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MELDUNG/1865: Späte Einsicht reicht zum Sieg (SB)



Rances Barthelemy nun auch Weltmeister im Leichtgewicht

In Las Vegas hat der in 24 Kämpfen ungeschlagene Kubaner Rances Barthelemy den Russen Denis Schafikow einstimmig nach Punkten besiegt (119:109, 116:112, 116:112) und sich damit den vakanten Titel der IBF im Leichtgewicht gesichert. Der bislang an Nummer drei der Rangliste geführte Lokalmatador war früher bereits Weltmeister desselben Verbands im Superfedergewicht gewesen und konnte wie angekündigt seinen Siegeszug auch im höheren Limit fortsetzen. Schafikow, für den nun 36 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden zu Buche stehen, machte beständig Druck und konnte etliche Treffer landen, sofern sich der Gegner zum Schlagabtausch stellte. Sobald der mit 1,80 m für das Leichtgewicht ungewöhnlich große Kubaner jedoch seine überlegene Technik und Reichweite ausspielte, hatte der Russe wenig zu bestellen. Der Kampf wurde im Rahmen des Formats "Premier Boxing Champions" vom Sender Spike TV übertragen. [1]

Lange Zeit schien es, als werde Barthelemy seiner Favoritenstellung nicht gerecht, da er wenig aus der Distanz boxte, wo er relativ unerreichbar für den Russen gewesen wäre. Statt dessen ließ er sich immer wieder auf den Austausch von Treffern ein, womit er dem bevorzugten Stil des Kontrahenten in die Hände spielte. Der 30 Jahre alte Schafikow kontrollierte das Geschehen in der ersten Hälfte des Kampfs mit präzisen Treffern aus der Nahdistanz und Schlägen zum Körper des Gegners. Barthelemy wirkte in dieser Phase unentschlossen, wechselte des öfteren die Auslage und bekam mehr ab, als ihm lieb sein konnte.

Der nicht allzu spannende Kampf verlief zunächst nahezu ausgeglichen, bis Schafikow in der achten Runde eine Rißwunde über dem rechten Auge davontrug. Von diesem Moment an gewann der 29jährige Kubaner zunehmend die Oberhand, da er seine Kampfesweise änderte, härter zuschlug und vor allem immer wieder auf die Verletzung des Russen zielte. Barthelemy nutzte in der Schlußphase seine körperlichen Vorteile, arbeitete nun wesentlich häufiger mit seinem steifen Jab und brachte gefährliche Uppercuts durch. Von der zehnten Runde an kontrollierte der Kubaner die Distanz und konnte es sich leisten, des öfteren demonstrativ die Fäuste sinken zu lassen, ohne dabei getroffen zu werden. Solche angeberischen Gesten sind unerfreulich und tragen selten dazu bei, das Publikum zu unterhalten und das Ansehen des betreffenden Boxers zu fördern.

Wie die Statistik von CompuBox zeigte, hatte Barthelemy von 871 Schlägen 260 ins Ziel gebracht (30 Prozent), während Schafikow bei 931 Versuchen 228 Treffer landen konnte (25 Prozent). Wenngleich man diese Zahlen nicht überbewerten sollte, kann man sie in diesem Fall doch heranziehen, um die Wertung der Punktrichter in ihrer Gesamtheit als zutreffend zu bestätigen.

Wie Rances Barthelemy im anschließenden Interview einräumte, habe er phasenweise in einer Kampfesweise festgesteckt, die nicht zu seinem Vorteil gewesen sei. Er habe eine gewisse Zeit gebraucht, um sich auf den Stil des Russen einzustellen und in den Schlagabtausch mit ihm einzutreten. Die Verletzung des Gegners habe er zwar sofort registriert, aber erst nach ihrer Begutachtung durch den Ringrichter erkannt, auf welche Weise er daraus für die verbliebene Dauer des Kampfs seinen Vorteil ziehen könne. Schafikows kämpferische Einstellung habe ihn wirklich überrascht und beeindruckt, zumal der Russe auch nach der Verletzung und weiteren schweren Treffern nie aufgegeben, sondern bis zum Schlußgong nach besten Kräften mitgehalten habe. [2]


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/12/barthelemy-defeats-shafikov-results/#more-203475

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/14397791/rances-barthelemy-claims-lightweight-title-denis-shafikov

19. Dezember 2015


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