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MELDUNG/774: Zuversichtlich schmiedet Felix Sturm Zukunftspläne (SB)




Im nächsten Schritt Pflichtverteidigung oder Vereinigungskampf

Am 13. April hatte Felix Sturm den Titel des Superchampions der WBA im Mittelgewicht durch Aufgabe seines Gegners Sebastian Zbik nach der neunten Runde erfolgreich verteidigt. Die 13.000 Zuschauer in der Kölner Lanxess Arena erlebten einen spannenden Kampf auf hohem technischen Niveau, in dem der Weltmeister seinen ehemaligen Teamkollegen zunehmend dominierte und nach durchwachsenen Leistungen bei seinen letzten Auftritten diesmal eine souveräne Vorstellung bot. Dank der zwölften erfolgreichen Titelverteidigung verbesserte Sturm seine Bilanz auf 37 Siege, zwei Niederlagen und zwei Unentschieden.

Inzwischen hat sich Felix Sturm eigenen Angaben zufolge eine Videoaufzeichnung seines Kampfs angesehen. Wenngleich er durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten sehe, sei er doch sehr zufrieden mit seiner Leistung. Sein volles Potential habe er indessen noch nicht umgesetzt, denn er habe manches gesehen, das er beim nächsten Mal besser machen müsse. Da er alles perfekt bewältigen wollte, habe es im Vorfeld des Duells mit Sebastian Zbik viel Wirbel und eine Menge Spannung gegeben. Verglichen mit seinen Trainingsleistungen habe er am Tag des Kampfs bei etwa 60 Prozent seines vollen Leistungsvermögens gelegen.

Derzeit sondiert der Superchampion in verschiedene Richtungen, um einen attraktiven Gegner für seinen nächsten Auftritt zu finden. Am liebsten würde er sich mit einem anderen Weltmeister messen und seiner Sammlung einen weiteren Gürtel hinzufügen. Sollte es jedoch nicht zu einem Vereinigungskampf kommen, werde er seine Pflichtverteidigung absolvieren. Die WBA habe angeordnet, daß er bis spätestens 30. September gegen Gennadi Golowkin antreten müsse.

Wenngleich Sturm früher oder später im Ausland boxen möchte, wird er doch fürs erste weiter in Deutschland sein Können unter Beweis stellen. Hier habe er die meisten Fans und die Möglichkeit, in großen Arenen anzutreten, kündigt der Superchampion einen Auftritt in Berlin, Frankfurt oder München an. Die Hoffnung, eines Tages einen weiteren spektakulären Kampf in den USA auszutragen, hat Sturm nie aufgegeben. Das Duell mit Oscar de la Hoya in Las Vegas sei eine phantastische Erfahrung gewesen, und er träume davon, das eines Tages zu wiederholen.

Mit einem glücklicheren Ausgang, möchte man hinzufügen, da Felix Sturm damals offensichtlich von den Punktrichtern benachteiligt wurde. Der Leverkusener war 2003 Weltmeister der WBO im Mittelgewicht geworden und hatte bei seiner ersten Titelverteidigung den kampfstarken Spanier Rubén Varón klar nach Punkten besiegt. Zu seiner zweiten Titelverteidigung reiste er in die USA, um dort gegen den Superstar Oscar de la Hoya anzutreten, der in niedrigeren Gewichtsklassen achtmal Weltmeister geworden war. Sturm bekam als amtierender Champion diese Chance, da der US-Amerikaner scharf auf seinen Gürtel war, strebte er doch einen finanziell außerordentlich lukrativen Vereinigungskampf gegen Bernard Hopkins an, der damals Weltmeister der Verbände WBA, WBC und IBF im Mittelgewicht war.

Am 5. Juni 2004 stieg Felix Sturm im MGM Grand Hotel von Las Vegas als krasser Außenseiter in den Ring, wo ihm die Fachwelt nahezu einhellig eine unvermeidliche Niederlage gegen den legendären De la Hoya vorhersagte. Zur Überraschung des Publikums und der versammelten Experten kämpfte der Deutsche jedoch nicht nur offensiv, sondern deckte den Favoriten bereits in den ersten Runden mit etlichen Wirkungstreffern ein. Während der US-Amerikaner mit schnellen Serien im Infight zum Zuge zu kommen versuchte, antwortete der Titelverteidiger mit gefährlichen linken und rechten Haken. Als Sturm dann in der vorletzten Runde unverhofft in die Rechtsauslage wechselte, wirkte der ratlose Superstar vollends konsterniert. Siegesgewiß streckte der Leverkusener die Faust empor und ließ sich von den Zuschauern anfeuern, die zu beträchtlichen Teilen auf seine Seite umgeschwenkt waren.

Als der Schlußgong ertönt war, feierte das Publikum Sturm als Sieger. Der US-Sender und Mitveranstalter HBO hatte den Leverkusener als Sieger gesehen, der renommierte Experte Harold Lederman notierte den Titelverteidiger mit zwei Punkten in Front. Um so herber war die Enttäuschung im Lager Sturms, als ihm die Punktrichter trotz überlegen geführten Kampfs den Sieg verweigerten und Oscar de la Hoya den Gürtel schenkten. Promoter Klaus-Peter Kohl legte Protest bei der Nevada State Athletic Commission ein, die jedoch nach einer Überprüfung das Ergebnis bestätigte.

So konnte Sturm neben einer ansehnlichen Börse lediglich als Trostpreis mit nach Hause nehmen, daß sein internationaler Bekanntheitsgrad dank seines bravourösen Auftritts in der Spielerstadt schlagartig gestiegen war. Es folgten Siege über Robert Frazier, Hacine Cherifi, Bert Schenk und den Spanischen Meister Jorge Sendra, womit er seine Ansprüche auf einen erneuten Titelkampf untermauerte. Am 11. März 2006 kam es schließlich zum Duell mit dem in Neuseeland lebenden Samoaner Maselino Masoe um den Titel der WBA, in dem sich Sturm nach einem ausgeglichenen Auftakt nach und nach Vorteile erkämpfte, die ihm am Ende einen verdienten Punktsieg und den zweiten Weltmeistergürtel seiner Profikarriere bescherte.

24.‍ ‍April 2012