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MELDUNG/799: Unspektakulär meldet sich Odlanier Solis zurück (SB)




Nach langer Verletzungspause klarer Punktsieg gegen Konstantin Airich

Am 19. März 2011 hatte sich Odlanier Solis in Köln im Kampf gegen WBC-Weltmeister Vitali Klitschko bereits in der ersten Runde bei einem Sturz eine schwere Knieverletzung zugezogen, die drei Operationen und eine mehr als einjährige Zwangspause nach sich zog. Nun ist der Olympiasieger von 2004 im texanischen Pharr erfolgreich in den Ring zurückgekehrt. Der 32jährige Exilkubaner setzte sich über zwölf Runden einstimmig gegen den ebenfalls bei Arena unter Vertrag stehenden Konstantin Airich durch (118:110, 119:109, 119:109) und wurde damit neuer Intercontinentalmeister der IBF im Schwergewicht. Während Solis seine Bilanz auf 18 Siege und eine Niederlage verbesserte, werden für Airich nun 23 gewonnene, sechs verlorene und zwei unentschieden beendete Auftritte notiert.

Wenngleich der favorisierte Kubaner den Kampf von Beginn an dominierte, boxte er doch zunächst für seine Verhältnisse eher zurückhaltend und nicht so dynamisch wie vor seiner Verletzung. Das reichte jedoch aus, um den noch vorsichtiger agierenden Gegner in der dritten Runde mit einem Zwischenspurt erstmals in Schwierigkeiten zu bringen und in der Ecke mit einer Serie von Treffern einzudecken, die Airich jedoch überstand. Solis war nicht nur technisch überlegen, sondern mit 121 kg auch wesentlich schwerer als sein etwas größerer Kontrahent, der 102 Kilo auf die Waage gebracht hatte. Zwar zeigte sich auch Airich bemüht, Wirkungstreffer zu plazieren, doch scheiterte er meist an der ausgezeichneten Deckung des Kubaners. Dieser begnügte sich damit, den Gegner vor sich her zu treiben und dessen Angriffsversuche durch Auspendeln und Kontern zunichte zu machen. Offensichtlich wollte Solis keine Risiken eingehen und so erhöhte er erst in den letzten beiden Runden noch einmal den Druck, um eine vorzeitige Entscheidung zu erzwingen, doch hielt sein Gegner bis zum Ende durch.

Sichtlich enttäuscht zog Konstantin Airich, der die Rolle des Außenseiters in keiner Phase des Kampfs verlassen hatte, auf der anschließenden Pressekonferenz Bilanz. Er sei nicht voll zufrieden mit seiner Leistung, da er einfach zu viel Respekt vor Solis an den Tag gelegt habe. Wohl wissend, daß der Kubaner ein herausragender Konterboxer ist, habe er zu wenig riskiert. So könne man gegen Solis nicht gewinnen. Jede Niederlage schmerze, doch werde er daraus lernen und stärker zurückkommen.

Wesentlich zufriedener faßte Odlanier Solis seinen Auftritt mit den Worten zusammen, daß die Leistung für den ersten Kampf nach einer so langen Pause schon ganz in Ordnung gewesen sei. Am wichtigsten sei für ihn, daß das Knie der Belastung standgehalten habe und er in der Lage gewesen sei, die volle Distanz zu gehen. Konstantin habe ein gutes Kinn und einige harte Treffer weggesteckt, so daß es nicht gelungen sei, ihn vorzeitig zu besiegen. Zudem sei Airich ein Boxer, der sehr hart schlagen könne und bis zum Schluß gefährlich bleibe. Deshalb sei er auf der Hut gewesen und kein volles Risiko eingegangen, sagte der Kubaner. Unter dem Strich zähle für ihn, daß er gewonnen und seinem Gegner den Titel abgenommen habe. Allerdings sei ihm auch klar, daß er noch viel verbessern müsse. Daher wolle er jetzt wieder regelmäßig kämpfen, um sich für eine neue Titelchance zu empfehlen.

Promoter Ahmet Öner unterstrich, daß Solis eine souveräne Leistung gezeigt und ungefährdet gewonnen habe. Allerdings habe man ihm den Ringrost deutlich angesehen. Wenngleich man natürlich nach so langer Pause noch nicht bei einhundert Prozent sein könne, wisse man doch, daß der Kubaner stärker sei, als er es an diesem Abend gezeigt habe. Er hätte sich einen spektakuläreren Kampf gewünscht, denn was man gesehen habe, sei noch nicht das erhoffte Statement in Richtung der Klitschkos gewesen. so Öhner. Nun sei es seine Sache als Promoter, wieder an die Arbeit zu gehen und gute Kämpfe gegen starke Gegner zu organisieren, um Solis für einen Kampf um die Weltmeisterschaft in Position zu bringen. Einfach werde das sicher nicht, doch habe er schon einige Ideen.

Da der Kubaner wegen seiner langen Verletzungspause aus den Ranglisten gefallen war, geht es nun darum, sich zügig wieder an die Weltspitze heranzuarbeiten. Konstantin Airich hatte nicht zuletzt deshalb Gelegenheit bekommen, sich mit Solis zu messen, weil dabei der Intercontinentaltitel auf dem Spiel stand. Dies war die naheliegendste Möglichkeit, im Ranking einen großen Sprung nach oben zu machen. Viel Zeit zum Ausruhen wird dem Kubaner in nächster Zeit nicht bleiben, da Ahmet Öner ihn bald wieder im Ring sehen möchte. Eine Woche dürfe sich Odlanier von den Strapazen erholen, dann beginne Anfang Juni sofort das nächste Trainingslager, so der Promoter zur Karriereplanung seines heißesten Eisens im Feuer des internationalen Boxgeschäfts.

21.‍ ‍Mai 2012