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MELDUNG/1044: Weltergewichtler Keith Thurman behält seine weiße Weste (SB)




Ex-Weltmeister Jan Zaveck unterliegt in New York nach Punkten

Im Vorprogramm des Kampfs um die Weltmeisterschaft der IBF im Halbschwergewicht, der im New Yorker Barclays Center über die Bühne ging und mit einem Sieg des 48jährigen Bernard Hopkins über den 17 Jahre jüngeren Tavoris Cloud endete, gab auch Keith Thurman eine beeindruckende Vorstellung. Der erst 24 Jahre alte ambitionierte Weltergewichtler bewältigte die bislang anspruchsvollste Aufgabe seiner Karriere mit Bravour und setzte sich gegen den 36jährigen Ex-Weltmeister Jan Zaveck einstimmig nach Punkten durch (120:108, 120:108, 120:108). Der US-Amerikaner baute seine makellose Profibilanz auf 20 Siege aus, wobei er 18 Gegner vorzeitig geschlagen hat. Für den beim Magdeburger SES-Boxstall unter Vertrag stehenden Slowenen werden nun 32 gewonnene und drei verlorene Auftritte notiert.

Thurman, der noch nie länger als acht Runden im Ring gestanden hatte, schien es von Beginn an darauf anzulegen, seinen Gegner frühzeitig unter Druck zu setzen und womöglich einen Niederschlag zu erzielen. Zaveck war jedoch noch kein einziges Mal in seiner Karriere zu Boden gegangen und machte auch diesmal keine Anstalten, sich von den häufigeren Treffern des US-Amerikaners beeindrucken zu lassen. Der Slowene boxte energisch mit und steckte die Schläge zwei Runden lang ohne ersichtliche Probleme weg. Da Thurman erkannte, daß er sich etwas einfallen lassen mußte, um den robusten Kontrahenten in Schwierigkeiten zu bringen, verlegte er sich im dritten Durchgang zunehmend auf Schläge zum Körper, worauf Zaveck eine Menge einstecken mußte.

Der US-Amerikaner blieb mit seinen wuchtigen Angriffen stets gefährlich, was den erfahrenen Slowenen jedoch nicht daran hinderte, sich zunehmend besser in Szene zu setzen und nach einer turbulenten sechsten Runde den konditionell etwas nachlassenden Thurman unter Druck zu setzen. Im achten Durchgang fing sich Zaveck allerdings einige schwere Treffer ein und verlor dabei mehrmals den Mundschutz, wofür ihn der Ringrichter schließlich ermahnte. Allzu schlecht sah es für den Slowenen auch in der neunten Runde nicht aus, wenngleich Thurman zwei gefährliche Uppercuts landen konnte. Nachdem Zaveck im folgenden Durchgang eine Rißwunde über dem linken Auge davongetragen hatte, ließen es beide etwas ruhiger angehen, um Luft zu schöpfen. Der verbliebene Rest des Kampfes verlief unspektakulär und relativ ausgeglichen.

Wenngleich am verdienten Sieg Keith Thurmans nicht zu rütteln war, kann man doch geteilter Meinung über die allzu eindeutige Wertung der drei Punktrichter sein, die Jan Zaveck keine einzige Runde zuerkannt hatten. Während die Zettel des Kampfgerichts nahelegten, daß der Slowene in jeder Phase den kürzeren gezogen habe, machte dieser doch eine gute Figur und stellte Thurman vor größere Probleme als dessen vorangegangene Gegner.

Der US-Amerikaner sprach im anschließenden Interview mit dem Sender HBO von einer guten Lektion, da er den entscheidenden Treffer gesucht habe, jedoch von dem erfahrenen Slowenen geschickt daran gehindert worden sei. Zaveck habe sein Kinn stets unten gehalten und sei ihm oft einen Schritt voraus gewesen, so daß er kein leichtes Ziel geboten habe. Diese Erfahrung habe ihn gelehrt, daß man nicht in allen Fällen auf einen Niederschlag setzen dürfe und versierte Gegner wie den Slowenen ausboxen müsse.

Jan Zaveck, der früher IBF-Weltmeister gewesen war, mußte diesen Titel am 3. September 2011 Andre Berto überlassen, dem er nach einem sehenswerten Kampf in Biloxi durch technischen K.o. in der fünften Runde unterlag. Da er sich eine stark blutende Rißwunde über dem rechten Auge zugezogen hatte, sah sich seine Ecke zum Abbruch veranlaßt. Trotz dieser Niederlage zollte man dem Slowenen Anerkennung für seine beachtliche Leistung. Nach diesem Rückschlag wählte der SES-Boxer einen Umweg über den Intercontinentaltitel der WBO, um sich wieder an die Spitze heranzuarbeiten. Vor heimischer Kulisse in Maribor gab er Ende März 2012 gegen den Afrika-Champion der WBO, Bethuel Uushona, eine überzeugende Vorstellung und gewann einstimmig nach Punkten.

Wenngleich Zaveck nun im Kampf gegen Thurman die Hoffnung begraben mußte, sich erneut einen Weltmeistergürtel zu sichern, ist sein ansprechender Auftritt vor US-amerikanischem Publikum zu würdigen, da er den sieggewohnten Gegner nicht zur vollen Entfaltung kommen ließ und ihm einen Gang über die Distanz von zwölf Runden abnötigte. Der US-Amerikaner hat indessen eine weitere Hürde genommen und darf nach diesem Erfolg einen Kampf gegen den amtierenden WBO-Champion Timothy Bradley ins Visier nehmen.

12. März 2013