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MELDUNG/1222: Bloßes Geschwätz beendet die Ära der Klitschkos nicht (SB)




Tyson Fury bestätigt Nachholtermin des Kampfs gegen David Haye

Der ursprünglich für den 28. September in Manchester angesetzte Kampf der beiden führenden britischen Schwergewichtler David Haye und Tyson Fury war abgesagt worden, nachdem sich Haye beim Sparring eine Cutverletzung zugezogen hatte. Wie sein Kontrahent nun bestätigt hat, ist der Nachholtermin am 8. Februar inzwischen unter Dach und Fach. Der neue Vertrag sei von beiden Seiten unterschrieben und versiegelt worden. Natürlich ließ sich der in 21 Profikämpfen ungeschlagene Fury die Gelegenheit nicht entgehen, erneut über seinen Rivalen herzuziehen und in der sattsam bekannten Mischung aus großsprecherischer Werbung für das Duell und persönlicher Animosität die Fehde vorerst verbal weiter auszutragen.

Er sende diese Botschaft an all seine Fans, denen er zeigen werde, wie man David Haye im Namen der Nation auf die Bretter schickt, aber auch an seine Kritiker, die miterleben wollten, wie man Fury von seinem Leid erlöst. Er freue sich sehr auf den Kampf am 8. Februar, der noch größer und besser sein werde und mehr Leuten Gelegenheit gebe zuzusehen, wie er Hayes Gesicht einschlage. Dieser sei ihm schon damals in Sheffield aus dem Weg gegangen, obwohl er noch sehr jung gewesen sei, prahlt Fury. Die jüngste Entwicklung habe ihn in dem Wunsch bestärkt, dem Londoner eine Lektion im Ring zu erteilen, die er nie mehr vergessen werde. So gesehen lohne sich das lange Warten allemal, da seine Geduld am Ende um so sicherer ihre Belohnung fände.

Zugleich spielt Fury darauf an, daß sein Rivale erneut eine Hintertür suchen könnte, wie man ihm das in der Vergangenheit schon mehrfach zur Last gelegt hat. Es sei gut möglich, daß Haye aus Angst vor ihm erneut Klitschko hinterherjagt, um dem britischen Duell aus dem Weg zu gehen. Er könnte also versuchen zu fliehen, indem er andere Pläne vorschiebt. Eine erneute Absage würde Haye jedoch endgültig der Lächerlichkeit preisgeben und ihn aller Glaubwürdigkeit berauben, so daß er auswandern müßte, weil er sein Gesicht in England nicht mehr zeigen könnte. Also gehe er davon aus, daß er in den Ring steigen und ein Exempel an ihm statuieren könne, so Fury. Große Kämpfe ließen sich auf Dauer nicht verhindern, und einen größeren als diesen gebe es nicht. "Es liegt an dir, Mr. Excusemaker" [1], schließt Tyson Fury seine Tirade, die zweifellos eine geharnischte Erwiderung seines Erzrivalen auf den Plan rufen wird.

Mit solchen inszenierten Fehden hat David Haye zunächst den Kampf gegen Wladimir Klitschko und später jenen gegen Dereck Chisora herbeigeredet, die ihm beide etliche Millionen auf sein Konto gespült haben. Nun hat er in Tyson Fury einen kongenialen Maulhelden gefunden, der ihm die Hälfte der Arbeit abnimmt, ihren Kampf zum bedeutendsten Ereignis hochzustilisieren, welches das Schwergewicht seit Ewigkeiten aufzubieten hat. Der enttäuschende Verlauf des Moskauer Duells zwischen Wladimir Klitschko und Alexander Powetkin ist Wasser auf die Mühlen der beiden Briten, die nun um so lautstarker behaupten können, daß sie allein einzulösen imstande sind, was man am Schwergewichtsboxen in der Ära der Klitschkos so schmerzlich vermißt.

Daß die Regentschaft des ukrainischen Brüderpaars Langeweile verbreitet, ist zwar weithin Konsens, doch hat das der Popularität der Klitschkos zumindest hierzulande keinen Abbruch getan. Neu ist jedoch, daß Wladimirs Ringkampf in der Olympiahalle der russischen Hauptstadt das Faß zum Überlaufen bringen könnte und das ihm bislang gewogene Medienecho ins Gegenteil umschlägt. Zeichnete sich schon die Hofberichterstattung durch weitgehende Abwesenheit sachkundiger Analysen und Einschätzungen aus, so ist auch von der nun ausbrechenden Kritik nicht mehr als dumpfe Häme zu erwarten.

Demgegenüber sind Haye und Fury in Wort und Tat unterhaltsamere Charaktere der Schwergewichtsszene, was sie aber noch lange nicht zu besseren Boxern als den Klitschkos macht. Zwar hat sich Haye gegen Wladimir so schlecht nicht gehalten, wie dies später in abfälligen Kommentaren behauptet wurde. Durchsetzen konnte er sich aber nicht, weshalb die Frage, welches Kraut gegen die Kampfesweise der Klitschkos gewachsen ist, noch immer einer fundierten Antwort harrt, die lautes Geschwätz welcher Art auch immer nicht ersetzen kann.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/tyson-fury-jetzt-liegt-es-an-dir-mr-excusemaker-29336

8. Oktober 2013