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MELDUNG/798: Eindrucksvoller Sieg Mikkel Kesslers gegen Allan Green (SB)




Überzeugendes Debüt des Dänen im Halbschwergewicht

Vor 15.000 Zuschauern im Kopenhagener Parken-Stadion hat der Lokalmatador Mikkel Kessler seinen ersten Auftritt im Halbschwergewicht eindrucksvoll für sich entschieden. Der frühere Weltmeister der Verbände WBA und WBC im Supermittelgewicht besiegte den US-Amerikaner Allan Green aus Tulsa, Oklahoma, durch einen spektakulären Knockout in der vierten Runde und sicherte sich damit den Silbergürtel des WBC. Damit ist der 33jährige Däne, der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag steht, nun Pflichtherausforderer des regulären WBC-Weltmeisters Chad Dawson. Kessler verbesserte sich dank dieses Erfolgs auf 45 Siege und zwei Niederlagen, wobei er lediglich im November 2007 gegen den legendären Waliser Joe Calzaghe in Cardiff und im November 2009 in Oakland gegen den späteren Turniersieger Andre Ward verloren hat. Für den ein Jahr jüngeren Green stehen nunmehr 32 gewonnene und vier verlorene Auftritte zu Buche.

Die Kontrahenten gingen von Beginn an offensiv zur Sache und versuchten beiderseits, sich mit energisch geschlagenen Jabs Vorteile zu erarbeiten. Kurz vor Ende der ersten Runde traf Green mit einer Rechten die Schläfe des Dänen, der angeschlagen wirkte und von dem sofort nachsetzenden US-Amerikaner ein zweites Mal an derselben Stelle getroffen wurde, worauf er erstmals in seiner Karriere zu Boden gehen mußte. Er kam jedoch rasch wieder auf die Beine und revanchierte sich mit einer Kombination aus rechter Geraden und linkem Haken, die Green daran hinderte, konsequent nachzusetzen. Dann kam der Gong und brachte den US-Amerikaner endgültig um den Vorteil, da sich der Exweltmeister nach der Erholungspause wieder gefangen hatte, aggressiv weiterboxte und gegen Ende des zweiten Durchgangs mit einem linken Haken leichte Wirkung erzielte.

Kaum war die dritte Runde eingeläutet, als Kessler seine Offensive verstärkte, seinen Gegner vor allem mit Schlägen seiner Führhand zu Kopf und Körper in die Defensive trieb und offensichtlich bereits in dieser frühe Phase die Entscheidung suchte. Eine Serie von Haken ließ die rechte Augenpartie Greens stark anschwellen, der daraufhin Probleme hatte, die Distanz einzuschätzen. Der Amerikaner überstand zwar diesen Durchgang, doch traf ihn der Däne nach genau 17 Sekunden der vierten Runde mit einem wuchtig geschlagenen linken Haken genau am Kinn. Allan Green sackte zusammen und wurde von Ringrichter Ian-John Lewis aus dem Kampf genommen. Der US-Amerikaner mußte mehrere Minuten am Boden liegend behandelt werden, bis er den Ring selbständig verlassen konnte.

Ungeachtet dieser schweren Niederlage kündigte Allan Green im anschließenden Interview an, daß er seine Karriere fortsetzen werde. Ihm gehe es gut, versicherte er, wenngleich er sich kaum an die entscheidende Szene erinnern könne. Er gratuliere Kessler, der ein guter Kämpfer sei und ihn voll mit einem linken Haken getroffen habe. So etwas passiere eben beim Boxen.

Mikkel Kessler, der natürlich mit seinem gelungenen Debüt im Halbschwergewicht gegen den physisch überlegenen US-Amerikaner sehr zufrieden sein konnte, merkte an, daß er in den zurückliegenden zwei Jahren nur einmal geboxt habe. Deswegen sei er zunächst noch etwas eingerostet gewesen, doch habe er bald seinen Rhythmus gefunden und mit seinen dänischen Fans einen glänzenden Sieg gefeiert.

Nach seinem Ausstieg aus dem Super-Six-Turnier im August 2010, den er auf eine seit längerem bestehende Verletzung der Augenmuskeln zurückführte, schloß man sogar ein Ende seiner Karriere nicht aus. Nach einer Zwangspause kehrte Kessler erst im Juni 2011 in den Ring zurück und besiegte Mehdi Bouadla durch technischen K.o., wobei er einen guten Eindruck machte. Dennoch sollte es fast ein weiteres Jahr dauern, bis er nun seinen nächsten Kampf bestritt. Die fehlende Praxis und insbesondere der Wechsel in die höhere Gewichtsklasse gaben Anlaß zu Bedenken, ob dieses Wagnis nicht zu groß sei. Zwar hatte auch Allan Green zuvor in Supermittelgewicht geboxt, doch kam der US-Amerikaner ursprünglich aus dem Halbschwergewicht und war mit seinem Ausflug ins leichtere Limit nicht glücklich geworden, da er dort die entscheidenden Kämpfe gegen die namhaftesten Gegner verlor. Kessler hat nun mit einem überzeugenden Auftritt unterstrichen, daß er nach wie vor ein Boxer von Weltklasse ist, der das Zeug hat, auch im Halbschwergewicht einen Titel zu gewinnen.

20.‍ ‍Mai 2012