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MELDUNG/984: Fürs neue Jahr hat sich Manuel Charr viel vorgenommen (SB)




Kölner Schwergewichtler fächert seine Optionen auf

Im mit Abstand bedeutendsten Kampf seiner bisherigen Karriere mußte sich der Kölner Schwergewichtler Manuel Charr in den Abendstunden des 8. September 2012 dem amtierenden WBC-Weltmeister Vitali Klitschko geschlagen geben. In der Moskauer Olympiahalle setzte sich der 41jährige Ukrainer mit einem technischen K.o in der vierten Runde durch, da der Ringrichter wegen einer stark blutenden Rißwunde am rechten Auge des Herausforderers auf Abbruch entschied. Charr, der im 22. Kampf die erste Niederlage hinnehmen mußte, haderte mit diesem Ausgang des Gefechts und erklärte, man habe ihn um die Chance gebracht, Klitschko später in die Enge zu treiben und zu besiegen.

Der Kölner war drei Runden lang beherzt auf den Champion losmarschiert, doch hatte er dabei wesentlich mehr Treffer kassiert, als er austeilen konnte, und bereits einmal Bekanntschaft mit dem Ringboden gemacht. Wenngleich natürlich wie immer im Boxen nicht auszuschließen ist, daß er den Ukrainer zu einem späteren Zeitpunkt mit einem Glückstreffer bezwungen hätte, deutete sich doch das Gegenteil an: Charr stürmte mutig, aber boxerisch unterlegen gegen den Weltmeister an und hätte aller Voraussicht nach noch schwereren Schaden genommen. Ringrichter Guido Cavalleri hatte den Arzt zu Rate gezogen, der die Verletzung gründlich untersuchte und dem Referee dann empfahl, den Kampf abzubrechen. Wenngleich Charr minutenlang dagegen protestierte, handelte es sich doch um eine regelkonforme und verantwortungsvolle Maßnahme zum Schutz seiner Gesundheit.

Da sich der 28jährige Kölner trotz dieser Niederlage gut verkauft hat, kann er sich Hoffnungen machen, im neuen Jahr sportlich anspruchsvolle und finanziell lukrative Auftritte zu bekommen. Zuletzt hat er kurzen Prozeß mit Konstantin Airich gemacht und dabei zwei regionale WBC-Titel gewonnen. Ob sein Vorhaben, alle sieben kleinen Gürtel zu vereinen, sinnvoll anmutet, sei dahingestellt. Charr versucht verständlicherweise, im Gespräch zu bleiben, und fächert daher die Palette seiner Optionen weit auf. So interessiert er sich auch für den WBC World Cup, der im Mai beginnen soll. Da dieses Turnier jedoch das ganze Jahr über läuft, liegt die Aussicht, als möglicher Sieger eine Titelchance zu bekommen, noch in weiter Ferne.

Charr strebt eine Revanche mit Vitali Klitschko an, die er kaum bekommen dürfte. Um David Haye den Rang abzulaufen, der weit bessere Aussichten hat, dem Ukrainer im Abschiedskampf gegenüberzustehen, fordert der Kölner den Briten zu einem Ausscheidungskampf heraus. Daß Haye sich darauf einläßt, ist unwahrscheinlich. Der 32jährige hat selbst lukrativen Duellen gegen seine Landsleute Tyson Fury und David Price eine Absage erteilt und des öfteren betont, daß er ausschließlich für einen Kampf gegen Vitali Klitschko aus dem sportlichen Ruhestand zurückkehren würde.

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Lateef Kayode vor der Rückkehr ins Schwergewicht

Der nigerianische Cruisergewichtler Lateef Kayode kehrt in Kürze ins Schwergewicht zurück, wo er sich künftig zu etablieren hofft. Promoter Gary Shaw schätzt den in 18 Profikämpfen ungeschlagenen Nigerianer als gefährlichen Puncher ein, der seine Qualitäten auch im höchsten Limit problemlos umsetzen könne. Matchmaker John Beninati sehe sich bereits nach möglichen Gegnern um.

Man habe im Cruisergewicht vieles erreicht, zieht Kayodes Manager Steve Feder eine Zwischenbilanz. In einer Gewichtsklasse, die mehr auf den europäischen Markt zugeschnitten sei, habe Kayode in den letzten zehn Jahren mehr Auftritte bei Showtime gehabt als jeder andere Boxer dieses Limits. Seit dem Tarver-Debakel seien die Optionen in diesem Limit jedoch recht begrenzt.

Lateef Kayode hatte sich im Kampf um den Titel des kleinen Verbands IBO mit einem Unentschieden von Antonio Tarver getrennt, der bei der anschließenden Dopingprobe positiv getestet wurde. Wer erwartet hatte, daß der Verband daraufhin Kayode um den vakanten Titel kämpfen lassen würde, sah sich getäuscht, da die IBO ein Duell zwischen dem Australier Danny Green und Shane Cameron anberaumte. Dabei sei die aktuelle Rangliste ignoriert worden, kritisiert Feder die aus seiner Sicht nicht nachvollziehbare Entscheidung. Angesichts dieser mißlichen Entwicklung biete sich für Kayode um so mehr an, wieder im Schwergewicht anzutreten, wo er seine ersten neun Profikämpfe erfolgreich absolviert hatte. Lateef stehe im Training und fühle sich mit seinem neuen Gewicht sehr gut, so daß man bereits für Februar einen Auftritt im Schwergewicht ins Auge fasse.

31. Dezember 2012