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MELDUNG/1460: Wildern im fremden Revier (SB)




Christina Hammer macht einen Ausflug ins Supermittelgewicht

Am 26. Juli ist das Magdeburger SES-Team erstmals seit fünf Jahren wieder in Dessau zu Gast. In der Anhalt-Arena stellt sich die in 17 Profikämpfen ungeschlagene Mittelgewichtlerin Christina Hammer einer neuen Herausforderung. Die 23 Jahre alte Dortmunderin ist Weltmeisterin der WBO und WBF und hat sich im vergangenen Jahr bei einem Ausflug ins Supermittelgewicht auch dort die Titel dieser beiden Verbände gesichert.

Sie sorgte am 4. Mai 2013 in Mannheim für eine Sternstunde ihrer persönlichen Karriere wie auch des internationalen Frauenboxens. Die laut unabhängigem Ranking weltweite Nummer eins im Mittelgewicht traf ein Limit höher auf die ebenfalls ungeschlagene Zita Zatyko, die als beste Boxerin im Supermittelgewicht galt. Die 32jährige Ungarin hatte 15 Siege sowie ein Unentschieden auf dem sportlichen Konto und war amtierende Weltmeisterin der WBF. Dieser Gürtel wie auch der vakante Titel der WBO standen bei diesem Duell auf dem Spiel. Die Dortmunderin wurde nach zehn Runden zur einstimmigen Siegerin nach Punkten erklärt.

Bei ihrem letzten Auftritt unterstrich Christina Hammer Anfang März im Rahmen einer Veranstaltung des SES-Boxstalls in Magdeburg ihre Führungsrolle im Mittelgewicht. Die Weltmeisterin mußte zwar mit der zwei Jahre älteren Aachenerin Jessica Balogun über zwölf Runden gehen, doch gab ihr deren kämpferische Einstellung reichlich Gelegenheit, verschiedene Aspekte ihres Könnens auszuspielen. Sie setzte nicht nur ihre körperliche Überlegenheit ein, sondern boxte auch beweglich und variabel. Immer wieder fand sie Lücken in der Deckung ihrer Gegnerin, die etliche Volltreffer verkraften mußte.

Was die Dortmunderin nun vorhat, ist womöglich noch schwieriger als ihr letztjähriger Abstecher ins Supermittelgewicht. Sie geht diesmal den selten beschrittenen Weg, aus ihrem gewohnten Limit ins Halbmittelgewicht abzusteigen, wo der vakante WBO-Titel zu vergeben ist. Ihre Gegnerin ist die mehrmalige Welt- und Europameisterin Anne Sophie Mathis aus Frankreich, die zu den besten Boxerinnen überhaupt gehört und als Kontrahentin der Norwegerin Cecilia Braekhus und der Amerikanerin Holly Holm im Weltergewicht ein Begriff sein dürfte. Die Französin hat 27 Kämpfe gewonnen und drei verloren, wobei es ihr gelang, 23 Gegnerinnen vorzeitig zu besiegen. [1]

Ein weiterer Höhepunkt der Abendveranstaltung in Dessau ist der Auftritt von Robert Stieglitz. Der frühere WBO-Weltmeister im Supermittelgewicht kämpft gegen Sergej Chomitski um den vakanten interkontinentalen Titel desselben Verbands. Der erfahrene Weißrusse steigt zwar als Außenseiter in den Ring, hat sich aber vor gut zwei Monaten in England durch einen K.o.-Sieg in der sechsten Runde gegen den ungeschlagenen Briten Frank Buglioni den Gürtel des WBO-Europameisters gesichert und auf Platz neun der WBO-Rangliste vorgearbeitet. Trotz einer durchwachsenen Bilanz von 29 Siegen, zehn Niederlagen und zwei Unentschieden dürfte Chomitski daher mit dem Rückenwind seines jüngsten Erfolgs kein Kanonenfutter sein. [2]

Andererseits geht es für Stieglitz darum, sich den verlorenen WBO-Titel wiederzuholen, den ihm Arthur Abraham abgenommen hat. Der Magdeburger muß den Weißrussen besiegen, um sich wieder in eine günstige Position zu manövrieren und wird mit Sicherheit konzentriert und entschlossen zu Werke gehen. Am 1. März hatte der Herausforderer aus Berlin vor 7500 Zuschauern in Magdeburg knapp mit 2:1-Punktrichterwertungen die Oberhand behalten. Die beiden Boxer hatten einander zuvor schon zweimal im Ring gegenübergestanden. Bei ihrem ersten Duell im August 2012 konnte sich Abraham in Berlin nach Punkten durchsetzen. Im zweiten Kampf nahm Stieglitz im März vergangenen Jahres in Magdeburg durch technischen K.o. in der vierten Runde erfolgreich Revanche.

Die Niederlage im dritten Kampf gegen Abraham stellte für Robert Stieglitz und sein sportliches Umfeld einen schmerzlichen Rückschlag dar. Der SES-Boxstall, bei dem er seit seinem Profidebüt 2001 unter Vertrag steht, wähnte sich durch ihn auf dem sicheren Weg zu einem bedeutenden Akteur im deutschen und internationalen Boxgeschäft. Nur dank des Fernsehpartners Sat.1 war es Promoter Ulf Steinforth möglich gewesen, die Austragungsrechte für 3,1 Millionen Euro zu ersteigern. Nie zuvor wurde soviel Geld für einen Kampf in Deutschland geboten.

Bei der Veranstaltung in Dessau wird auch der Halbschwergewichtler Robin Krasniqi im Ring zu sehen sein. Er verteidigt einerseits den internationalen Titel der WBO und will sich andererseits den vakanten kontinentalen Titel sichern. Der Münchner hat 41 Kämpfe gewonnen und drei verloren, wobei er bei der WBO an Nummer drei und der WBA an siebter Stelle der Rangliste steht. Er bekommt es mit dem Ukrainer Olexander Tscherviak zu tun, der ebenfalls in den Ranglisten dieser beiden Verbände geführt wird.

Hinzu kommen weitere Auftritte im Vorprogramm, die in den nächsten Tagen bekanntgegeben werden. Der Kampfabend wird in einer Länge von fast vier Stunden vom Sender Sat.1 live aus Dessau übertragen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6191-eine-grosse-herausforderungchristina-hammer-gegen-anne-sophie-mathis.html

[2] http://www.boxen-heute.de/artikel/6180-robert-stieglitz-wm-projekterste-station-sergey-the-ghost-khomitsky.html

20. Juli 2014