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MELDUNG/1109: Stolpersteine auf dem Weg zur prallgefüllten Börse (SB)




Klitschkos Management verlangt Dopingtests nach NADA-Standard

Der Börsentopf für den Kampf zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin ist nach der Versteigerung im April so gewaltig, daß man annehmen sollte, beide Lager arbeiteten mit Hochdruck daran, alle verbliebenen Streitpunkte zügig auszuräumen. Damals hatte Powetkins Manager Wlad Chrunow im Auftrag eines reichen russischen Bauunternehmers mit 23 Millionen Dollar (17,76 Millionen Euro) das höchste Gebot abgegeben. Davon soll Klitschko allein 13,3 Millionen Euro bekommen, Powetkin die restlichen 4,4 Millionen Euro. Nun scheint jedoch eine Forderung des Klitschko-Managements hinsichtlich der Durchführung der Dopingkontrollen das am 5. Oktober in Moskau geplante millionenschwere Megaduell zu gefährden.

Wie Klitschkos Manager Bernd Bönte unterstreicht, werde es ohne die fragliche Vereinbarung keinen Kampf geben. Deshalb sei die Frist für den Abschluß der Verhandlungen vom Weltverband WBA, in dem der 37jährige Ukrainer Superchampion und der vier Jahre jüngere Russe regulärer Weltmeister ist, bis zum 7. Juni verlängert worden. Das Lager Klitschkos verlangt, daß die Dopingtests in dem von der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) zertifizierten Kölner Institut für Biochemie unter der Leitung von Professor Wilhelm Schänzer ausgewertet werden.

Böntes Worten zufolge sei man nicht bereit, davon abzurücken, sondern bestehe darauf, daß die NADA und der Bund Deutscher Berufsboxer als auftraggebender Verband für die Durchführung und Analyse der Dopingtests zuständig sind. In diesem Punkt lasse man sich auf keine Diskussionen ein. "Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich habe in dem Business schon zu viel erlebt", sagte Bönte. Man wolle "Ungereimtheiten durch fragwürdige Untersuchungen der russischen Doping-Kontrollinstanzen" ausschließen. Abgesehen davon gebe es noch riesige Lücken in den Verträgen, nicht nur, was das Thema Dopingkontrollen angeht, fügte der Manager der Klitschkos hinzu. [1]

Schon vor einigen Tagen hatte Klitschkos Team die Befürchtung geäußert, daß die Dopingprobe des Ukrainers im Falle einer Niederlage Powetkins im Nachhinein manipuliert werden könnte. Man müsse auf der Hut sein, da Wladimirs Image mehr wert als jede Kampfbörse sei, so Bönte. Er fürchte wirklich, daß es zu einer Art von Manipulation kommen könnte, stieß Vitali Klitschko ins selbe Horn. Es sei daher sehr wichtig, den Kampf unter der Kontrolle der deutschen Kommission durchzuführen, in die man volles Vertrauen setze.

Während die Klitschkos also darauf bestehen, daß die Dopingkontrollen von der deutschen NADA gehandhabt werden, bevorzugt Powetkins Team die RUSADA (Russian Anti Doping Agency). Chris Meyer, der Geschäftsführer von Powetkins Promoter Sauerland Event, hatte bereits deutlich gemacht, daß er sich einen Kompromiß vorstellen könne. Er habe Vertrauen zur russischen und zur deutschen Antidoping-Agentur und kein Problem damit, die NADA einzubinden. Wichtig sei nur, daß beide Boxer einheitlich getestet werden.

Ende Mai erklärte der russische Geschäftsmann Andrei Ryabinsky, der den Großteil der gebotenen 23,2 Millionen Kampfbörse aufgebracht hat, noch optimistisch, daß die Kontroverse seines Erachtens rasch beigelegt werden könne. Der wichtigsten Forderung, nämlich einer Austragung des Kampfs in Moskau, sei stattgegeben worden. Man habe eine vorläufige Einigung erzielt, was die Dopingtests betrifft. Klitschkos Seite wolle Tests unter der NADA durchführen, seine Seite wünsche, daß die RUSADA sie abwickelt. Er sei sehr gelassen, was diese Situation angehe. Unter bestimmten Bedingungen sei es möglich, daß die NADA die Durchführung der Dopingtests kontrollieren wird. [2]

Warum das sich abzeichnende Entgegenkommen auf russischer Seite bislang zu keiner Einigung geführt hat, ist vorerst nicht bekannt. Offenbar besteht das Management der Klitschkos darauf, daß die Dopingtests ausschließlich unter der Regie der NADA und im Kölner Institut bei Professor Schänzer durchgeführt werden. Der Eindruck, es handle sich bei dieser Kontroverse über sachliche Argumente hinaus um ein Armdrücken, mit dessen Hilfe Vorteile bei den Verhandlungen über die noch offenen Einzelheiten des Vertrags erwirtschaftet werden sollen, dürfte nicht aus der Luft gegriffen sein.

Fußnoten:

[1] http://www.sueddeutsche.de/sport/streit-um-dopingtests-klitschko-fight-gegen-powetkin-in-gefahr-1.1686483

[2] http://www.boxen.de/news/klitschko-vs-povetkin-annaeherung-bei-den-dopingtests-26762

4. Juni 2013