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MELDUNG/674: Tony Thompson glaubt an zweite Chance gegen Wladimir Klitschko (SB)



Titelkampf des IBF-Herausforderers voraussichtlich im Juli 2012

Am 12. Juli 2008 trat Schwergewichtsweltmeister Wladimir Klitschko zum ersten Mal seit acht Jahren wieder in seiner Wahlheimat Hamburg zu einem Kampf an. Als Gegner im Duell um seine Titel der Verbände IBF, WBO und IBO stieg der 36 Jahre alte Tony Thompson in den Ring. Der Herausforderer aus den USA hatte im Juli 2007 ebenfalls in Hamburg Luan Krasniqi durch technischen K.o. in der fünften Runde besiegt und sich damit das Vorrecht gesichert, gegen den WBO-Champion zu boxen. Klitschko hatte den Gürtel dieses Verbands Ende Februar 2008 im New Yorker Madison Square Garden durch einen Punktsieg gegen Sultan Ibragimow erkämpft.

Da Thompson nicht als gefährlicher Knockouter galt, liefen die meisten Vorhersagen auf einen souveränen Sieg des Titelverteidigers gegen Mitte des Kampfes hinaus. Vor 12.000 erwartungsvollen Zuschauern tat sich der Weltmeister gegen seinen früheren Sparringspartner jedoch wesentlich schwerer als erwartet. In der ersten Runde gelangen ihm kaum Treffer, während Thompson immer wieder zu klammern und seinen Gegner in den Rückwärtsgang zu zwingen versuchte. Der Ukrainer hatte sichtlich Probleme mit dieser Taktik, fand mit seiner linke Führhand zu selten ein Ziel und machte auch von der Rechten viel zu wenig Gebrauch. Er hatte Mühe mit der kompakten Deckung seines Kontrahenten, der sich geschickt verteidigte und ihn nicht zur Entfaltung kommen ließ.

Der Ukrainer boxte über weite Strecken des Kampfes nicht variabel genug, wenngleich er doch die klareren und härteren Treffer setzte. Thompson stellte die ihm nachgesagten Nehmerqualitäten unter Beweis und ließ sich nicht erschüttern. So erarbeitete Klitschko zwar im Laufe der Zeit einen Punktvorsprung, doch gelang es ihm nicht, den Herausforderer wie angekündigt eindeutig zu dominieren. Erst in der elften Runde ließen die Reflexe des US-Amerikaners nach, der nun kaum noch schlug und viele Treffer einstecken mußte. Klitschko nutzte diese Schwäche und schickte seinen Gegner in der vorletzten Runde zu Boden, womit der Kampf entschieden war. "Wladimir ist ein großer Champion, er war heute einfach besser", räumte Thompson nach seiner Niederlage unumwunden ein. Klitschko sprach von einem harten Stück Arbeit und zollte seinem Gegner Respekt, der ihm unerwartete Probleme bereitet habe.

Nun winkt Tony Thompson eine zweite Chance, sich mit Wladimir Klitschko im Titelkampf zu messen. Der mittlerweile 40jährige wurde nach der verletzungsbedingten Absage seines Landsmanns Eddie Chambers vor einem Ausscheidungskampf der IBF zum offiziellen Herausforderer ernannt. Nach den Statuten des Verbands müßte der Kampf eigentlich bis spätestens 10. März ausgetragen werden. Durch die Verschiebung der Titelverteidigung Klitschkos gegen den Franzosen Jean-Marc Mormeck kam jedoch der Zeitplan des Weltmeisters durcheinander. Wie Thompson dazu erklärte, habe er keine Probleme mit dem Aufschub, den die IBF Klitschko gewähre. Wladimir sei ein großer Champion und habe nie Probleme mit seinen Pflichtverteidigungen gehabt. Wenn der Ukrainer Mormeck im März erledigt habe, werde man voraussichtlich im Juli gegeneinander kämpfen.

Thompson, der 36 Kämpfe gewonnen und zwei verloren hat, wird dann erneut als klarer Außenseiter in den Ring steigen. Wenngleich er sich beim ersten Aufeinandertreffen überraschend gut geschlagen hat, ist Klitschko seither doch boxerisch gereift und heute stärker als im Jahr 2008. Dennoch glaubt der Herausforderer fest daran, im zweiten Anlauf bessere Chancen zu haben. Wie er geltend macht, habe er damals unterschätzt, daß man einen Champion wie Wladimir Klitschko nur in bestmöglicher körperlicher Verfassung schlagen könne. Zudem habe er ohne es zu wissen mit einem gerissenen Meniskus gekämpft und trotz der Schmerzen versucht, sich durchzubeißen. Schon in der Vorbereitung hätten ihn die Knieprobleme am Lauftraining gehindert, so daß es ihm an Kondition für zwölf Runden gefehlt habe. So etwas könne man sich gegen einen Weltmeister nicht leisten. Was er damals in elf Runden geboten habe, sei einfach zu wenig gewesen, um den Kampf für sich zu entscheiden. Wenn er im Sommer 2012 erneut auf Wladimir Klitschko treffe, werde er in Bestform antreten, zwölf Runden lang Tempo machen und vielleicht sogar den Sieg davontragen.

28. Dezember 2011