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MELDUNG/816: Auch Antonio Margarito hängt die Boxhandschuhe an den Nagel (SB)




Augenverletzungen erzwingen Abschied des 34jährigen Mexikaners

Wenige Tage, nachdem Ronald Wright und Shane Mosley beide im Alter von 40 Jahren ihre Karriere für beendet erklärt haben, gab mit Antonio Margarito ein dritter namhafter Akteur seinen Entschluß bekannt, die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. Während Wright und Mosley Konsequenzen aus ihren nachlassenden Leistungen und jüngsten Niederlagen zogen, sind es im Falle des erst 34jährigen Mexikaners Augenverletzungen, die er sich im Titelkampf mit dem Philippiner Manny Pacquiao zugezogen hatte, die eine Fortsetzung seiner sportlichen Laufbahn obsolet machen.

Überbracht wurde die Nachricht vom Karriereende des Mexikaners von seinem Promoter Bob Arum. Margarito habe ihn vor wenigen Tagen wissen lassen, daß sein Körper nicht mehr mitmache, worauf man ihn in seinem Entschluß bestärkt habe. Arum vergaß nicht daran zu erinnern, daß man bei Top Rank sehr stolz darauf sei, alles dafür getan zu haben, um den Boxer finanziell unabhängig zu machen. Tony sei ein Kämpfer, der nie aufgebe, und wenn er auch nicht der Talentierteste gewesen sei, so doch zweifellos einer der Zähesten, der in jedem Kampf sein Bestes gegeben habe. Nun wünsche man ihm alles Gute für die Zukunft.

Die Laufbahn Antonio Margaritos stand anfangs unter keinem guten Stern. Da er 1994 bereits im Alter von 15 Jahren einen Profivertrag unterschrieben hatte, mußte er häufig gegen erheblich ältere und erfahrenere Gegner antreten, die ihm in seinen ersten zwölf Kämpfen drei Niederlagen beibrachten. Seit 1996 zeichnete er sich jedoch durch eine Siegesserie aus, die er 2001 mit dem Gewinn des WBO-Titels im Weltergewicht krönte. Drei Jahre später machte Margarito einen Ausflug ins Halbmittelgewicht, wo er jedoch Daniel Santos unterlag. Den Titel im Weltergewicht hatte er indessen behalten und verteidigte ihn in der Folge gegen mehrere namhafte Gegner wie Kermit Cintron und Joshua Clottey.

Nach sechs Jahren als Champion mußte er sich 2007 dem aufstrebenden Paul Williams geschlagen geben, doch hielt er sich wenig später durch einen Sieg im Rückkampf gegen Kermit Cintron mit dem Gürtel der IBF schadlos. Nach wie vor als einer der gefährlichsten Boxer der mittleren Gewichtsklassen gefürchtet, feierte er 2009 den bis dahin bedeutendsten Sieg seiner Karriere. Er forderte WBA-Weltmeister Miguel Cotto heraus, der ihn zunächst klar dominierte, jedoch dem nie aufsteckenden Mexikaner durch Abbruch in der elften Runde zum Opfer fiel. Nach diesem Erfolg gegen den Puertoricaner ging Margarito seinerseits als Favorit in den Kampf gegen den alternden Shane Mosley. Dieser verpaßte ihm jedoch eine solche Tracht Prügel, daß sich der Mexikaner erstmals durch technischen K.o. geschlagen geben mußte.

Damit nicht genug, wurde nach dem Kampf ruchbar, daß Margarito in seiner Umkleidekabine mit verbotenen Gipsbandagen erwischt worden war. Die Boxkommission Kaliforniens sperrte ihn für ein Jahr, doch wog noch wesentlich schwerer, daß sein Ruf fortan ruiniert war und auch seine früheren Leistungen in Zweifel gezogen wurden. Als er 2010 in Texas noch einmal eine Lizenz erhalten hatte, steckte er gegen Manny Pacquiao zwölf Runden lang schwere Treffer ein, die folgenschwere Verletzungen in seinem Gesicht hinterließen. Er drohte sein Augenlicht zu verlieren und mußte sich mehreren Operationen unterziehen.

Dessen ungeachtet stellte sich der Mexikaner im Dezember 2012 Miguel Cotto zum Rückkampf, in dem sich jedoch die Augenprobleme frühzeitig abzeichneten und letztlich zum Abbruch nach der zehnten Runde führten. Antonio Margarito hat im Laufe seiner Karriere eine Bilanz von 38 Siegen und acht Niederlagen erkämpft.

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Promoter Bob Arum sucht Manipulationsverdacht zu entkräften

Das Fehlurteil beim Kampf zwischen Manny Pacquiao und Timothy Bradley in Las Vegas, das den US-Amerikaner zum neuen WBO-Weltmeister im Weltergewicht machte und seinen Marktwert enorm steigerte, hat auch Bob Arum in die Schußlinie des Verdachts gebracht. Er ist Promoter beider Boxer und profitiert mehr als andere von dem bereits vertraglich vereinbarten Rückkampf im November. Ihm rutschte die Bemerkung heraus, daß er mit diesem Kampf sehr viel Geld verdienen werde, was natürlich kein Geheimnis ist, ihm aber in der ohnehin angespannten Situation nicht gerade zum Vorteil gereichte.

Um so mehr zeigt sich der Promoter bemüht, seiner Empörung über die nicht nachvollziehbare Punktwertung Ausdruck zu verleihen: "Das ist verrückt. Die Leute wissen nicht mehr, was sie sich eigentlich ansehen. Wer soll diesen Sport noch ernstnehmen?" Da die deutlich gefallenen Quoten bei den Buchmachern zeigen, daß kurz vor Beginn des Kampfes eine Menge Geld auf Bradley gesetzt wurde, machen Mutmaßungen die Runde, es habe sich um ein manipuliertes Ergebnis gehandelt. Diesen Verdacht weist Bob Arum vehement zurück. Er weigere sich, in Betracht zu ziehen, daß irgend etwas Merkwürdiges hinsichtlich der Wetten vorgegangen sei. Daran glaube er nicht. Er kenne die Punktrichter als ehrliche Leute: "Sie müssen ihr Sehvermögen korrigieren, aber sie sind ehrlich."

Arum selbst, so heißt es, habe bei seiner persönlichen Wertung des Kampfs Manny Pacquiao mit 118:110 in Front gesehen. Mit diesem Urteil befand er sich in bester Gesellschaft, da so gut wie keiner der am Ring versammelten Experten Bradley als Sieger notiert hatte. Auch die hinterher veröffentlichten Schlagstatistiken zeigten einen klaren Vorsprung des Philippiners sowohl hinsichtlich der Anzahl der Treffer als auch der härteren Schläge, die ihr Ziel fanden.

12. Juni 2012