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MELDUNG/1073: Masse macht's - Fury walzt Cunningham nieder (SB)




Mit der Brechstange gegen den technisch versierten US-Amerikaner

Der britische Schwergewichtler Tyson Fury hat seine Ankündigung wahrgemacht und den US-amerikanischen Gegner Steve Cunningham auf die Bretter geschickt. Bevor es jedoch soweit war, wurden seine nicht allzu ausgereiften boxerischen Fertigkeiten von dem wesentlich kleineren und leichteren Kontrahenten auf eine harte Probe gestellt. Letzten Endes gab die überlegene Physis des 2,06 m großen und 20 kg schwereren Briten den Ausschlag, der sich in der siebten Runde des Kampfs im New Yorker Madison Square Garden entscheidend durchsetzen konnte. Während der 24jährige Fury in 21 Auftritten ungeschlagen blieb und auf den zweiten Platz der IBF-Rangliste vorrückte, stehen für den zwölf Jahre älteren früheren Weltmeister der IBF im Cruisergewicht nun 25 gewonnene und sechs verlorene Kämpfe zu Buche. Cunningham, der ein ausgezeichneter Techniker ist, sieht sich nach seinem Aufstieg ins Schwergewicht mit Gegnern konfrontiert, die ihn regelrecht erdrücken und mit ihrer schieren Masse konditionell überfordern.

Beide Boxer legten von Beginn an ein hohes Tempo vor, um sich frühzeitig die Vorherrschaft zu sichern. Wenngleich Fury zunächst den Ton angab, deutete der US-Amerikaner doch mit vereinzelten Treffern seine Gefährlichkeit an. Als sich der Brite in der zweiten Runde seiner Überlegenheit zu sicher war und die Deckung vernachlässigte, traf ihn ein rechter Schwinger Cunninghams, der ihn zu Boden schickte. Fury nahm sich mit dem Aufstehen Zeit, was vermuten ließ, daß er nach dem Volltreffer noch benommen war. Danach fing sich der Brite jedoch rasch genug wieder, um seinem Gegner nicht die Chance zu lassen, ihm womöglich den Rest zu geben.

So hatte sich Tyson Fury sein Debüt in den USA sicher nicht vorgestellt. Daher legte er sich im folgenden Durchgang kräftig ins Zeug, um die Schrecksekunden vergessen zu machen. Wiederum verstärkte der riesige Brite den Druck, doch erneut war es Cunningham, der die deutlicheren Treffer plazieren konnte. Daß die Gefahr für Fury noch längst nicht gebannt war, zeigte sich in der vierten Runde, als er nach einer Rechten des Gegners wiederum angeschlagen wirkte und sich durch Klammern aus der Affäre zu ziehen versuchte. Dafür ermahnte ihn der Ringrichter, worauf der Brite im fünften Durchgang wegen Haltens sogar mit einem Punktabzug bestraft wurde. Danach machte er jedoch eine bessere Figur als zuvor, da er nun in der Halbdistanz seine Wucht umzusetzen verstand.

Vom sechsten Durchgang an setzte Fury seinen Körper im Infight ein, so daß Cunningham den auf ihm lehnenden Gegner phasenweise stützen mußte und daher zusehends ermüdete. Damit verschaffte sich der Brite Vorteile, die es ihm erlaubten, in der siebten Runde mehrere Uppercuts durchzubringen, die Wirkung bei Cunningham hinterließen. Nun bearbeitete Fury den Kontrahenten an den Seilen, bis er ihn schließlich mit dem Unterarm wegdrückte und einen rechten Haken folgen ließ, der den US-Amerikaner niederstreckte. Cunningham strich die Segel und ließ sich auszählen, da er offenbar keine Reserven mehr hatte, um den Kampf fortzusetzen. [1]

Im Hochgefühl des Triumphs attestierte Fury seinem Gegner zwar einen guten Kampf, doch habe Cunningham gegen den besseren Mann verloren. Man kann jedoch geteilter Meinung sein, ob sich diese Aussage mit dem Verlauf ihres Duells in Deckung bringen läßt. Wie der Brite im Interview mit NBC Sports fortfuhr, besiege eine guter großer Boxer stets einen guten kleinen. Immerhin räumte er in diesem Zusammenhang ein, daß dies ein lehrreiches Erlebnis für ihn gewesen sei. Daß er im Kampf gegen Steve Cunningham zeitweise am Rand einer Niederlage gestanden hatte, dürfte dem Briten zumindest nicht entgangen sein. Abschließend dankte er dem New Yorker Publikum, bei dem er sich vom letztendlichen Resultat her gut eingeführt hatte.

Bereits im nächsten Kampf könnte Tyson Fury auf Kubrat Pulev treffen, der die IBF-Rangliste im Schwergewicht anführt. Der beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag stehende Bulgare hat im vergangenen Jahr zunächst im Kampf um die Europameisterschaft im Schwergewicht den körperlich überlegenen Alexander Dimitrenko besiegt. Anfang Oktober 2012 bestritt er dann in der Sporthalle Hamburg einen Ausscheidungskampf gegen den Russen Alexander Ustinow. Dabei lieferte der 31 Jahre alte Pulev seinem 2,02 m großen und mit einem Gewicht von fast 139 kg wie ein Berg vor ihm aufragenden Kontrahenten ein bravouröses Gefecht, das er durch Abbruch in der elften Runde gewann.

Während der Bulgare damit in 17 Profikämpfen ungeschlagen blieb, mußte der bei K2 Promotions unter Vertrag stehende Ustinow in seinem 22. Auftritt die erste Niederlage hinnehmen. Hätte es eines weiteren Beweises bedurft, daß Kubrat Pulev physisch weit überlegene Gegner besiegen kann, so war dieser definitiv erbracht. Tyson Fury sollte daher den Mund nicht zu voll nehmen, da mit dem Bulgaren ein hochklassiger Gegner auf ihn wartet, der es versteht, Riesen das Fürchten zu lehren.

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/fury-dreht-kampf-gegen-cunningham-und-gewinnt-durch-k-o-in-der-7-runde-26047

22. April 2013