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MELDUNG/1071: Wladimir Klitschko bestellt das Feld seiner Regentschaft (SB)




Pianeta und Powetkin sollen dem Champion Tribut zollen

Wladimir Klitschko bereitet sich derzeit im österreichischen Going auf seine nächste Titelverteidigung vor, die am 4. Mai in Mannheim über die Bühne geht. Herausforderer des 37jährigen Weltmeisters ist der neun Jahre jüngere Außenseiter Francesco Pianeta, der beim Magdeburger Boxstall SES unter Vertrag steht. Um sich auf diesen Gegner einzustimmen, hat der Ukrainer Anfang März in Hollywood (Florida) mit seiner konditionellen Vorbereitung begonnen. Seit dem 1. April schuftet er im Tiroler Nobelhotel "Stanglwirt", wo er inzwischen die Sparringsphase absolviert, für die er sich nicht weniger als sieben Rechtsausleger geholt hat, darunter den früheren WBA-Champion Ruslan Tschagajew und den deutschen Schwergewichtler Steffen Kretschmann. Unter den Argusaugen seines Trainers Johnathon Banks wird Klitschko 140 Runden absolvieren, mehr als je zuvor bei einem seiner Kämpfe. Nie wieder will der Weltmeister einen Linkshänder derart unterschätzen wie seinerzeit den Südafrikaner Corrie Sanders, der ihn 2003 auf die Bretter geschickt hat.

Vergleichsweise bescheiden fällt demgegenüber die Vorbereitung Pianetas aus, der zunächst ein kurzes Trainingslager in Dierhagen an der Ostsee absolviert hat und sich nun in Magdeburg dem Sparring widmet. Um sich zumindest auf die Statur des Ukrainers einzustellen, trainiert der Gelsenkirchener mit dem zwei Meter großen Alexander Dimitrenko, der freilich ansonsten wenig mit Wladimir Klitschko gemein hat.

Klitschko, der seine Titel bereits zum dreizehnten Mal verteidigt, weist den Vorwurf entschieden zurück, er habe sich einen allzu leichten Gegner ausgesucht. Im Schwergewicht könne mitunter ein einziger Schlag die Welt auf den Kopf stellen, wofür es genügend Beispiele gebe, argumentiert der Ukrainer. Er habe seinerzeit Corrie Sanders nicht ernstgenommen und wisse aus eigener Erfahrung, was dann passieren könne. Er habe großen Respekt vor Pianeta, der über beträchtliche Schlagwirkung gebiete. Der Gelsenkirchener habe früher als sein Sparringspartner eine gute Figur gemacht und damit die Anerkennung seines damaligen Trainers Emanuel Steward gewonnen. Viel interessanter sei indessen die Frage, womit ihn Pianeta überraschen könnte. In dieser Hinsicht stoße man auf viele Fragezeichen, die den Sport so interessant machten. [1]

Der Weltverband WBA, dessen Superchampion Wladimir Klitschko ist, hat bereits für den 23. April die Versteigerung des nächsten Kampfs gegen den regulären Weltmeister und Pflichtherausforderer Alexander Powetkin aus dem Berliner Sauerland-Team angesetzt, der zwischen dem 15. Juli und dem 31. August stattfinden soll. Den Termin der Versteigerung hält der Ukrainer für falsch und eine Respektlosigkeit gegenüber Pianeta, dessen Niederlage damit bereits vorausgesetzt werde. Bis zum 4. Mai interessiere ihn ausschließlich dieser Gegner, und erst danach wolle er sich mit Powetkin befassen. Ihm liege durchaus daran, mit dem Russen in den Ring zu steigen, der jedoch in der Vergangenheit schon zweimal angesetzte Kämpfe abgesagt habe. Daher könne er den Vorwurf Sauerlands nicht akzeptieren, der ihm die Schuld an der neuerlichen Verzögerung dieses Duells gebe. Ihm komme das wie eine vorgezogene Ausrede für den Fall vor, daß Powetkin ein drittes Mal kneift.

Auch Klitschkos Manager Bernd Bönte hat die Entscheidung der WBA kritisiert, die Versteigerung der Austragungsrechte am Kampf gegen Powetkin vor der Titelverteidigung gegen Pianeta anzusetzen. Er könne das nicht nachvollziehen, zumal auch der Russe zwischenzeitlich einen anderen Kampf bestreiten will. Die WBA erwecke den Eindruck, daß Wladimir den Sieg über Pianeta bereits in der Tasche habe, und das sei schlecht für das Image des Boxens. Bönte hat dem Verband seine Bedenken mitgeteilt, die jedoch von der WBA nicht berücksichtigt wurden. Man werde daher bei der Versteigerung am Sitz des Verbands in Panama ein Gebot abgeben.

Wer das Höchstgebot abgibt, darf unter anderem bestimmen, an welchem Ort gekämpft wird und welcher Fernsehsender das Duell überträgt. Sollte sich Sauerland durchsetzen, müßte Klitschko trotz seines Exklusivvertrags mit RTL unter der Regie der ARD antreten, was laut RTL-Sprecher Matthias Bolhöfer theoretisch möglich ist. Da Klitschko jedoch 75 Prozent der Börse erhält, gilt es als wahrscheinlich, daß er bei der Versteigerung tiefer in die Tasche greift. Andererseits könnte Sauerland mit Hilfe russischer Investoren einen Überraschungscoup landen. Bei der Versteigerung des ersten geplanten Kampfs zwischen Klitschko und Powetkin waren seinerzeit 13 Millionen, bei der zweiten 8,5 Millionen Dollar aufgerufen worden. Gerechnet wird nun mit einem Angebot von mehr als zehn Millionen Euro.

Wladimir Klitschko, der nach sechsmonatiger Pause zu einer freiwilligen Titelverteidigung antritt, kündigte an, daß er in diesem Jahr insgesamt drei Kämpfe absolvieren will. Bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta hatte er die Goldmedaille im Superschwergewicht gewonnen. Nun bekräftigt er seine Absicht, im Jahr 2016 noch einmal an einem olympischen Boxturnier teilzunehmen. Nach dem geltenden Reglement der AIBA ist das allerdings nicht möglich. Demnach dürfen nur Profis an den Spielen teilnehmen, die das 40. Lebensjahr nicht vollendet und maximal 15 Profikämpfe bestritten haben. Beides trifft für den Ukrainer nicht zu, der bereits 62 Profikämpfe absolviert hat und gut vier Monate vor der Olympiade in Rio de Janeiro 40 Jahre alt wird. Überdies müßte er sich der Profisparte der AIBA anschließen, was für ihn angesichts der Regularien mit hohen finanziellen Aufwendungen verbunden wäre. Hinzu kommt eine begrenzte Anzahl von Startplätzen sowie ein Qualifikationsmodus, so daß er Jahre vor den Spielen nicht mehr für seine eigene KMG-Promotion boxen dürfte.

Fußnote:

[1] http://www.welt.de/sport/article115382417/Wladimir-Klitschko-will-bei-Olympia-2016-boxen.html

19. April 2013