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MELDUNG/1418: Kriegsbeil begraben? Cecilia Braekhus boxt in Schwerin (SB)




Angekündigte Trennung von Sauerland offenbar abgewendet

Offenbar ist die seit geraumer Zeit schwelende Kontroverse zwischen Cecilia Braekhus und ihrem Promoter Sauerland Event beigelegt worden. Ob es sich dabei um einen befristeten Kompromiß oder eine dauerhafte Lösung handelt, wird die weitere Zusammenarbeit zeigen. Im Dezember hatte sich die Norwegerin von Trainer Ulli Wegner getrennt und war zu Otto Rahmin gewechselt. Anlaß war ein unerfreulicher Zwischenfall beim Training, der für sich genommen keinen sonderlich schwerwiegenden Eindruck machte. Deshalb stand damals die Frage im Raum, ob sich zuvor erheblich mehr zusammengebraut hatte, bis die Weltmeisterin Konsequenzen zog.

Anfang April kursierte dann die unbestätigte Meldung, Cecilia Braekhus wolle sich von Sauerland trennen. Angeblich hatte der Berliner Promoter versucht, sie mit einer Verdreifachung ihrer Börse zu halten. Bisher soll die Norwegerin für ihre Titelkämpfe nur ca. 20.000 Euro erhalten haben. Dies gab Einblick in die extreme Polarisierung der Einkünfte im professionellen Boxsport, da die Norwegerin als mehrfache Weltmeisterin, beste Boxerin ihrer Gewichtsklasse und nicht zuletzt populäre Sportlerin offenbar mit einer vergleichsweise geringen Börse abgegolten wurde. Wie es damals hieß, werde sich Braekhus in Norwegen, wo ihre Kämpfe live übertragen werden, vermutlich künftig selber vermarkten.

Die 32 Jahre alte Cecilia Braekhus wurde 1981 im kolumbianischen Cartagena geboren, ist norwegische Staatsbürgerin und hat ihren Wohnsitz in Bergen, wo sie aufgewachsen ist. Aufgrund ihrer Zusammenarbeit mit Sauerland Event lebt sie seit 2008 auch in Berlin. Als Profiboxerin im Weltergewicht ist sie in 24 Kämpfen ungeschlagen und aktuelle Weltmeisterin der Verbände WBA, WBC und WBO in diesem Limit.

Ihre ungewöhnliche Lebensgeschichte und die sportlichen Erfolge haben Cecilia Braekhus in Norwegen eine hohe Popularität beschert. Wenngleich von Sauerland Event eher zurückhaltend vermarktet, ist sie auch in Deutschland gut bekannt, wozu ihre Auftritte in Fernsehformaten und ihre Präsenz in Printerzeugnissen beitrugen. Ihre Kämpfe werden regelmäßig im norwegischen Fernsehen ausgestrahlt und seit ihrem erfolgreichen Debüt in den USA am 22. Juni 2008 zudem auch für das deutschsprachige Fernsehpublikum von der ARD übertragen. Vom Fachmagazin "Boxsport" wurde sie bereits viermal in Folge als "Boxerin des Jahres" ausgezeichnet.

Nun setzt die Norwegerin ihre Karriere in Deutschland fort und bestreitet ihren nächsten Kampf am 7. Juni in Schwerin. In der Sport- und Kongreßhalle verteidigt Jürgen Brähmer den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Halbschwergewicht freiwillig gegen den Argentinier Roberto Bolonti. Im zweiten Hauptkampf des Abends trifft Cecilia Braekhus auf Jessica Balogun, für die 24 Siege und drei Niederlagen zu Buche stehen.

Die Norwegerin freut sich auf ihre zweite Titelverteidigung in diesem Jahr, da sie unbedingt vor der Sommerpause noch einmal boxen wollte. Sie habe seit sechs Wochen jeden Tag trainiert und wisse nun, daß sich diese Vorbereitung auszahlen wird. Braekhus stand ihrer kommenden Gegnerin vor zwei Jahren schon einmal im Ring gegenüber und erinnert sich an ein erbittertes Gefecht. Jessica Balogun gehe kämpferisch zur Sache und sollte niemals unterschätzt werden. Andererseits habe auch sie sich seither weiterentwickelt, was ihre Gegnerin zu spüren bekommen werde, zeigt sich die Weltmeisterin zuversichtlich, ihre drei Gürtel zu behalten.

Bei ihrem bislang letzten Auftritt besiegte die Norwegerin am 1. Februar im dänischen Frederikshavn die Französin Myriam Lamare klar nach Punkten. Ihr letzter Kampf auf deutschem Boden datiert vom Oktober 2010, weshalb es die Weltmeisterin begrüßt, endlich wieder vor hiesigem Publikum aufzutreten. In Deutschland habe sie sich zu der Boxerin entwickelt, die sie heute ist. Sie trainiere seit Beginn ihrer Profilaufbahn in Berlin, und diese Stadt sei ihr eine zweite Heimat geworden. Zugleich appelliert sie an ihre norwegischen Landsleute, zur Unterstützung nach Schwerin zu reisen. Der Weg sei ja nicht weit, da man vom Hamburger Flughafen aus den Schauplatz ihres Auftritts mit einem Katzensprung erreiche. Schwerin stehe eine Invasion der Wikinger bevor! [1]


Fußnote:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/braekhus-boxt-in-schwerin/23.html

29. Mai 2014