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MELDUNG/1070: Ozeanien hat es Francois Botha angetan (SB)




Nach dem Eklat in Australien ist es diesmal Neuseeland

Anfang Februar traf der 27jährige neuseeländische Rugbyspieler Sonny Bill Williams, der erst fünf Profikämpfe bestritten und gewonnen hatte, auf den 44 Jahre alten Südafrikaner Francois Botha, einen namhaften Veteranen des internationalen Boxgeschäfts. Offensichtlich hatte man den alten Haudegen in der Erwartung verpflichtet, die Karriere des jungen Neuseeländers durch einen Sieg über den weithin bekannten Gegner kräftig anzuschieben. Williams ging dank seiner athletischen Vorteile anfangs gehörig zur Sache und konnte die ersten Runden auf Grund seiner größeren Aktivität für sich entscheiden.

Wie sich jedoch zeigte, machte Botha nur solange nicht mehr als erforderlich, bis sich sein wesentlich jüngerer Kontrahent an ihm abgearbeitet hatte. Von der fünften Runde an rückte der Südafrikaner in die Nahdistanz vor und gewann Schritt für Schritt die Oberhand, da Williams zunehmend ratlos wirkte und die Lust zu verlieren schien. Klammernd überstand dieser die zehnte Runde und war konditionell derart am Ende, daß er die verbliebenen beiden Durchgänge schwerlich überstanden hätte.

Zur allgemeinen Überraschung wurde der Kampf jedoch plötzlich auf zehn Runden verkürzt, so daß Williams einen Punktsieg retten konnte. Damit war der Neuseeländer neuer internationaler Meister der WBA im Schwergewicht, während sich Botha bitter über den Winkelzug beklagte und eine Revanche forderte. Wie sich herausstellte, hatten Punktrichter, Fernsehkommentatoren und Zuschauer erst durch eine Ansage während der zehnten Runde erfahren, daß es sich um die letzte handelte. Bothas Promoter Tinus Strydom war dies angeblich schon im Vorfeld bekannt gewesen, doch gab er diese Information aus ungeklärten Gründen nicht an seinen Boxer weiter. Die meisten australischen Buchmacher sahen sich veranlaßt, alle auf Francois Botha abgeschlossenen Wetten zurückzuzahlen, und machten dadurch beträchtliche Verluste. Trainer und Funktionäre verliehen ihrer Empörung Ausdruck, da sie das ohnehin angeschlagene Ansehen des Boxsports durch diesen beispiellosen Vorfall vorsätzlich beschädigt sahen.

Francois Botha fügte dem Eklat eine weitere Dimension hinzu, da er bei der ersten Dopingprobe positiv getestet wurde. Demnach wies man bei ihm Spuren des Appetitzüglers Phentermine sowie Benzodiazepine zur Muskelentspannung nach. Beide Stoffe stehen auf der Dopingliste der World Anti Doping Agency (WADA). Damit nicht genug, rückte der Südafrikaner nun mit dem schweren Vorwurf heraus, Williams' Manager Khodder Nasser habe ihm im Vorfeld 150.000 Dollar angeboten, damit er den Kampf absichtlich verliere. Nasser wies die Anschuldigungen zurück und bezeichnete Botha als schlechten Verlierer, der haltlose Bezichtigungen erhebe. So wirbelte dieser an sich recht belanglose Kampf in Australien eine Menge Staub auf.

Botha, der im Laufe seiner langen und wechselvollen Karriere 48 Siege, neun Niederlagen und drei Unentschieden gesammelt hat, will nun ein weiteres Mal nach Ozeanien reisen. Der "Weiße Büffel" steigt am 13. Juni in Auckland mit dem neuseeländischen Nachwuchsboxer Joseph Parker in den Ring, der erst vier Profikämpfe bestritten und gewonnen hat. Überdies hatten drei Gegner des 21jährigen mehr Auftritte verloren als gewonnen, so daß der erfahrene Südafrikaner mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Nummer zu groß für ihn sein dürfte.

Wie Francois Botha im Rückblick auf seinen Kampf gegen Sonny Boy Williams noch einmal bekräftigt, wisse doch jeder, was in Australien geschehen sei. Er habe die Oberhand gewonnen und kurz davor gestanden, Williams auf die Bretter zu schicken, als der Kampf plötzlich beendet wurde. Das sei kriminell gewesen, und er werde nicht darauf warten, bis sich Sonny überlegt habe, ob er sich eine Revanche zutraut. Er glaube dem Team dieses Mannes kein Wort mehr und sei daher überaus zufrieden, in der Zwischenzeit Joseph Parker vermöbeln zu können.

Parker macht wohlweislich gar nicht erst den Versuch, sich selber großzureden, und erspart sich ein Wortgefecht. Wie er unumwunden einräumt, habe der Südafrikaner eine beeindruckende Bilanz. Ihm sei klar, daß er bislang nur Gegner vor den Fäusten gehabt habe, die zum Verlieren angetreten seien, so der Neuseeländer. Diese leichten Siege hätten ihn nicht gefordert, und so stelle der Kampf gegen Botha eine notwendige Standortbestimmung dar, bei der sich sein tatsächliches Leistungsvermögen erweisen werde. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/botha-am-13-in-neuseeland-gegen-parker-25778

10. April 2013