieviel er nach seiner Niederlage gegen den jüngeren Klitschko eingestrichen hat, ist nicht bekannt, zumal Außenstehende kaum erfahren, welchen Anteil die an seiner Vermarktung beteiligten Promoter für sich reklamieren. Auf Spekulationen, er habe rund 12 Millionen Euro kassiert, reagierte er mit der Andeutung, das sei noch längst nicht alles gewesen. Selbst wenn dieser Betrag viel zu hoch angesiedelt sein sollte steht doch fest, daß der Londoner finanziell ausgesorgt hat.

Hatte er sich den bislang größten Zahltag seiner Karriere in erster Linie mit seinem großen Mundwerk verdient, so setzt er nun zum zweiten Streich an. Wenngleich er seit dem Titelverlust im Vereinigungskampf mit Wladimir Klitschko ohne Gürtel dasteht, liegt sein Marktwert in Kombination mit Vitali Klitschko weit höher als der des regulären WBA-Champions Alexander Powetkin aus dem Sauerland-Boxstall. Moderate Töne anzuschlagen und Dankbarkeit vorzutäuschen liegt David Haye dennoch nicht, zumal sich dies vermutlich als kontraproduktiv für die Bewerbung des erhofften Kampfs gegen den WBC-Champion erweisen würde.

Er wäre fast eingeschlafen, weil die jüngste Titelverteidigung Vitali Klitschkos gegen Tomasz Adamek stinklangweilig gewesen sei, lästerte der Brite im Interview mit der Welt. Der einzige spannende Moment sei der Augenblick gewesen, als Vitali in der achten Runde plötzlich am Boden lag. Unerwähnt ließ Haye bei dieser Äußerung, daß der Ukrainer vom Schwung seines eigenes Schlages davongetragen ins Stolpern geraten und keineswegs niedergeschlagen worden war. Vitali sei schon clever und suche sich immer nur tote Opfer aus, höhnte der Brite. Gegner wie Shannon Briggs, die alt, krank und über den Berg seien, oder wie Adamek, der ihm angesichts seiner körperlichen Unterlegenheit nichts anhaben konnte. Gegen solche Herausforderer zu glänzen sei nun wirklich kein Kunststück.

Sollte der Kampf gegen Klitschko zustande kommen, will Haye die Karriere des Ukrainers beenden. Er könne sich aber nicht vorstellen, daß Vitali mutig genug sei, sich mit ihm zu messen, legte der Exweltmeister in offensichtlicher Erwartung des Gegenteils nach. Sein Wunschtermin läge im Februar oder März 2012, weshalb es geboten sei, die Verträge baldmöglichst zu unterschreiben, drängt er auf eine definitive Zusage. Schließlich ist nicht auszuschließen, daß ihm doch noch ein anderer Kandidat in der Quere kommt, der für das sich in Eigenregie vermarktende Brüderpaar kostengünstiger ist. Wo der Kampf ausgetragen wird, spiele für ihn keine Rolle. Er würde sogar auf dem Mond gegen Vitali antreten, denn kein Auftritt sei spektakulärer als "Haye gegen den alten Klitschko": "Ich bin der populärste Schwergewichtler des Planeten, und mit mir läßt sich auch das meiste Geld verdienen", verknüpft der Brite erfolgversprechend die ins Übermaß aufgeblasene eigene Bedeutung mit einer durchaus zutreffenden Einschätzung der Ertragslage dieses Spektakels.

15. September 2011