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MELDUNG/1007: Rückkampf zwischen Abraham und Stieglitz besiegelt (SB)




Weltmeister stellt sich seinem Vorgänger zur Revanche

Am 25. August 2012 wurde Arthur Abraham im dritten Anlauf Weltmeister im Supermittelgewicht. Vor 10.000 Zuschauern in der Berliner O2 World besiegte der 32jährige Lokalmatador den amtierenden WBO-Champion Robert Stieglitz einstimmig nach Punkten. Dieses Ergebnis überraschte insofern, als man entweder einen vorzeitigen Sieg des Herausforderers oder einen Punktsieg des Titelverteidigers erwartet hatte. Der Berliner verbesserte damit seine Bilanz auf 35 Siege und drei Niederlagen, während für seinen Gegner aus Magdeburg nunmehr 42 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche standen.

War Abraham in der Vergangenheit dafür bekannt, in den ersten Runden ausgesprochen phlegmatisch zu boxen, so begann er diesmal ungewöhnlich aktiv. In der Folge wogte das Geschehen hin und her, da beide Kontrahenten gute Szenen hatten. Nach leichten Vorteilen für Stieglitz in den ersten drei Durchgängen fing sich der Champion in der folgenden Runde zwei gefährliche Treffer ein, worauf er leicht angeschlagen wirkte. Er erholte sich zwar wieder, doch hatte sich das Blatt zugunsten Abrahams gewendet. Zunehmend souveräner boxend traf der Herausforderer immer häufiger das Gesicht des Magdeburgers, der inzwischen deutlich gezeichnet war. Stieglitz wirkte zunehmend einfallslos und gehemmt, als fehle ihm neben den boxerischen Mitteln auch die Entschlossenheit, das Heft noch einmal in die Hand zu nehmen. Er konnte auch in der Schlußphase keine Akzente mehr setzen, so daß Abraham den Sieg sicher nach Hause brachte.

Wieviel für Arthur Abraham und seinen Trainer Ulli Wegner auf dem Spiel gestanden hatte, zeigte sich in ihren spontanen Reaktionen auf den Sieg. "Ich will, daß du dich an das hier erinnerst!", rief der neue Weltmeister seinem Trainer triumphierend zu. Dies sei ein sehr emotionaler Moment, sagte er später im Interview mit der ARD. "Wenn er das vergeigt hätte, hätte ich auch keinen Rat mehr gewußt", räumte Wegner offen ein. "Wenn Arthur sein Leistungsvermögen abruft, gehört er zur absoluten Weltspitze. Wir haben wieder einen würdigen Weltmeister." Alles andere wäre eine Katastrophe gewesen, so der Trainer Abrahams.

Das sei einfach nicht sein Kampf gewesen, zog Stieglitz enttäuscht Bilanz. Er habe taktisch alles falsch gemacht und zu passiv geboxt. Er hoffe auf jeden Fall auf einen Rückkampf und stehe dafür bereit. Man habe tollen Sport und gutes Boxen gesehen, faßte Promoter Ulf Steinforth seine Eindrücke zusammen. Auf einen möglichen Rückkampf angesprochen, meinte der SES-Chef: "Ich denke, das würde noch einmal spannend sein." Der Rückkampf sei vertraglich vereinbart, und es wäre unsinnig, sich wieder hinten anzustellen.

Zunächst verteidigte Arthur Abraham seinen Titel am 15. Dezember in der Nürnberger Arena, wo er auf den Franzosen Mehdi Bouadla traf. Der Berliner hatte keine Probleme mit dem Herausforderer, der nach schweren Treffern in der achten Runde aus dem Kampf genommen wurde. Zufrieden zog der Weltmeister Bilanz, daß 2012 für ihn ein überaus erfolgreiches Jahr gewesen sei, und so danke er insbesondere seinem Trainer und seinem Management, die stets rückhaltlos zu ihm gestanden hätten. Trainer Ulli Wegner hatte nichts an der Leistung seines Schützlings auszusetzen. Arthur habe die taktische Marschroute Runde für Runde diszipliniert und konsequent umgesetzt, so daß es nichts zu tadeln gebe.

Zwölf Monate zuvor hatte Abraham nach drei Niederlagen im Super-Six-Turnier vor einem Scherbenhaufen gestanden. Seither ging es wieder aufwärts, hat er doch vier Kämpfe gewonnen, ist Weltmeister im Supermittelgewicht geworden und hat den Titel erfolgreich verteidigt. Ulli Wegner kündigte Robert Stieglitz für die im Frühjahr geplante Revanche ein vorzeitiges Ende an. Diesmal werde er seinen Schützling nicht dazu anhalten, den Magdeburger stehenzulassen. Ob Abraham diese Ankündigung umsetzen kann, wird sich am 23. März zeigen. Dann nämlich soll der Rückkampf in Magdeburg über die Bühne gehen, wo Stieglitz mit dem Heimvorteil im Rücken den Titel zurückzugewinnen hofft. Er macht von einer Klausel im Vertrag ihres ersten Kampfs Gebrauch, die ihm diese Möglichkeit einräumt.

Robert Stieglitz, der bei seinem Titelverlust eine gute Leistung geboten hatte, jedoch von Abrahams taktischer Marschroute zunehmend in die Defensive manövriert worden war, wird sich für die Revanche zweifellos etwas einfallen lassen. Der Berliner dürfte indessen mit dem Erfolg der gelungenen Titelverteidigung im Rücken energischer als bei ihrem ersten Aufeinandertreffen von seiner Fähigkeit Gebrauch machen, einen Kampf vorzeitig zu beenden.

29. Januar 2013