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MELDUNG/1749: Es muß nicht immer Stieglitz sein (SB)



Arthur Abraham spricht von letztem Kampf gegen den Rivalen

Bevor sich endgültig eine Endlosschleife in seine restliche Karriere wie auch das Gemüt der Zuschauerschaft einbrennt, will Arthur Abraham wirklich nur noch diesen einen allerletzten Kampf gegen seinen Erzrivalen Robert Stieglitz bestreiten. Der Berliner verteidigt den Titel der WBO im Supermittelgewicht am 18. Juli gegen den Pflichtherausforderer, womit die beiden bereits zum vierten Mal aufeinandertreffen. Abraham, der 42 Auftritte gewonnen und vier verloren hat, konnte sich zweimal gegen den Magdeburger durchsetzen, für den 47 Siege, vier Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen.

Wenngleich der Weltmeister offenbar recht gutes Geld mit diesem Dauerbrenner verdient, an dem sich die deutschen Zuschauer noch immer nicht sattgesehen haben, neigt er augenscheinlich dazu, sich anderen Aufgaben zuzuwenden. Natürlich geht der Berliner vom eigenen Sieg in Halle, Westfalen, aus, wenn er das Motto des Kampfs "Final Showdown" gutheißt. Denn genau das solle dieses Duell sein, dem kein fünftes folgen werde, versichert Abraham. Er wolle diese Rivalität einer erfolgreichen Lösung zuführen und strebe im nächsten Schritt einen Kampf gegen einen anderen Weltmeister an, um die Titel zusammenzuführen.

Ob sich der 34jährige Berliner auch im Falle einer Niederlage an dieses Versprechen hält, bleibt abzuwarten. Sollte er dem Magdeburger nämlich unterliegen, sähe es für den Schützling von Trainer Ulli Wegner düster in sportlicher wie finanzieller Hinsicht aus. Dann böte ein fünfter Kampf gegen Stieglitz die einzige Gewähr, sofort wieder Geld zu verdienen und womöglich sogar noch einmal Weltmeister zu werden, was auf anderem Wege unmöglich sein dürfte.

Natürlich müßte auch die WBO weiter mitspielen, wie sie das bislang stets getan hat. Als Robert Stieglitz das zweite Mal gegen Abraham verloren hatte, blieb er dennoch an der Spitze der Rangliste, so daß ein weiteres Aufeinandertreffen angeordnet werden konnte. Wer immer geltend machte, nun sei es aber langsam genug, konnte unter Verweis auf die Statuten des Verbands ruhiggestellt werden.

Wie Abraham näher erläutert, denke er noch längst nicht über ein Ende seiner Karriere nach. Er sei Weltmeister und wolle es noch zwei oder drei Jahre bleiben, bis er irgendwann aus freien Stücken seinen Abschied nehmen werde. Dieses Vorhaben wird nicht so einfach in die Tat umzusetzen sein, da sich der Berliner nicht ewig leichte Gegner für eine freiwillige Titelverteidigung aussuchen könnte. Er hat zwischenzeitlich zweimal in Folge gegen den Briten Paul Smith gewonnen, dabei aber allenfalls solide geboxt. Träfe er hingegen auf Gilberto Ramirez, wozu es früher oder später kommen müßte, stünde er wohl auf verlorenem Posten. Daher klingt die Ankündigung, er wolle sich einen anderen Champion vornehmen, um ihm den Gürtel abzuknöpfen, eher wie ein Pfeifen im Wald. [1]

Wie man hinzufügen muß, war Robert Stieglitz zwar lange WBO-Weltmeister, doch stand er mit diesem Titel eher am Rande des internationalen Boxgeschäfts. Die Kämpfe zwischen ihm und Abraham haben durchaus ihren Reiz, zumal die beiden Boxer und Trainer einander immer wieder mit unverhofften taktischen Varianten zu überraschen versuchen. Dem hiesigen Publikum hat das jedenfalls bislang immer recht gut gefallen, was sicher auch daran liegen dürfte, daß man die Namen und Gesichter kennt. Gegen diese deutsche Nische ist ja auch nichts einzuwenden, solange man darüber nicht den Blick für die internationalen Kräfteverhältnisse in dieser Gewichtsklasse verliert.


Fußnote:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/07/abraham-wants-bigger-fights-after-stieglitz/#more-195753

11. Juli 2015


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