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MELDUNG/892: Josesito Lopez chancenlos gegen Saul Alvarez (SB)




Mexikaner untermauert Vorherrschaft im Halbmittelgewicht

Daß der US-Amerikaner Josesito Lopez als krasser Außenseiter in den Kampf mit Saul Alvarez gehen würde, war allen Beteiligten weit im Vorfeld bekannt. Lopez, der für gewöhnlich im Halbweltergewicht antritt, mußte sich dem Mexikaner zwei Limits höher im Halbmittelgewicht stellen. Damit nicht genug ist Alvarez amtierender Weltmeister des WBC, ungeschlagen und wird als Nachfolger der beiden Superstars Floyd Mayweather jun. und Manny Pacquiao gehandelt, obgleich er erst 22 Jahre alt ist. Vorwerfen konnte man ihm nicht, er habe sich absichtlich einen leichten Gegner ausgesucht. Sein Wunschgegner Paul Williams ist mit dem Motorrad schwer verunglückt, James Kirkland laboriert an den Folgen einer Verletzung und Victor Ortiz hat überraschend gegen Josesito Lopez verloren. Nachdem somit ein möglicher Gegner nach dem andern ausgefallen war, verteidigte der Champion seinen Titel am 15. September, dem mexikanischen Unabhängigkeitstag, gegen den 28 Jahre alten Ortiz-Bezwinger.

Promoter Oscar de la Hoya erklärte vorab, Josesito Lopez habe diesen Kampf nach seinem beeindruckenden Überraschungssieg am 23. Juni gegen Victor Ortiz verdient. Saul Alvarez, der diesen Kampf vor Ort verfolgt hatte, attestierte Lopez großes Talent. Der Außenseiter selbst erinnerte trotzig daran, daß man ihn schon gegen Ortiz als Verlierer in den Ring gestellt habe und nun dasselbe gegen Alvarez wiederhole. Er habe jedoch den Favoriten im Juni besiegt und zögere nicht, auch Alvarez das Fürchten zu lehren.

Die Hoffnung des US-Amerikaners, er könne ein zweites Mal sensationell auftrumpfen, erfüllte sich jedoch nicht. Saul Alvarez hatte mit ihm noch weniger Mühe als erwartet und gewann durch technischen K.o. in der fünften Runde. Angesichts des körperlich unterlegenen Herausforderers setzte der Mexikaner auf eine für ihn ungewöhnliche Taktik und griff den Gegner schon in der ersten Runde mit voller Wucht an. Lopez verhinderte jedoch vorerst noch Wirkungstreffer und setzte sich zu Beginn des zweiten Durchgangs sogar etwas besser in Szene, bis ihn ein Uppercut urplötzlich auf die Bretter schickte.

Danach blutete der US-Amerikaner aus der Nase und ging in der dritten Runde nach einem Körpertreffer ein weiteres Mal zu Boden. Zwar verschaffte ihm ein Tiefschlag des Weltmeisters eine willkommene Atempause, doch lag der Herausforderer gegen Ende des vierten Durchgangs nach einer Kombination des Mexikaners erneut auf dem Ringboden. Damit war das vorzeitige Ende eingeläutet, denn obgleich sich Lopez in der fünften Runde mit dem Mut der Verzweiflung noch einmal ins Gefecht stürzte, mußte er an den Seilen stehend weitere schwere Treffer einstecken. Nun hatte Ringrichter Joe Cortez genug gesehen und nahm den Herausforderer, der sich kaum noch verteidigen konnte, aus dem Kampf.

Damit hat Saul Alvarez 41 Kämpfe gewonnen und einen unentschieden beendet, während für Josesito Lopez jetzt 30 Siege und fünf Niederlagen zu Buche stehen. Einschränkend anmerken könnte man nach dem neuerlichen Erfolg des Mexikaners allenfalls, daß er bei seinen fünf Titelverteidigungen erst einmal gegen einen natürlichen Halbmittelgewichtler angetreten ist und dabei Ryan Rhodes besiegt hat. Bei den vier anderen Gegnern handelte es sich jeweils um Boxer, die aus niedrigeren Limits aufgestiegen waren, um sich mit ihm zu messen.

Wie der Mexikaner im anschließenden Interview mit dem Sender Showtime sagte, sei er sehr zufrieden mit seiner Leistung, wenngleich er sich noch verbessern müsse. Noch nie habe er einen Gegner so hart getroffen wie Lopez, dessen Kampfesmut zu würdigen sei. Mit Unterstützung der Fans habe er seine Sache gut gemacht, dankte Alvarez den Zuschauern. Der unterlegene Herausforderer zollte dem Champion hohes Lob für dessen Zähigkeit, Stärke und Übersicht, die er wiederum unter Beweis gestellt habe. Er selbst habe sich zwar gut gefühlt, aber doch außerhalb seiner eigenen Gewichtsklasse gekämpft und daher keine Chance gehabt.

Neben seiner Börse konnte Alvarez weitere 100.000 Dollar Bonus für den spektakulärsten Knockout des Abends einstreichen. Sein Promoter Golden Boy hatte diese Prämie ausgelobt und per Abstimmung der Fernsehzuschauer vergeben. Den Mexikaner zeichnen eine robuste Statur, kämpferischen Qualitäten, solide technische Fertigkeiten und enorme Schlagwirkung aus, wie man sie in dieser Kombination nur selten antrifft. Nicht zuletzt ist er mit mehr als 40 Profikämpfen sehr erfahren und dabei als 22jähriger in aller Regel erheblich jünger als seine Kontrahenten, was ihm wertvolle konditionelle Vorteile verschafft. Während sich Floyd Mayweather und Manny Pacquiao längst Gedanken über das Ende ihrer Karriere machen, gilt Saul Alvarez als ihr Kronprinz, dem bei der Thronfolge die Zeit in die Hände spielt.

17. September 2012