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MELDUNG/1597: Dampf in den Fäusten und niemals Langeweile (SB)




Lucas Matthysse kündigt seinen nächsten Auftritt an

Mit Lucas Matthysse hat einer der aufregendsten Akteure der mittleren Gewichtsklassen seinen nächsten Auftritt angekündigt. Der Argentinier kämpft am 28. Februar möglicherweise um den vakanten Titel der WBO im Halbweltergewicht, wobei sein Gegner noch gefunden werden muß. Der Verband hatte Chris Algieri den Gürtel aberkannt, als dieser im Weltergewicht Manny Pacquiao herausforderte. Nachdem der US-Amerikaner dabei wie erwartet den kürzeren gezogen hat, wird er in seinem angestammten Limit bei der WBO an Nummer 1 der Rangliste geführt. So gesehen wäre er also der naheliegendste Kandidat für einen Kampf um seinen früheren Titel, doch ist ungewiß, ob er sich unmittelbar nach dem Philippiner mit einem weiteren gefährlichen Kontrahenten auseinandersetzen will.

Matthysse hat 36 Kämpfe gewonnen und drei verloren, wobei er 34 seiner Siege vorzeitig erzielt hat. Diese Bilanz unterstreicht, wie spektakulär die Auftritte des Argentiniers sind, der das Publikum nie langweilt. Bei den Verbänden WBC (2), WBO (2) und IBF (3) ist er an ausgezeichneten Positionen der Rangliste plaziert. Seit der Niederlage gegen Danny Garcia im Jahr 2013 hat der 32jährige in einem überaus spannenden Kampf John Molina und bei seinem letzten Auftritt Roberto Ortiz besiegt.

An Nummer 3 folgt bei der WBO der frühere WBO-Weltmeister Ruslan Prowodnikow, der wohl der gefährlichste Konkurrent in einem Titelkampf wäre. Allerdings hat sich der Russe erst kürzlich gegen Jose Luis Castillo durchgesetzt, weshalb der Termin Ende Februar zu früh für ihn kommen könnte. Sollte es dennoch zu einem Duell mit Matthysse kommen, wäre dies die mit Abstand interessanteste Option. Prowodnikow ist angriffslustig und verfügt über eine beträchtliche Schlagwirkung, doch ist dem beweglichen und technisch versierten Argentinier durchaus zuzutrauen, diesen Gegner auszuboxen und mit schweren Treffern in die Schranken zu weisen.

Danach folgen in der WBO-Rangliste deutlich schwächer einzustufende Akteure wie der an vierter Stelle folgende Jason Pagara und der fünftplazierte Humberto Soto. Letzterer hat 2012 binnen fünf Runden gegen Matthysse verloren, sich allerdings im September nach Punkten gegen John Molina durchgesetzt. Der Argentinier würde ihn jedoch leichterdings überrollen, und für den an Nummer 6 plazierten Thomas Dulorme sähe es nicht anders aus.

Lucas Matthysse bestätigte den Termin und sprach von zwei oder drei möglichen Gegnern, die für einen Titelkampf in Frage kämen. Während der 28. Februar definitiv feststehe, gelte es noch abzuklären, an welchem Ort und gegen wen er antreten wird. [1]

*

Tony Bellew scheint Marco Huck aus dem Weg zu gehen

Nachdem sich Tony Bellew im November in einem Ausscheidungskampf der WBO knapp nach Punkten gegen Nathan Cleverly durchgesetzt hatte, rechnete man damit, daß sich der Brite nun Marco Huck zuwenden würde. Dieser ist Superchampion der WBO im Cruisergewicht und hätte sicher keine Einwände, seinen Titel gegen diesen Herausforderer zu verteidigen, was umgekehrt jedoch nicht zu gelten scheint.

Wie Bellew dieser Tage erklärte, prüfe man sämtliche Wege und werde jenen wählen, den man für den geeignetsten halte. Es gehe nicht nur um Marco Huck und Yoan Pablo Hernandez, auch Denis Lebedew sei eine Option, zum besten Cruisergewichtler der Welt aufzusteigen. Das klingt nicht danach, als habe der Brite die Absicht, sich mit Huck zu messen, was durchaus verständlich ist. Bellews Promoter Eddie Hearn weiß, wie gefährlich der Superchampion ist, der zwar nicht gerade mit technischen Fertigkeiten zu glänzen versteht, aber dank seiner kämpferischen Einstellung und enormen Schlagwirkung die Herausforderer in Serie ausgeschaltet hat.

Als Bellew noch im Halbschwergewicht antrat, mußte er sich unter den verheerenden Treffern des kanadischen WBC-Weltmeister Adonis Stevenson vorzeitig geschlagen geben. Nach seinem Aufstieg ins Cruisergewicht hatte der Brite selbst mit Valeri Brudow Probleme, den Marco Huck an Schlagwirkung bei weitem in den Schatten stellt. So drängt sich vielmehr die Frage auf, wem unter den führenden Akteuren dieser Gewichtsklasse Tony Bellew überhaupt gewachsen ist. Einen wirklich leichten Weg, Weltmeister zu werden, gibt es für ihn nicht.

Das gilt nicht nur für Marco Huck, auch Denis Lebedew und Grigori Drosd würden ihn aller Wahrscheinlichkeit nach niederkämpfen und auf die Bretter schicken. Man könnte allenfalls mutmaßen, daß der immer wieder von Krankheiten und Verletzungen heimgesuchte Yoan Pablo Hernandez das einzige schwächere Glied in der Kette der Weltmeister sei. Selbst das dürfte sich jedoch im Ring als Trugschluß erweisen, da der gebürtige Kubaner nicht nur der technisch versierteste Champion ist, sondern auch entschieden zu kämpfen versteht. Nach Lage der Dinge ist der ersehnte Titelkampf für Tony Bellew kein Ereignis, dem er mit Vorfreude entgegensehen kann, sondern eher ein Albtraum, in dem seine Ambitionen unter die Räder kommen. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/01/lucas-matthysse-to-fight-on-february-28th-possibly-for-wbo-140lb-title/#more-186200

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/01/is-bellew-having-second-thoughts-about-fighting-marco-huck/#more-186195

4. Januar 2015


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