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MELDUNG/1776: Einer könnte die Suppe versalzen (SB)



Deontay Wilders kommender Gegner Johann Duhaupas hochgelobt

Deontay Wilders Wahl ist auf Johann Duhaupas gefallen, der sich als Herausforderer des WBC-Weltmeisters im Schwergewicht verbreiteten Wohlwollens unter den Experten erfreut. Der Kampf wird am 26. September in Birmingham, Alabama, ausgetragen und im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender NBC übertragen. Der in 34 Profikämpfen ungeschlagene Champion, von denen er 33 vorzeitig gewonnen hat, ist auf dem besten Weg, sich als eines der populärsten Aushängeschilder des Boxsports zu etablieren. Vielleicht gelingt es ihm sogar eines Tages, sich mit 50 gewonnenen Auftritten in Folge an die Spitze der ewigen Bestenliste zu setzen. Auf dem Weg dahin warten indessen noch einige Hürden auf ihn, die höher als alle sind, die er bislang gemeistert hat.

In seinem letzten Kampf konnte sich Wilder im Juni in der neunten Runde gegen Eric Molina durchsetzen, der ihm körperlich und boxerisch wenig entgegenzusetzen hatte. Duhaupas ist hingegen nicht nur fast so groß wie er und überdies deutlich schwerer als der Weltmeister, sondern auch technisch versierter als alle Gegner, mit denen es der WBC-Champion bislang zu tun hatte. Um den Franzosen in die Schranken zu weisen, darf sich Wilder keine Zurückhaltung auferlegen wie zuletzt gegen Molina, bei dem er rundenlang prüfte, ob die Verletzung an seiner Schlaghand folgenlos auskuriert war.

Duhaupas mußte sich im vergangenen Jahr Erkan Teper nur knapp nach Punkten geschlagen geben, den er phasenweise sehr schlecht aussehen ließ. Vor allem in der zweiten Hälfte des Kampfs bekam Teper Konditionsprobleme und diverse Treffer ab, so daß letzten Endes nur seine überlegene Schlagwirkung den Ausschlag gab. In seinem letzten Kampf setzte sich der Franzose vor dem Heimpublikum seines Gegners gegen Manuel Charr durch, der immerhin schon um die Weltmeisterschaft gekämpft hat. Wilder darf Duhaupas nicht zu viel Raum geben, will er den Herausforderer unter Kontrolle bekommen, dessen einziges Manko die nicht sonderlich ausgeprägte Schlagwirkung ist.

Der WBC-Weltmeister ist in Tuscaloosa zu Hause und tritt daher in Birmingham zum zweiten Mal in Folge praktisch vor heimischem Publikum an. Wie Wilder erklärte, genieße er es sehr, in vertrauter Umgebung zu kämpfen und freue sich, hochklassigen Sport nach Alabama zu bringen und dort eine neue Hochburg des Boxens aufzubauen. Bei seinem Kampf gegen Molina im Juni zeigte sich wiederum, daß seine wachsende Popularität durchaus geeignet ist, großes Interesse des Publikums vor Ort wachzurufen. Er muß daher nicht nach Las Vegas oder New York reisen, um große Hallen zu füllen. Deshalb steht es ihm frei, zunächst seine Hausmacht in Alabama auszubauen, bevor er seine Kreise auf die traditionellen Zentren des professionellen Boxsports ausweitet.

Was den nächsten Herausforderer betrifft, schätzt ihn Wilder als einen körperlich robusten und zähen Widersacher mit einer beachtlichen Bilanz ein, der zudem noch nie vorzeitig verloren habe. Diese anspruchsvolle Mischung sei genau das, was er derzeit brauche. Sollte es ihm wie erhofft gelingen, den schwer zu treffenden Franzosen auf die Bretter zu schicken, stärkte dies seinen Ruf und Rang, mit jeglicher Konkurrenz mehr oder minder kurzen Prozeß zu machen. [1]

Auch Johann Duhaupas, der an Nummer zwölf der WBC-Rangliste geführt wird, zeigt sich hocherfreut über diese Gelegenheit, um den Titel des Weltmeisters zu kämpfen. Dies könnte seine erste und im Falle des Scheiterns letzte Chance sein, sich den Gürtel des Champions zu sichern, weshalb er alles daransetzen wird, mit Wilder über die volle Distanz zu boxen. Der 32jährige Franzose hat schon mit mehreren schlagstarken Gegnern im Ring gestanden und sich ihrer erwehrt, wobei er es im September jedoch mit dem gefährlichsten Kontrahenten der aktuellen Schwergewichtsszene zu tun bekommt.

Er sehe seinem Debüt in den USA, das überdies auf Anhieb ein Titelkampf sei, mit hohen Erwartungen entgegen, so Duhaupas. Er werde die größte Chance seiner Karriere nicht ungenutzt verstreichen lassen, macht sich der Außenseiter Mut. Wilder sei ein überragender Kämpfer, dem er dennoch das Siegen so schwer wie möglich machen wolle. Einige Experten halten den Franzosen sogar für das größte Talent im Schwergewicht und schätzen ihn diesbezüglich höher als Wilder und Klitschko ein, mit deren Schlagwirkung er sich freilich nicht messen könne. Für Gegner wie Bryant Jennings, Mike Perez oder Kubrat Pulew sollte sein Können dennoch reichen, und selbst Alexander Powetkin wäre nicht davor gefeit, gegen Duhaupas in allergrößte Schwierigkeiten zu geraten, so die positive Einschätzung mancher Kommentatoren.

Deontay Wilder hat sich jedenfalls fest vorgenommen, auch diesen Herausforderer auf die Bretter zu schicken, der über ausgezeichnete Defensivqualitäten verfügt und zudem gefährlich kontern kann. Der Weltmeister muß also beherzt zur Sache gehen, darf aber andererseits nicht ins offene Messer laufen. Den Gegner vorzeitig zu besiegen sei stets sein erklärtes Ziel, so der WBC-Weltmeister. Damit habe er sich einen Namen gemacht und das Publikum in seinen Bann gezogen, und diese Dominanz werde er auch im kommenden Kampf fortschreiben, kündigt Wilder einen spektakulären Auftritt an. [2] Im Frühjahr 2016 soll der Pflichtherausforderer Alexander Powetkin an die Reihe kommen, im Herbst steht schließlich Wladimir Klitschkos Titelsammlung auf dem Programm. Johann Duhaupas ist nur eine Zwischenetappe in diesem Entwurf, der Deontay Wilder die unangefochtene Regentschaft im Schwergewicht bescheren soll. Ob der Franzose wohl diese Suppe hochgesteckter Perspektiven versalzen kann?


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/08/deontay-wilder-vs-johann-duhaupas-official-for-926/#more-197765

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/08/johann-duhaupas-im-going-to-take-advantage-of-my-opportunity-against-deontay-wilder/#more-197846

23. August 2015


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