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MELDUNG/1539: Moskauer Abendprogramm mit alten Bekannten (SB)




Alexander Powetkin schickt Carlos Takam auf die Bretter

Der russische Schwergewichtler Alexander Powetkin hat in Moskau einen wichtigen Sieg errungen, der seine Ambitionen auf einen Kampf um die Weltmeisterschaft untermauert. Er setzte sich vorzeitig gegen den stark eingeschätzten Franzosen Carlos Takam durch, der bislang an Nummer fünf der WBC-Rangliste geführt wurde, und sicherte sich damit den Silbergürtel dieses Verbands. Während der Russe nunmehr 28 Kämpfe gewonnen und nur einen gegen Wladimir Klitschko verloren hat, stehen für Takam jetzt 30 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche.

Der Kampf begann recht gemächlich, da Powetkin nur langsam Druck aufbaute, während sich der Franzose vor allem auf Konter verlegte. Obgleich Takam rund zehn Kilo mehr als der Lokalmatador auf die Waage gebracht hatte, zeichnete er sich bald durch eine beachtliche Schlagfrequenz aus, die ihm Vorteile verschaffte. Powetkin brauchte geraume Zeit, um die richtige Distanz zu finden, schien aber auch mit seinen Kräften zu haushalten, so daß er erst ab der fünften Runde etwas besser in den Kampf kam. Als der 33jährige Franzose in der Folge häufiger stehenblieb, fand Powetkin Gelegenheit zum Infight, bei dem er mit behenden Schlägen eine gute Figur machte. Takam revanchierte sich mit Körpertreffern und bot dem Russen weiter Paroli, so daß keiner von beiden entscheidende Vorteile erarbeiten konnte.

Das änderte sich jedoch in der neunten Runde, als Powetkin seinen Gegner mit einer Rechten zu Boden schickte. Takam kam zwar rechtzeitig wieder auf die Beine und rettete sich in die Pause, doch ließ der Russe jetzt nicht mehr locker. Im zehnten Durchgang brachte er einen linken Haken zum Kopf seines Gegners durch, worauf dieser zum zweiten Mal in diesem Kampf niederstürzte. Da Takam offensichtlich nicht mehr in der Lage war, das Gefecht fortzusetzen, entschied Ringrichter Kenny Bayless auf Abbruch. Wie schon in seinem letzten Kampf gegen Manuel Charr hatte sich Powetkin auch diesmal in guter Verfassung präsentiert und insbesondere eine gefährliche Schlagwirkung an den Tag gelegt. [1]

Alexander Powetkin, die früher regulärer WBA-Weltmeister war und damit hinter dem Superchampion Wladimir Klitschko rangierte, hat sich mit diesem Sieg eine gute Ausgangsposition verschafft. Als neuer Träger des silbernen Gürtels ist er im Prinzip erster Anwärter auf einen Kampf gegen den WBC-Champion, wobei er sich freilich noch geraume Zeit gedulden muß. Pflichtherausforderer ist nach wie vor der US-Amerikaner Deontay Wilder, der schon seit dem Frühjahr auf einen Kampf gegen Bermane Stiverne wartet. Nachdem der Kanadier wegen einer Verletzung eine längere Pause eingelegt hatte, war es in der Folge sein Promoter Don King, der keine Eile an den Tag legte, die Titelverteidigung auf den Weg zu bringen, mit der erst Anfang 2015 zu rechnen ist.

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Manuel Charr setzt sich gegen Michael Grant durch

Auch der Kölner Manuel Charr war bei der Veranstaltung in der russischen Hauptstadt mit von der Partie. Er zeigte sich von seiner vorzeitigen Niederlage gegen Alexander Powetkin gut erholt und setzte sich gegen den 42 Jahre alten US-Amerikaner Michael Grant nach der fünften Runde durch. Dank dieses Erfolgs verbesserte Charr seine Bilanz auf 27 Siege und zwei Niederlagen, während für Grant nun 48 gewonnene und sechs verlorene Auftritte zu Buche stehen.

Die Rollen waren von Beginn an klar verteilt, da Charr die Nähe zum Gegner suchte, der seinen Jab etablieren wollte, um aus der Distanz zu boxen. Grant erzielte auf diese Weise zwar einzelne Treffer, konnte sich den Kölner jedoch nicht dauerhaft vom Leib halten. In der dritten Runde erzielte Charr mit seinem linken Haken erstmals Wirkung, worauf sich Grant mehrmals abwandte und sogar zu Boden gehen mußte. Allerdings versäumte es der Ringrichter, den US-Amerikaner anzuzählen.

Auch in den folgenden Runden dominierte Manuel Charr mit einem entschlossenen, wenn auch nicht glanzvollen Auftritt. Er zeigte sich boxerisch weiter verbessert, bewegte sich aber recht langsam und legte zwischendurch immer wieder Pausen ein, die Grant Gelegenheit gaben, sich etwas zu erholen. Nach der fünften Runde hatte der Amerikaner schließlich genug und gab den Kampf auf. Charr hielt sich mit diesem Sieg die Tür zu künftigen Auftritten offen, wenngleich man einschränkend hinzufügen muß, daß sein Gegner außer einem recht geläufigen Namen zu wenig mitbrachte, um den Kölner ernsthaft auf die Probe zu stellen. [2]

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Rachim Tschachkijew neuer Europameister im Cruisergewicht

Im Vorprogramm des Kampfs zwischen Alexander Powetkin und Carlos Takam stieg auch der Cruisergewichtler Rachim Tschachkijew in den Ring. Der russische Rechtsausleger bekam es mit dem 45jährigen Veteranen Giacobbe Fragomeni aus Italien zu tun, der in der vierten Runde die Segel streichen mußte. Tschachkijew, der bei den Olympischen Spielen 2008 die Goldmedaille gewonnen hatte, sicherte sich durch diesen vorzeitigen Sieg über den früheren WBC-Weltmeister den vakanten Titel des Europameisters. Während der Russe damit 20 Auftritte gewonnen und einmal verloren hat, werden für Fragomeni nunmehr 32 Siege, fünf Niederlagen und zwei Unentschieden notiert.

Da es der Italiener ruhig angehen ließ, bestimmte Tschachkijew mit seinem Jab und gelegentlichen Kombinationen von Beginn an das Geschehen. Fragomeni begnügte sich mit sporadischen Einzeltreffern und geriet schließlich in Bedrängnis, als der Russe in der dritten Runde entschiedener angriff und ihn erstmals zu Boden schickte. Der Italiener rettete sich in die Pause, doch sah er sich im folgenden Durchgang weiteren Attacken ausgesetzt, unter denen er erneut auf den Brettern landete. Wenngleich Fragomeni nicht benommen wirkte, zog er es vor, sich auszählen zu lassen.

Rachim Tschachkijew hatte getan, was erforderlich war, und diese Aufgabe souverän bewältigt. Wenngleich der Italiener letzten Endes ein leichter Gegner war, der den Russen vor keine großen Probleme stellte, ließ dieser doch gute Ansätze erkennen, es künftig mit anspruchsvolleren Kontrahenten aufnehmen zu können. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxwelt.com/2014/10/profiboxen/povetkin-mit-schwerem-ko-uber-takam/#more-7048

[2] http://www.boxwelt.com/2014/10/titelstories/tko-erfolg-in-moskau/#more-7033

[3] http://www.boxwelt.com/2014/10/profiboxen/rakhim-chakhkiev-knockt-fragomeni-aus/#more-7037

26. Oktober 2014