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MELDUNG/1129: Veteranen pflastern Deontay Wilders Weg (SB)




Nach Audley Harrison nun der Weißrusse Sergej Liachowitsch

Der US-amerikanische Schwergewichtler Deontay Wilder begann erst im Alter von 20 Jahren zu boxen. Nur drei Jahre später gewann er bei den Olympischen Spielen 2008 in Beijing eine Bronzemedaille und wurde nach seinem Wechsel ins Profilager von den Golden Boy Promotions behutsam aufgebaut. Oscar de la Hoya warb für den 2,01 m großen Hünen mit den Worten, dieser erinnere ihn an den legendären Thomas Hearns, da er die Führhand fast so schnell wie ein Leichtgewichtler schlage. Treffe er aber mit der Rechten, sei es um jeden Gegner geschehen. Wilder sei eine Gefahr für die gesamte Szene, lobte der Promoter seinen Boxer als neue Hoffnung des Schwergewichts in den USA aus.

Mitte Dezember 2012 traf Deontay Wilder auf seinen ebenfalls ungeschlagenen Landsmann Kelvin Price, den er in der dritten Runde auf die Bretter schickte. Damit hatte er nicht nur alle seine Kämpfe gewonnen, sondern dabei auch nie länger als vier Runden im Ring gestanden. Nach diesem Erfolg verkündete Wilder, er werde nun alle weiteren ungeschlagenen Landsleute besiegen, um sich als herausragender Kandidat durchzusetzen und Herausforderer der Klitschkos zu etablieren. Ende Januar 2013 war es allerdings der wesentlich schwächer eingeschätzte Matthew Greer, mit dem er bei einem Abstecher nach Mexiko in nur zwei Runden kurzen Prozeß machte.

Der 27jährige Wilder hatte bis dahin nur gegen dritt- und viertklassige Gegner gekämpft, wobei Kelvin Price sein einziger Kontrahent aus den Top 100 war. Um ihn endlich an namhaftere Gegner heranzuführen, plante man zeitweise einen Kampf gegen den erfahrenen Tony Thompson, der unter anderem mit Wladimir Klitschko im Ring gestanden hatte. Wie der Geschäftsführer der Golden Boy Promotions, Richard Schaefer, im Frühjahr ankündigte, solle Wilder als Hauptkämpfer auf dem Sender CBS neue Zielgruppen im US-amerikanischen Free-TV ansprechen. Zu einem Kampf gegen Thompson kam es jedoch nicht, da man in England eine günstige Option erschloß.

Anfang Mai bekam es Deontay Wilder mit einem anspruchsvollen Gegner zu tun. Er besiegte in Sheffield den 41 Jahre alten Briten Audley Harrison, der früher Europameister gewesen war, jedoch in jüngerer Zeit desaströse Niederlagen gegen seine Landsleute David Haye und David Price bezogen hatte. Der Kampf endete bereits in der ersten Runde, als Wilder seinen Gegner in die Seile trieb und ihn dort mit einem Hagel von Schlägen auf die Knie zwang. Harrison wurde vom Ringrichter angezählt und ließ sich beim unsicheren Aufstehen so viel Zeit, daß ihn der Referee aus dem Kampf nahm. Wenngleich er lautstark gegen den Abbruch protestierte, wäre das Ende doch nur eine Frage der Zeit gewesen.

Damit hatte der ungeschlagene US-Amerikaner 28 Auftritte allesamt frühzeitig für sich entschieden. Einen für den 27. April geplanten Kampf gegen den Briten Dereck Chisora mußte Wilder absagen, da er die USA vorerst nicht verlassen durfte. Er war in Las Vegas festgenommen worden, weil er in seinem Hotelzimmer eine Frau geschlagen und gewürgt haben soll. Er wurde gegen Zahlung einer Kaution von 15.000 Dollar auf freien Fuß gesetzt, doch muß er sich möglicherweise vor Gericht verantworten.

Am 9. August gilt es für Deontay Wilder, sich gegen den bislang stärksten Gegner seiner Karriere zu bewähren. Er trifft auf den ehemaligen WBO-Weltmeister Sergej Liachowitsch, für den 25 Siege und fünf Niederlagen zu Buche stehen. Der 37 Jahre alte Weißrusse hatte sich 2006 mit einem überraschenden Sieg gegen Lamon Brewster den Titel gesichert, diesen jedoch bereits bei der ersten Titelverteidigung an Shannon Briggs verloren. Bei seinen letzten beiden Auftritten mußte sich der in den USA lebende Liachowitsch dem Finnen Robert Helenius aus dem Sauerland-Team sowie Bryant Jennings jeweils vorzeitig geschlagen geben.

Ursprünglich sollte Deontay Wilder bereits im Juli im Vorprogramm von Bernard Hopkins auftreten. Da dessen Titelverteidigung gegen Karo Murat aufgrund zwischenzeitlicher Visaprobleme des Berliners jedoch verschoben wurde, bekommt Wilder nun seine eigene Veranstaltung. Der Kampf soll entweder in seinem Heimatstaat Alabama oder im Fantasy Springs Casino in Indio (Kalifornien) ausgetragen und vom Sender Showtime übertragen werden. [1]

Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/wilder-am-9-august-gegen-ex-weltmeister-liakhovich-27306

28. Juni 2013