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MELDUNG/1299: Milliardär Riabinski umwirbt Alexander Powetkin (SB)




Vertrag bei Sauerland zum Jahreswechsel ausgelaufen

Da der Vertrag Alexander Powetkins mit Sauerland zum Jahreswechsel ausgelaufen ist, steht für den russischen Schwergewichtler die Entscheidung an, welcher Promoter künftig seine Geschicke lenken wird. Wenngleich die finanzielle Frage der wesentlichste Aspekt sein dürfte, kommen weitere Erwägungen hinzu. So hängt die Karriereplanung in hohem Maße von dem Einfluß ab, über den der Promoter bei den maßgeblichen Weltverbänden und großen Fernsehsendern verfügt. Hinzu kommt bei Powetkin eine ausgeprägte Verbundenheit mit seinem heimischen Umfeld bis hin zur russisch-orthodoxen Kirche, die unter anderem dazu führte, daß er den überwiegenden Teil seines Trainings zu Hause in Tschechow absolvierte. Auch dürfte er nach der ersten Niederlage seiner Profilaufbahn, die er im Kampf gegen Wladimir Klitschko bezog, geneigt sein, einem Neubeginn unter veränderten Vorzeichen den Zuschlag zu geben.

Für Sauerland wird es daher nicht einfach sein, Powetkin in den anstehenden Gesprächen zum Bleiben zu bewegen. Wenngleich der Russe nicht mehr als regulärer Weltmeister der WBA firmiert, ist ein namhafter Schwergewichtler für den Berliner Promoter Gold wert. Dies gilt um so mehr, als der Finne Robert Helenius im Streit mit Sauerland liegt und aus seinem laufenden Vertrag aussteigen möchte.

Mit dem russischen Milliardär Andrej Riabinski, der bereits den Kampf gegen Wladimir Klitschko mit dem ungewöhnlich hohem Gebot von 23,2 Millionen Dollar ersteigert und veranstaltet hat, steht ein kaum zu überbietender Konkurrent bereit, Powetkin sofort zu übernehmen. Dieser hatte sich bereits im Vorfeld des Titelkampfs von seinem Manager Vlad Chrunow getrennt und diese Aufgabe an Riabinski übertragen. Bei diesem nun auch einen Promotervertrag zu unterschreiben, wäre gewissermaßen der naheliegende nächste Schritt.

Wie um das Wild nicht im letzten Augenblick zu verschrecken, betont Riabinski, man werde Powetkin zu nichts zwingen. Es gebe keinen Grund, Druck zu machen. Sei Alexander bereit, einen solchen Vertrag zu unterschreiben, werde er das tun. Andernfalls werde er es lassen. Wie immer die Entscheidung auch ausfalle, berühre sie das gute persönliche Verhältnis nicht. Ändern würde sich lediglich die geschäftliche Beziehung. Nach den Feiertagen wolle man dieses Thema in aller Ruhe mit Alexander Powetkin besprechen. [1]

In der Vergangenheit brachte niemand Andrej Riabinski mit dem professionellen Boxsport in Verbindung, bis er im April letzten Jahres am Hauptsitz der World Boxing Association (WBA) in Panama-Stadt dreimal soviel auf den Tisch legte wie der nächsthöhere Bieter K2, die Promotionsfirma der Klitschkos (7.130.000 Dollar). Powetkins deutscher Promoter Kalle Sauerland, bei dem der Russe seit acht Jahren unter Vertrag stand, lag mit 6.014.444 Dollar noch darunter.

Klitschko erhielt als Superchampion der WBA den Löwenanteil von 75 Prozent der Gesamtsumme und strich 17.499.997 Dollar ein, mehr als je zuvor in seiner Karriere. Powetkin, der als regulärer Weltmeister dieses Verbands eine Stufe unter dem Ukrainer stand und damit Herausforderer war, bekam mit 25 Prozent oder 5.833.333 Dollar zwar sehr viel weniger, aber dennoch eine Traumbörse. Der Wermutstropfen in Wladimir Klitschkos Kelch des Geldsegens war allerdings die unangenehme Situation, daß K2 erstmals seit der Gründung im Jahr 2004 nicht Eigenveranstalter war.

