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MELDUNG/1111: Huck und Afolabi rühren die Werbetrommel (SB)


Vor den Fäusten fliegen die Worte


Portrait des Musikers - Foto: © 2013 by Hamza Djenat

Wayne Beckford
Foto: © 2013 by Hamza Djenat

Wenn Marco Huck am Samstag in der Berliner Max-Schmeling-Halle zum Ring marschiert, um den WBO-Titel im Cruisergewicht gegen Ola Afolabi zu verteidigen, singt der britische Musiker Wayne Beckford seinen neuen Song "Dynamite" vom Album "Alpha Omega" live für ihn. Das Stück passe sehr gut zu Marco, der im Ring so explosiv wie Dynamit sei, sagte Beckford, der nach seinem Auftritt dem Weltmeister die Daumen drücken will, obgleich es gegen seinen Landsmann Afolabi geht. Er singe ja schließlich für Marco Huck, so der Engländer, der Hits für namhafte Künstler der Musikbranche wie Rihanna, Akon, Gnarls Barkley, UB 40, Seal und die Black Eyed Peas geschrieben und produziert hat. [1]

Der 28jährige Marco Huck und der fünf Jahre ältere Ola Afolabi treffen bereits zum dritten Mal aufeinander. Einmal hat der Berliner knapp nach Punkten gewonnen, bei der Revanche trennten sich die Kontrahenten unentschieden. Während der Weltmeister geltend macht, er habe stets die Nase vorn gehabt und sei im Grunde auch bei ihrem zweiten Duell der Bessere gewesen, hält der Brite dagegen, er sei in beiden Fällen von den Punktrichtern benachteiligt worden. Nun sollen ein für allemal klare Verhältnisse geschaffen werden, meinen die langjährigen Rivalen wie auch ihre Trainer Ulli Wegner und Fritz Sdunek.

Bevor im Ring die Fäuste fliegen, haben der Titelverteidiger und sein Pflichtherausforderer schon verbal Maß genommen. Drei Tage vor dem Kampf argwöhnte Huck auf einer Pressekonferenz sicher nicht ganz zu Unrecht, der Brite provoziere ihn absichtlich. Afolabi wolle ihn aus der Ruhe bringen, damit er im Ring Fehler mache, mutmaßte der Berliner. Das werde dem Herausforderer jedoch nicht gelingen: "Ich bin der Champion und will es auch bleiben. Ich werde ihm meine Antworten im Ring geben." Im übrigen habe er längst bewiesen, daß er den Briten schlagen könne, während das umgekehrt ausgeschlossen sei: "Ich weiß, daß ich besser bin. Ich habe das bessere Publikum, das mich unterstützen wird. Am Ende werden wir gemeinsam feiern können", übte sich der Champion in Zuversicht.

Der in Los Angeles lebende Afolabi räumte unumwunden ein, daß seine provozierenden Äußerungen lediglich geschauspielert seien. Beide wollten dem Publikum eine gute Show liefern, und das ganze Theater steigere nur das Interesse an dem Kampf: "Wir hatten unseren Spaß dabei. Es ist ein bißchen hitzig geworden, so muß das sein", zeigte sich der Brite milde und leutselig, um dann aber doch eine Spitze nachzuschieben. Wenn man Huck-Fan sei, sage man wohl, er habe den letzten Kampf gewonnen. Drücke man Ola Afolabi die Daumen, sehe man das natürlich andersherum. "Aber nach dem letzten Kampf von Marco Huck gegen Firat Arslan hat mich Stevie Wonder angeschaut und gesagt: Es war eindeutig, daß Arslan gewonnen hat." [2]

Als der Brite über dieser kleinen Pointe in Gelächter ausbrach, schien das Huck überhaupt nicht zu gefallen. "Jetzt freust du dich. Am Samstag wird dir das Lachen aber vergehen", gab der Berliner so heftig Kontra, daß man sich des Eindrucks kaum erwehren konnte, das beiderseitige Schauspiel zu Werbezwecken gehe fließend in tiefsitzende Animositäten über. Natürlich weiß Afolabi, daß Huck in der Hitze des Gefechts dazu neigt, die taktische Marschroute sausen zu lassen und auf die Brechstange zu setzen, was dem Berliner nicht immer gut bekommen ist. Den Weltmeister auf die Palme zu bringen, kann also durchaus Methode haben. Andererseits ist Huck gleichermaßen klar, daß der Brite auf diese Karte setzen könnte, weshalb er um so mehr versucht, die Ruhe zu bewahren, wenngleich er mitunter innerlich zu kochen scheint. Daß diese Gemengelage einen turbulenten Kampf verspricht, liegt auf der Hand.

Gespannt darf man insbesondere sein, welchem der beiden Boxer es gelingt, den Gegner mit seiner Taktik zu dominieren. Die Kontrahenten kennen einander inzwischen so gut, daß man meinen sollte, es seien diesbezüglich keine Überraschungen mehr zu erwarten. Um so mehr dürften Ulli Wegner und Fritz Sdunek gebrütet und mit ihren Schützlingen geprobt haben, um das nötige Quentchen Vorteil zu erwirtschaften. Ohnehin widerlegt gerade der Boxsport allenthalben das Gerücht, es sei von Anfang bis Ende kontrolliertes Handeln am Werk.

Einen Tag vor der Berliner Pressekonferenz hatten Huck und Afolabi das obligatorische öffentliche Training absolviert. Dabei ging der Brite ganz locker zu Werke und bot den Zuschauern und der versammelten Presse Einlagen an den Pratzen von Trainer Fritz Sdunek und mit dem Sprungseil. Dann versicherte Afolabi, daß ihn der Trainer in die Form seines Lebens gebracht habe. Früher sei er entweder körperlich gut drauf, aber nicht mit dem Kopf dabei gewesen. Oder er sei mental voll auf der Höhe gewesen, doch hätten die Ausdauerwerte nicht gereicht. Jetzt stimme das Gesamtpaket. Auch der 66jährige Sdunek ist sich sicher, daß diesmal alles zusammenpaßt. Ola habe bei ihm gelernt, was Disziplin heißt. Das werde den Ausschlag im dritten Duell mit Huck geben. "Der Titel bleibt in Berlin", unterstrich hingegen Ulli Wegner, nachdem sein Schützling mit harten Schlägen in die Pratzen eine demonstrative Kampfansage gemacht hatte. Sollte Afolabi diesen Eindruck haben, liege er nicht falsch. Die richtig harten Kombinationen werde der Brite allerdings am Samstag im Ring zu spüren bekommen, drohte Huck.

Im Vorprogramm des Kampfs zwischen Huck und Afolabi werden unter anderem zwei attraktive Duelle im Halbschwergewicht zu sehen sein. Eduard Gutknecht trifft auf Richard Vidal aus Uruguay, wobei es um die vakante interkontinentale Meisterschaft der WBA geht. Zudem verteidigt der in elf Auftritten siegreiche Robert Woge erstmals seinen Interkontinentaltitel der IBF gegen den ebenfalls ungeschlagenen Polen Dariusz Sek. [3]

Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/beckford-singt-fuer-huck.html

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/huck-vs-afolabi-iii-rueckt-naeher/23.html

[3] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/der-titel-bleibt-in-berlin.html

6. Juni 2013