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MELDUNG/1540: Weltmeister auf der Nebenstrecke (SB)




Jürgen Brähmer verteidigt seinen Titel gegen Pawel Glazewski

Jürgen Brähmer verteidigt am 6. Dezember in Oldenburg den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Halbschwergewicht gegen den Polen Pawel Glazewski. Während für den Schweriner 44 Siege und zwei Niederlagen zu Buche stehen, hat sein Gegner 23 Auftritte gewonnen und zwei verloren. Wie der 32 Jahre alte Herausforderer aus Bialystok ankündigt, wolle er Brähmer mit dessen eigenen Mittel schlagen. Trainer Karsten Röwer legt diese Äußerung dahingehend aus, daß Glazewski ebenfalls ein technisch versierter Boxer sei, der auf den richtigen Augenblick warte, um dann zuzuschlagen. Die Bilanz des Pole zeige, daß er immerhin die Hälfte seiner bisherigen Gegner am Boden gehabt habe. Brähmer sei also gewarnt, habe aber den großen Vorteil, daß der Herausforderer erstmals gegen einen Rechtsausleger antreten müsse, so Röwer.

Der 36jährige Titelverteidiger freut sich auf die bevorstehende Aufgabe und stellt den Zuschauern einen hochklassigen Kampf in Aussicht. Seine letzten Gegner hätten entweder über eine gute Kondition oder eine beträchtliche Schlagwirkung verfügt. Da Glazewski diese Fähigkeiten vereine und zudem eine gute boxerische Ausbildung genossen habe, werde das Publikum bei diesem Duell voll auf seine Kosten kommen. An seinem Sieg zweifelt Brähmer nicht: Der Pole könne zwar vieles gut, doch sei er dem Herausforderer in allen Belangen überlegen und werde das in Oldenburg unter Beweis stellen. [1]

Offen bleibt indessen, warum die WBA den Polen, der bei keinem der vier maßgeblichen Weltverbände in den Top 15 geführt wird, als Herausforderer Brähmers bei dessen freiwilliger Titelverteidigung akzeptiert hat. Glazewski wurde 2012 in einem einseitigen Kampf von dem damals 43jährigen Roy Jones jun. besiegt, der den Zenit seines Könnens bekanntlich weit überschritten hat. Im letzten Jahr mußte sich der Pole im Kampf gegen Hadillah Mohoumadi in der siebten Runde geschlagen geben. Seither hat Glazewski gegen Andrej Salachutsinau Maciej Miszkin und Rowland Bryant gewonnen, die allenfalls als zweitklassig einzuschätzen sind.

Eigentlich hatte man bei der letzten Veranstaltung, die Sauerland Event in Zusammenarbeit mit der ARD über die Bühne bringt, eine spektakulärere Titelverteidigung Jürgen Brähmers erwartet. Beispielsweise ist Mohoumadi, der an Nummer vier der WBA-Rangliste geführt wird, erheblich stärker als der Pole einzuschätzen. Brähmer ist einer von zwei Weltmeistern der WBA, die Bernard Hopkins als ihren Superchampion im Halbschwergewicht führt. Der mit 49 Jahren älteste Weltmeister in der Geschichte des Boxens tritt sportlich und finanziell in einer anderen Liga als der Schweriner an und bleibt unerreichbar für Brähmer, der gewissermaßen auf einer Nebenstrecke fährt.

Jürgen Brähmer hatte sich den regulären Titel der WBA im vergangenen Jahr durch einen Punktsieg gegen den wenig bekannten US-Amerikaner Marcus Oliveira gesichert. Mit dem Waliser Enzo Maccarinelli und dem Argentinier Roberto Bolonti konnte er seither zwei Herausforderer besiegen, die ebenfalls nicht der ersten Garnitur angehören. Sein kommender Gegner Glazewski ist noch wesentlich schwächer als diese beiden einzuschätzen. So könnte sich der Schweriner bei einer entsprechend geschickten Aussteuerung seines Promoters durchaus noch einige Jahre als Weltmeister behaupten, da die WBA-Rangliste kaum Kontrahenten enthält, denen er keinesfalls gewachsen ist.

Während der erste Ranglistenplatz derzeit vakant ist, folgen dahinter Robin Krasniqi, Sean Monaghan, Nadjib Mohammedi, Radivoje Kalajdzic, Olexander Chewrviak, Konni Konrad, Dmitri Suchotski und an neunter Stelle Brähmers Teamkollege Enrico Koelling. Am gefährlichsten wäre wohl Artur Beterbijew, der jedoch erst an Nummer zehn auftaucht und folglich noch einige Zeit brauchen wird, bis er es zum Pflichtherausforderer gebracht hat.

Verdenken kann man es Jürgen Brähmer und seinem Umfeld nicht, daß sein Rang des Weltmeisters, mag er international gesehen auch nur unter der genannten Einschränkung gelten, mit Augenmaß gehegt und gepflegt wird. Für die anderen Titelträger wie Bernard Hopkins (WBA/IBF), Adonis Stevenson (WBC) und Sergej Kowaljow (WBO) wie auch weitere Exweltmeister und andere namhaften Akteure aus Kanada und den USA ist die deutsche Szene in diesem Fall mehr oder weniger irrelevant. Man darf diesen Kontext nicht unterschlagen, wenn man die unbestrittenen Qualitäten Brähmers für sich genommen würdigt. [2]

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Yoan Pablo Hernandez bekommt es mit Ola Afolabi zu tun

Der Abschluß der Zusammenarbeit des Teams Sauerland mit der ARD in Oldenburg wird durch einen zweiten Kampf um die Weltmeisterschaft aufgewertet. Yoan Pablo Hernandez absolviert eine Pflichtverteidigung seines IBF-Titels im Cruisergewicht gegen Ola Afolabi. Der Champion hat bislang 29 Kämpfe gewonnen und einen verloren, während für seinen Gegner 21 Siege, drei Niederlagen sowie vier Unentschieden notiert sind.

Hernandez, der in den letzten zwei Jahren immer wieder von Verletzungen und Krankheiten heimgesucht wurde, sieht nach seinem Sieg über Firat Arslan im August dem bevorstehenden Auftritt zuversichtlich entgegen. Der in den USA lebende Brite Afolabi ist dem deutschen Publikum gut bekannt, seit er sich dreimal mit WBO-Weltmeister Marco Huck gemessen hat. Zwei knappe Niederlagen und ein Unentschieden stehen dafür in der Bilanz Afolabis zu Buche.

Trainer Ulli Wegner warnt seinen Schützling, daß der Herausforderer mit allen Wassern gewaschen sei und jede Menge Erfahrung in Titelkämpfen gesammelt habe. Wenn Pablo da nicht bei der Sache sei, könne das ganz schnell ins Auge gehen. Hernandez, der neben dem IBF-Titel auch den Gürtel der renommierten Boxzeitschrift "The Ring" hält, zerstreut solche Bedenken und verspricht seinem Trainer, daß dieser mit ihm endlich einen klaren Sieg gegen Afolabi einfahren werde. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/braehmer-boxt-glazewski/23.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/10/braehmer-faces-pawel-glazewski-on-december-6th/#more-18353

[3] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/doppel-wm-in-oldenburg/23.html

27. Oktober 2014