Der russische Oligarch meinte es ernst: Zumindest die Hälfte der Summe war umgehend wieder eingespielt, da mit Rosneft einer der weltgrößten Ölkonzerne, der in Staatsbesitz ist, als Sponsor gewonnen wurde. Die Partner teilten sich sämtliche Einnahmen und Ausgaben je zur Hälfte. Dennoch warf die Veranstaltung in der 35.000 Zuschauer fassenden Moskauer Olimpijski-Arena keinen Gewinn für Riabinski ab. Das wäre nur mit Hilfe des Bezahlfernsehens möglich gewesen, doch müssen die Zuschauer bislang weder in Rußland und der Ukraine noch in Deutschland für die Übertragung eines Boxkampfs zusätzliche Kosten entrichten.

Daher räumte der Bauunternehmer und Immobilienhändler unumwunden ein, daß sich kurzfristig damit kein Geld verdienen lasse. So gesehen seien die 23 Millionen natürlich eine viel zu hohe Summe für einen Kampf. Er boxe jedoch selbst seit seiner Jugend und sei ein leidenschaftlicher Fan dieses Sports, weshalb er sich nun mit der Absicht trage, eine Kettenreaktion in Rußland auszulösen. Der "Machtkampf von Moskau" biete perfekte Voraussetzungen, sein Heimatland langfristig zu einem Markenzeichen auf der Landkarte des Boxens zu machen. Schließlich handle es sich um den bedeutendsten Schwergewichtskampf seit den legendären Duellen zwischen Evander Holyfield und Mike Tyson, die inzwischen mehr als 15 Jahre zurückliegen.

Riabinski sah in dem Kampf zugleich eine Wertanlage, die ihn als internationalen Promoter etablieren und viele Türen öffnen könnte. Er will mit seiner neugegründeten Promotionsfirma "World Boxing" auf der ganzen Welt Veranstaltungen durchführen. Er werde darangehen, vielversprechende Boxer unter Vertrag zu nehmen. Der erfolgreiche Unternehmer geht davon aus, daß er sich relativ schnell in der Branche etablieren kann. Er biete Geld, große Pläne und eine komplette Ausgestaltung, zumal er über gute Verbindungen in Europa und in Übersee verfüge und sich mit anderen russischen Promotern und Fernsehsendern ins Benehmen gesetzt habe. Offenbar hatte Riabinski bereits ein Auge auf Denis Lebedew, Grigorij Drodsd und Alexander Powetkin geworfen, wobei letzterer zu dieser Zeit noch bei Sauerland Event unter Vertrag stand.

Anfang November legte Riabinski dann mit einer Meldung nach, die Eingang in die internationalen Medien fand. Der unter die Promoter gegangene schwerreiche Immobilienmagnat trug sich mit der Absicht, einen dritten Kampf zwischen Evander Holyfield und Mike Tyson über die Bühne zu bringen. Die Duelle der beiden Erzrivalen gehören zu den Höhepunkten in der Geschichte des Schwergewichtsboxens. Bei ihrem ersten Aufeinandertreffen im November 1996 behielt der als Außenseiter gehandelte Holyfield durch technischen K.o. in der elften Runde die Oberhand. Bei der Revanche im Juni 1997 kam es zu jenem unrühmlichen Zwischenfall, bei dem Tyson seinem fortgesetzt klammernden Widersacher ein Stück des Ohres abbiß, worauf er in der dritten Runde disqualifiziert wurde.

Riabinski zufolge soll das Duell zwischen Tyson und Holyfield auf Wunsch diverser russischer Investoren wieder in Moskau stattfinden, wobei noch nicht klar sei, ob es sich dabei um einen Profi- oder einen Schaukampf handeln wird. Seither hat man nichts mehr davon gehört, so daß sich der Anfangsverdacht erhärtet, es habe sich bei dieser Geschäftsidee um einen Luftballon gehandelt, der den Namen Riabinski werbewirksam durch die Medienlandschaft trägt. Sollte Powetkin bei dem finanzstarken Promoter unterschreiben, würde dieser erstmals Nägel mit Köpfen in seinem neuen Betätigungsfeld machen.


Fußnote:

[1] http://www.boxen.de/news/vertrag-ausgelaufen-povetkin-fuehrt-gespraeche-mit-ryabinsky-und-sauerland-30907

8. Januar 2014