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MELDUNG/859: Mexikaner Alfredo Angulo seit Monaten in Abschiebehaft (SB)




Opfer der repressiven US-amerikanischen Einwanderungspolitik

Die Odyssee des mexikanischen Boxers Alfredo Angulo wirft ein Schlaglicht auf die repressive US-amerikanische Einwanderungspolitik. Seit dem spektakulären Kampf gegen James Kirkland im November 2011 in Mexiko, bei dem er erstmals in seiner Karriere eine vorzeitige Niederlage hinnehmen mußte, hatte man nichts mehr von dem 29 Jahre alten früheren Interimsweltmeister der WBO im Halbmittelgewicht gehört. Nur wenigen war bekannt, daß Angulo bereits monatelang in einem kalifornischen Gefangenenlager in Abschiebehaft sitzt, und selbst sein Promoter Oscar de la Hoya erfuhr erst im Mai vom unfreiwilligen Aufenthaltsort seines Boxers.

Alfredo Angulo, der zuvor bei Gary Shaw unter Vertrag gestanden hatte, bekam nach seinem Wechsel zu den Golden Box Promotions kein Arbeitsvisum in den USA mehr. Daher mußte er notgedrungen das Wild Card Gym in Los Angeles verlassen, in dem er bis dahin trainiert hatte, und in seine Heimat zurückkehren, wo er den Kampf gegen James Kirkland bestritt. Weil Angulo jedoch wieder in den USA boxen wollte, reiste er auf Anraten seiner Anwälte dorthin und stellte sich den Behörden. Man erteilte ihm jedoch weder ein neues Arbeitsvisum, noch schob man ihn nach Mexiko ab. Statt dessen wurde er in ein Gefangenenlager im kalifornischen El Centro gebracht, wo er mittlerweile seit über sechs Monaten festsitzt.

In dem streng bewachten Lager gab Angulo Medienvertretern ein ausführliches Interview, das die Situation der Gefangenen eindrücklich schildert. Obgleich es sich um ein Abschiebelager handelt, dessen Insassen keine Straftaten begangen haben, könne er nicht umhin, es als Gefängnis zu bezeichnen. Die Gefangenen bekämen zwar Jobs beispielsweise in der Küche oder der Wäscherei, doch erhielten sie für einen vollen Arbeitstag nicht mehr als einen Dollar. Einige Gefangene hätten kürzlich Bauarbeiten durchgeführt und dabei acht Stunden lang einen Zementboden gegossen. Auch für diese schwere Arbeit sei nur ein Dollar bezahlt worden. Das sei lächerlich und noch weniger als in einem regulären Gefängnis, wo man 45 Cent pro Stunde bekomme.

Das in erheblichen Teilen privatisierte Gefängnissystem in den USA profitiert nicht nur von der gegen minimale Bezahlung verrichteten Arbeit der Gefangenen, sondern insbesondere von dem hohen Tagessatz, der für jeden Gefangenen aus Steuergeldern aufgewendet wird. Daraus resultiert das Interesse, die Lager stets zu füllen und deren Insassen möglichst lange festzuhalten. Angulo weist darauf hin, daß in seinem Lager 300 Wächter etwa 450 Insassen beaufsichtigen, also auf jeden Häftling nahezu ein Gefängnismitarbeiter kommt. Während man beispielsweise im Bildungssystem fortgesetzt Gelder zusammenstreiche, verschwende man sie an das Gefängnissystem.

Promoter Oscar de la Hoya, dessen Vorfahren aus Mexiko eingewandert sind, hat sich für Angulo eingesetzt und ihn im Lager besucht. Erreicht hat auch er bislang nichts, und so ist ungewiß, wie lange der Boxer dort noch bleiben muß. Daß die Karriere Alfredo Angulos durch den langen Zwangsaufenthalt Schaden nimmt, steht außer Frage, und so ist es ihm eigenen Angaben zufolge wenigstens ein gewisser Trost, daß er durch seine Erfahrungen auf das Schicksal der Einwanderer in den USA aufmerksam machen kann.

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Kubrat Pulev winkt der Aufstieg in die höchsten Ränge

Das vom Verband IBF geplante Qualifikationsturnier im Schwergewicht mit den vier Teilnehmern Tomasz Adamek, Alexander Ustinow, Kubrat Pulev und Odlanier Solis, dessen Sieger nächster Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos werden sollte, ist gescheitert, bevor es begonnen hat. Der in 27 Kämpfen ungeschlagene Weißrusse Ustinow sollte gegen Adamek in den USA antreten, mußte seine Teilnahme jedoch wegen Visaproblemen absagen. Daher tritt der Pole ersatzweise am 8. September im Prudential Center von Newark (New Jersey) gegen den US-Amerikaner Travis Walker an, wobei es in diesem Kampf lediglich um die zweite Position der IBF-Rangliste geht.

Am 29. September verteidigt Europameister Kubrat Pulev seinen Titel in Hamburg gegen Alexander Ustinow. Da der Sieger dieses Kampfs neuer Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos wird, winkt dem Bulgaren die Chance, in die höchsten Ränge der Gewichtsklasse aufzusteigen. Auch der Bulgare ist im Profilager ungeschlagen, wo er bislang 16 Auftritte erfolgreich absolviert hat. Im Mai hatte sich Pulev, der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag steht, durch einen Sieg über Alexander Dimitrenko den vakanten Titel des Europameisters gesichert. Der 2,02 m große und 130 kg schwere frühere K1-Kämpfer Ustinow hat schon recht bekannte Gegner wie Monte Barrett aus den USA, den Briten Michael Sprott und den Italiener Paolo Vidoz geschlagen.

4. August 2012