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MELDUNG/1545: WBO ernennt Marco Huck zum Superchampion (SB)




Der Zeitpunkt kommt dem künftigen Selbstvermarkter gelegen

Marco Huck, der bislang Weltmeister der WBO im Cruisergewicht war, wurde auf dem Konvent des Verbands in Las Vegas zum Superchampion ernannt. Voraussetzung für diesen Status sind mindestens zehn erfolgreiche Titelverteidigungen, und da dem 29jährigen dieses Kunststück binnen fünf Jahren bereits dreizehnmal gelungen ist, würdigte man seine Leistung mit einer Beförderung, die handfeste Vorteile mit sich bringt. Einem Superchampion räumt man längere Fristen für anstehende Pflichtverteidigungen ein, was ihm einen größeren Spielraum bei der Wahl seiner Gegner verschafft.

WBO-Präsident Francisco Valcarcel würdigte Huck als einen großen Champion, dem man mit dieser Ernennung Respekt zolle. Der Berliner nahm am Konvent teil und sieht sich nun in einer Reihe mit den herausragenden Akteuren seiner Zunft. Er erhielt vorab eine Urkunde, der Gürtel im Wert von etwa 10.000 Euro wird ihm bei seinem nächsten Kampf ausgehändigt.

Vor wenigen Wochen hatte Marco Huck seine Trennung von Sauerland Event publik gemacht. Da der Vertrag zum Ende des Jahres ausläuft, kann der Berliner Promoter den Superchampion nicht gegen dessen Willen halten, wobei noch umstritten ist, ob sich die vertragliche Bindung wegen verletzungsbedingter Ausfallzeiten um einige Monate verlängert. Spätestens im Sommer kann Huck seine Vermarktung in die eigenen Hände nehmen, wie das vor ihm schon die Brüder Klitschko und Felix Sturm getan haben. Wie erfolgreich ihm das gelingt, hängt insbesondere davon ab, ob er einen Fernsehsender findet, der seine Auftritte überträgt. Zudem könnte sich das Fehlen eines erfahrenen Managements als Hemmschuh erweisen.

Huck ficht das jedoch offenbar nicht an, denn wie er selbstbewußt erklärt, sei er der spektakulärste Boxer in Deutschland, dessen Kämpfe Millionen Fans sehen wollten. Sein nächster Auftritt soll im Februar über die Bühne gehen und falls er bereits in Eigenregie absolviert werden kann, wird man sehen, welche Risiken der Superchampion einzugehen bereit ist. Wenngleich der Berliner bekanntlich nicht dazu neigt, sein Licht unter den Scheffel zu stellen, könnte er doch als Selbstvermarkter zu größerer Vorsicht bei der Wahl seiner Gegner neigen.

Im Cruisergewicht ließen sich anspruchsvolle Gegner wie Hucks bisheriger Teamkollege Yoan Pablo Hernandez finden, der den Titel der IBF innehat. Diese Option ist jedoch eher theoretischer Natur, solange beide von Ulli Wegner trainiert werden. Außerdem ist fraglich, ob Sauerland einem solchen Kampf zustimmen würde. Möglich wäre auch eine Revanche gegen Denis Lebedew, mit der Huck die Kritik endgültig zum Schweigen bringen könnte, er habe bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nur mit Hilfe ihm gewogener Punktrichter gewonnen. Grigori Drodsd, Thabiso Mchunu oder Nathan Cleverly wären weitere prominente Namen in dieser Gewichtsklasse, auf die der Berliner bei der Gestaltung seiner weiteren Karriere verfallen könnte, sofern er nicht sofort ins Schwergewicht aufsteigt.

Daß er in der Königsklasse boxen will, hat Marco Huck wiederholt angekündigt und einmal ja bereits praktisch umgesetzt. Bei seiner Niederlage gegen Alexander Powetkin machte er eine so gute Figur, daß der Punktsieg des Russen fast in Vergessenheit geriet. Seither kann man die Befähigung des Berliners, sich auch im Schwergewicht zu behaupten, zumindest nicht in Abrede stellen. Ob er sich dort unter einer zumeist körperlich überlegenen Konkurrenz auf Dauer durchsetzen kann, steht auf einem anderen Blatt. [1]

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Julio Cesar Chavez an Kampf gegen Carl Froch interessiert

Von seinem Promoter trennen will sich auch Julio Cesar Chavez. Nachdem der Brite Carl Froch wiederholt den Wunsch zum Ausdruck gebracht hat, zum krönenden Abschluß seiner Karriere erstmals in Las Vegas aufzutreten und sich dort mit dem Mexikaner zu messen, hat dieser nun seinerseits Interesse an diesem Duell bekundet. Da Chavez, der früher WBC-Champion im Mittelgewicht war, derzeit keinen Titel besitzt, dürften ihn die beiden Gürtel des Briten reizen, der Weltmeister der WBA und IBF im Supermittelgewicht ist.

Chavez wünscht sich offenbar einen Kampf gegen Froch, doch hindert ihn ein Vertragsstreit mit seinem Promoter Bob Arum von Top Rank bislang daran, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nun will der Mexikaner eigene Wege gehen und sich nichts mehr von Arum vorschreiben lassen. Zu diesem Zweck arbeitet er mit dem prominenten Anwalt Howard Weitzman zusammen, der unter anderem Sugar Ray Leonard und Magic Johnson betreut hat. Gemeinsam möchte man die rechtlichen Voraussetzungen für einen Kampf gegen den Briten schaffen.

Chavez, der in den USA eine beträchtliche Fangemeinde aufbieten kann, hält einen Titelkampf gegen Carl Froch in Las Vegas für eine Option, die bei den Zuschauern auf Resonanz stoßen würde. Er sei bereit, in Verhandlungen mit dem Weltmeister zu treten, werde aber von Leuten daran gehindert, vor denen er früher Respekt gehabt habe und mit denen er freundschaftlich verbunden gewesen sei. Nun hoffe er sehr, die offenen Fragen bald klären zu können. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.de/news/marco-huck-ist-wbo-superchampion-33052

[2] http://www.boxen.de/news/chaves-jr-ich-wuerde-gerne-gegen-froch-boxen-33055

2. November 2014