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MELDUNG/2011: Eine Hand wäscht die andere (SB)



Jürgen Brähmer trifft am Ende doch noch auf Nathan Cleverly

Jürgen Brähmer verteidigt den Titel des regulären WBA-Weltmeisters im Halbschwergewicht am 1. Oktober im Neubrandenburger Jahnsportforum gegen Nathan Cleverly. Ein Kampf gegen den Waliser war erstmals 2011 in London geplant, doch mußte der Schweriner damals wegen einer Augenverletzung absagen. In der Folge wurde Brähmer aufgrund seiner längeren verletzungsbedingten Inaktivität der WBO-Titel aberkannt, den Cleverly noch im selben Jahr in seinen Besitz brachte und bis 2013 innehatte. Seine Regentschaft endete mit einer verheerenden Niederlage gegen den Russen Sergej Kowaljow, der sich damit den ersten Gürtel sicherte, dem später die Trophäen der WBA (Superchampion) und IBF folgen sollten. [1]

Für den 37jährigen Brähmer, der in der Rechtsauslage boxt und seine siebte Titelverteidigung bestreitet, stehen 48 Siege und zwei Niederlagen zu Buche. Der acht Jahre jüngere Waliser hat 29 Auftritte gewonnen und drei verloren, wobei er von seinen letzten drei Kämpfen nur einen für sich entscheiden konnte. Im November 2014 unterlag er seinem Landsmann Tony Bellew knapp nach Punkten, der heute WBC-Champion im Cruisergewicht ist. Für Cleverly folgte im Mai 2015 ein Sieg über den Aufbaugegner Tomas Man und im Oktober ein hochklassiger Kampf gegen Andrzej Fonfara, den der Pole einstimmig nach Punkten gewann. [2]

Man könne im Boxen eben niemals "nie" sagen, zeigt sich Brähmer zufrieden mit der Aussicht, am Ende doch noch auf den Waliser zu treffen. Er freue sich, daß dieser Kampf schließlich zustande komme, den die Fans schon so lange sehen wollten. Im Jahnsportforum werde er den Beweis antreten, daß er der bessere von beiden sei, so der Schweriner. Cleverly sei ein guter Boxer und früherer Weltmeister, der noch immer zu den führenden Halbschwergewichtlern gehöre. Er kämpfe sehr offensiv, so daß die Zuschauer ein hartes und attraktives Gefecht erwarte.

Ähnlich äußert sich Cleverly, wenn er davon spricht, daß es die Bestimmung dieses Kampfes sei, zuguterletzt stattzufinden. Er freue sich auf eine Schlacht mit Jürgen Brähmer und fühle sich ausgezeichnet, da er nach dem schweren Gang mit Fonfara eine längere Erholungspause eingelegt habe. Die Blessuren aus seinen letzten Auftritten seien restlos auskuriert, so daß er uneingeschränkt darangehen könne, zum zweiten Mal Weltmeister in dieser Gewichtsklasse zu werden. Brähmer sei ein großer Champion mit einer gefährlichen Schlagwirkung und verfüge über eine enorme Erfahrung, doch sei er selber schließlich auch kein Neuling mehr und wisse genau, was er zu tun habe, um dem Titelverteidiger vor dessen Heimpublikum den Gürtel abzunehmen.

Brähmers Promoter Kalle Sauerland kündigt einen Kampf an, der die seit fünf Jahren genährten Erwartungen voll und ganz erfüllen werde. Die Zuschauer könnten sich auf eine explosive Auseinandersetzung und einen turbulenten Abend in Neubrandenburg einstellen. Sein britischer Kollege Eddie Hearn von Matchroom Boxing hebt hervor, daß man nach dem spektakulären Duell mit Fonfara einen weiteren hochklassigen Gegner gesucht habe, der Brähmer zweifellos sei. Nathan Cleverly habe sich diesen Kampf gewünscht und werde seinen Landsleuten am 1. Oktober einen weiteren Champion bescheren.

Für beide Akteure bietet sich dieser Titelkampf unter den gegebenen Umständen als nahezu bestmögliche Option an. Unter Verweis auf seine lange Vorgeschichte läßt er sich recht gut vermarkten, so daß die Frage in den Hintergrund tritt, wieso der Waliser angesichts seiner negativen Bilanz in der jüngeren Vergangenheit überhaupt die Gelegenheit bekommt, den Weltmeister herauszufordern. Für Brähmer spitzt sich Situation zu, seit die WBA Verhandlungen zwischen ihm und Sergej Kowaljow über einen Kampf anberaumt haben, in dem die Titel des Superchampions und des regulären Weltmeisters zusammengeführt werden, um die Zahl der Gürtel zu reduzieren.

Da der Verband ungeachtet der aktuellen Entscheidung über die Verringerung seiner Titel grünes Licht für den seit langem geplanten Prestigekampf zwischen Sergej Kowaljow und Andre Ward im November gegeben hat, bleibt Jürgen Brähmer noch eine gewisse Galgenfrist, bevor er im nächsten Jahr entweder gegen den Russen antritt oder seinen Titel niederlegt. Im Unterschied zu Kowaljow oder Ward dürfte Cleverly ein Gegner sein, den der Schweriner durchaus in die Schranken weisen und damit seine Ära als Weltmeister abrunden könnte, bevor er auf die eine oder andere Weise in den sauren Apfel beißen muß.


Fußnoten:

[1] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/17124764/juergen-braehmer-defend-title-nathan-cleverly-oct-1

[2] http://www.boxingnews24.com/2016/07/juergen-braehmer-fights-nathan-cleverly-oct-1/#more-213875

24. Juli 2016


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