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MELDUNG/1491: Klitschko muß Titelverteidigung gegen Pulew verschieben (SB)




Trainingsverletzung erzwingt Absage des Septemberkampfs

Wladimir Klitschko weiß, daß er vor seiner nächsten Titelverteidigung den Herausforderer nicht starkreden muß. Während der 38 Jahre alte Ukrainer zuletzt mit dem Australier Alex Leapai einen der leichtesten Gegner seiner gesamten Ära als Weltmeister vor die Fäuste bekam, sehen selbst einige kompetente US-amerikanische Experten in Kubrat Pulew den derzeit besten Schwergewichtler nach dem Champion. Klitschko wäre dem Bulgaren lieber aus dem Weg gegangen, da dieser zu gefährlich und zugleich zu wenig bekannt ist, als daß er sich um ihn reißen würde. Da die IBF jedoch einen Gang mit dem Pflichtherausforderer angeordnet hat, bereitete sich der Weltmeister akribisch darauf vor.

Sein Trainer Johnathon Banks wußte nur Gutes von Klitschkos Entschlossenheit zu berichten, mit Blick auf den ursprünglich am 6. September in Hamburg angesetzten Kampf nichts dem Zufall zu überlassen. Ins Trainingslager des Ukrainers, das wie immer im österreichischen Going abgehalten wurde, hatte man nicht weniger als 15 Sparringspartner geholt, darunter den jungen Briten Anthony Joshua und den erfahrenen US-Amerikaner Kevin Johnson. Wohl wissend, daß der hochgewachsene und zugleich kompakte Bulgare in seiner Kampfesweise nicht zu imitieren ist, waren Klitschkos Partner gehalten, Pulews Auftreten so gut wie möglich zu simulieren.

Wie Banks berichtete, absolviere Klitschko bis zu vierzehn Runden am Stück mit wechselnden Sparringspartnern, um sich auf einen Kampf über die volle Distanz vorzubereiten. Der Ukrainer sei ein ausgemachtes Arbeitstier und vermutlich der einzige Schwergewichtler weltweit, der sogar 15 oder 16 temporeiche Runden boxen könne, so der Trainer. Ob man das wörtlich nehmen sollte, sei dahingestellt, doch dürfte diese Ausrichtung jedenfalls unverzichtbar sein, da der bislang unbesiegte Bulgare mit seinem starken Jab und der wuchtig geschlagenen Rechten beständig Druck zu machen pflegt. Auf diese Weise zermürbt Pulew seinen Gegner, was ihn gefährlicher als andere Boxer macht, die größere Lücken in ihren Aktionen lassen. Klitschko muß diesen Angriffsdruck bremsen, indem er Pulew beschäftigt und zumindest phasenweise in die Defensive zwingt, da der Bulgare im Rückwärtsgang viel von seiner Wirksamkeit einbüßt und auch kein ausgesprochener Konterboxer ist, der den Gegner gerne kommen läßt. [1]

Nun muß Wladimir Klitschko jedoch seiner intensiven Vorbereitung Tribut zollen: Er hat die anstehende Titelverteidigung gegen Kubrat Pulew abgesagt, da ihn ein Muskelfaserriß im linken Bizeps zu einer Trainingspause zwingt. Der behandelnde Chefarzt der Klinik in St. Johann, Dr. Robert Siorpaes, kam nach der Diagnose der Verletzung zu dem Schluß, daß der Weltmeister das Training etwa vier Wochen aussetzen muß. Nach Angaben der Klitschko Management Group soll der Kampf zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr nachgeholt werden. Er hoffe, daß man die Titelverteidigung im November an gleicher Stelle ausrichten könne, teilte Klitschkos Manager Bernd Bönte mit. Das Duell sollte in der Hamburger O2-Arena stattfinden. Die bereits verkauften Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.

Wie Wladimir Klitschko mitgeteilt hat, sei er sehr enttäuscht, daß der Kampf nicht wie geplant stattfinden kann. Nach einem großartigen Trainingslager habe er sich in Bestform befunden. Er bedauere die unvermeidliche Absage auch für seine Fans und den Herausforderer Kubrat Pulew, der sich sicherlich ebenso intensiv vorbereitet habe wie er selbst. [2]

Bei der Versteigerung der Austragungsrechte hatte Klitschkos Management K2 mit einem Gebot von gut 7,25 Millionen Dollar (knapp 5,4 Millionen Euro) gegenüber Sauerland Event mit 5,29 Millionen Dollar die Oberhand behalten. Von der Gesamtsumme stehen dem Titelverteidiger 80 Prozent und dem Herausforderer 20 Prozent zu. Klitschko bekommt also rund 5,8 Millionen Dollar, während Pulew mit 1,45 Millionen die mit Abstand höchste Börse seiner Karriere einstreichen kann.

Klitschko ist Superchampion der WBA und WBO sowie Weltmeister der IBF und des kleineren Verbands IBO. Er hat 62 Kämpfe gewonnen und drei verloren, zuletzt vor rund zehn Jahren gegen den US-Amerikaner Lamon Brewster. Für den Ukrainer ist das Duell mit Pulew bereits der 26. Kampf um die Weltmeisterschaft. Der aus Sofia stammende 33jährige Kubrat Pulew steht beim Berliner Promoter Sauerland Event unter Vertrag. Er ist die aktuelle Nummer eins der IBF-Rangliste und in 20 Profikämpfen ungeschlagen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2014/08/banks-impressed-with-wladimirs-training-for-pulev-fight/#more-180858

[2] http://www.sueddeutsche.de/sport/klitschko-kampf-in-gefahr-wladimir-hat-sich-im-sparring-verletzt-1.2103201

25. August 2014