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MELDUNG/1260: Offensichtlich hat Yoan Pablo Hernandez nichts verlernt (SB)




Alexander Alexejew unterliegt dem IBF-Champion in der zehnten Runde

Nach einer ausgedehnten Pause von vierzehn Monaten, die eine hartnäckige Handverletzung erzwang, hat sich Yoan Pablo Hernandez auf überzeugende Weise im Ring zurückgemeldet. Der 29jährige Kubaner, dessen deutsche Staatsbürgerschaft dem Vernehmen nach nicht mehr lange auf sich warten läßt, beeindruckte bei seinem Auftritt in Bamberg auf ganzer Linie. Als amtierender IBF-Weltmeister im Cruisergewicht verteidigte er nicht nur erfolgreich seinen Titel, sondern gab auch der Experteneinschätzung neue Nahrung, die ihn an der Spitze seiner Gewichtsklasse verortet. Der für Sauerland Event boxende Champion setzte sich in einem spektakulären Gefecht durch K.o. in der zehnten Runde gegen Alexander Alexejew durch, der beim Hamburger Promoter Erol Ceylan (ECB) unter Vertrag steht.

Hernandez ließ von Beginn an weder Gewöhnungsprobleme noch Zurückhaltung im Gebrauch seiner Schlaghand erkennen. Vielmehr setzte er dem Herausforderer dank seiner agilen Bewegungsweise und technischen Vorteile gehörig zu und ließ ihn nicht zur Entfaltung kommen. Als der in Hamburg lebende Russe bereits in der zweiten Runde nach einem linken Haken zu Boden gehen mußte, schien sich eine frühe Entscheidung abzuzeichnen. Alexejew überstand diese kritische Situation jedoch, erholte sich im folgenden Durchgang wieder und fügte seinem Gegner in der vierten Runde mit der Linken eine Cutverletzung über dem Auge zu.

Nachdem Trainer Ulli Wegner bis zu diesem Zeit mit Genugtuung verfolgt hatte, wie sein Schützling den Russen mit Kombinationen zu Kopf und Körper dominierte, wies er ihn nun um so entschiedener an, sich nicht auf den Infight einzulassen. Nur dicht am Gegner machte Alexejew die bessere Figur, was sich sofort änderte, wenn Hernandez wieder auf Abstand ging und mit der linken Geraden arbeitete. Der Kubaner hörte auf seinen Trainer und schickte den Herausforderer prompt in der fünften Runde mit einer Links-Rechts-Kombination zum zweiten Mal auf die Bretter.

Von einer Entscheidung konnte indessen auch diesmal nicht die Rede sein, da sich Hernandez bei seiner Offensive verausgabt hatte. Der Russe rettete sich in die Pause und fand allmählich zurück in den Kampf. Während der Titelverteidiger in dieser Phase seine Aktivitäten drastisch einschränken mußte, um wieder zu Atem zu kommen, wirkte der Herausforderer erheblich frischer und schlug nun häufiger. Als Hernandez etliche Treffer einstecken mußte, und sich durch häufiges Klammern aus der Affäre zu ziehen versuchte, wurden böse Erinnerungen an die Niederlage gegen Troy Ross wach, bei der Hernandez erhebliche konditionelle Probleme gezeigt hatte. Der Kubaner überstand jedoch die Schwächeperiode und nahm das Heft wieder in die Hand. In der zehnten Runde führte er mit einem kurzen rechten Haken das vorzeitige Ende herbei: Alexejew ging zu Boden und kam diesmal nicht mehr rechtzeitig auf die Beine, so daß er ausgezählt wurde.[1]

Yoan Pablo Hernandez, der damit IBF-Weltmeister blieb und seine Bilanz auf 28 Siege sowie eine Niederlage verbesserte, zeigte sich im ARD-Interview überglücklich. Die Hand habe gehalten, und eine so lange Pause werde es künftig nicht wieder geben, zog der Kubaner ein kurzes und bündiges Fazit. Gerüchten zufolge könnte es 2014 zu einem Vereinigungskampf gegen WBO-Champion Marco Huck kommen, obwohl beide Titelträger bei Sauerland unter Vertrag stehen und von Ulli Wegner trainiert werden. Wie Alexander Alexejew versicherte, habe er alles versucht, doch sei Hernandez an diesem Abend einfach stärker gewesen. Sein Vorhaben, variabler zu boxen und größeren Druck zu entfalten, sei leider gescheitert, da er zu viele Fehler gemacht habe. Für den Russen, dessen Bilanz 24 Siege, drei Niederlagen und ein Unentschieden aufweist, stehen nun Gespräche mit seinem Management über die Planung der nächsten Schritte an.[2]

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Denis Boitsow bezieht seine erste Niederlage

Im Vorprogramm des Titelkampfs zwischen Yoan Pablo Hernandez und Alexander Alexejew in Bamberg bezog der russische Schwergewichtler Denis Boitsow nach 33 Siegen in Folge die erste Niederlage seiner Karriere. Dieser Rückschlag ist um so gravierender, als bei diesem Duell die Chance auf dem Spiel stand, zum Pflichtherausforderer Wladimir Klitschkos beim Verband WBO aufzusteigen. Der von Karsten Röwer trainierte Boitsow unterlag dem Australier Alex Leapai über zwölf Runden klar nach Punkten, für den damit 30 Siege, vier Niederlagen und drei Unentschieden notiert werden.

Das erste Warnsignal kam in der zweiten Runde, als Boitsow nach einem linken Haken des Australiers angeschlagen wirkte. Auch in der Folge machte Leapai den Kampf, während sich Boitsow auf Konter beschränkte. In der siebten Runde mußte der Russe erstmals in seiner Karriere zu Boden gehen, wo er angezählt wurde. Er schien konditionell nicht in der besten Verfassung zu sein und wurde im neunten Durchgang ein zweites Mal angezählt. Obgleich beide Boxer in der Schlußphase erschöpft wirkten, drängte der Australier mit letzter Kraft auf eine vorzeitige Entscheidung. Offenbar ging sein Team davon aus, daß man in Deutschland nicht nach Punkten gewinnen könne, weshalb die Überraschung bei Verkündung der deutlichen Wertung zugunsten Leapais (98:90, 96:92, 96:92) desto größer war.

Von seinen Gefühlen überwältigt berichtete der Australier, man habe von vornherein keinen Kampf über volle zwölf Runden geplant. Er danke Denis Boitsow, der ihm diese Chance eingeräumt habe, und Gott für das Urteil. Er habe sich in der siebten Runde eine Zerrung am Oberschenkel zugezogen, sei aber von seinem Trainer Noel Thornberry angewiesen worden, sich durchzubeißen. Da nichts weniger als die Herausforderung Wladimir Klitschkos in Aussicht steht, habe er bis zur letzten Sekunde Druck gemacht.[3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/hernandez-stoppt-alekseev-verteidigt-ibf-titel-in-bamberg-30205

[2] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/hernandez-beeindruckend/23.html

[3] http://www.boxen.de/news/boytsov-verliert-sauerland-debuet-gegen-starken-leapai-30201

25. November 2013