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PROFI/540: Kühler Kopf und wilde Wucht - Marco Huck zeigt Firat Arslans Grenzen auf (SB)




Weltmeister gewinnt die Revanche in der sechsten Runde

Mit einem der besten Auftritte seiner Karriere hat Marco Huck den Titel der WBO im Cruisergewicht in Stuttgart erfolgreich gegen Firat Arslan verteidigt. Nach seinem umstrittenen Punktsieg im November 2012 setzte sich der 29 Jahre alte Weltmeister bei der Revanche auf beeindruckende Weise durch technischen K.o. in der sechsten Runde gegen den 43jährigen Herausforderer durch. In der mit 11.000 Zuschauern ausverkauften Hanns-Martin-Schleyer-Halle ließ sich der Berliner auch vom gellenden Pfeifkonzert der Anhänger seines Gegners nicht aus der Ruhe bringen und zeigte dem Herausforderer dessen boxerische Grenzen auf.

Firat Arslan, der wie üblich aus einer Doppeldeckung heraus kämpfte, übte in der Anfangsphase den stärkeren Druck aus. Er ging unermüdlich in die Offensive und versuchte, an Huck heranzukommen, um im Infight seine Stärken auszuspielen. Der Titelverteidiger agierte abwartend, überließ dem Herausforderer die Ringmitte und mißachtete sogar die Aufforderung seines Trainers Ulli Wegner, sich aus den Seilen zu lösen.

Von der dritten Runde an setzte sich der Champion langsam besser in Szene und schlug häufiger mit dem Jab zum Kopf oder Körper des Herausforderers, womit er etliche Treffer verbuchen konnte. Nun entwickelte sich ein intensiver Schlagabtausch, der die Zuschauer immer wieder von den Sitzen riß und einen Kampf auf hohen Niveau hervorbrachte. Huck boxte variabler und wechselte ständig zwischen Haken, Geraden und Kombinationen, womit er den Gegner zunehmend überraschte. Von der vierten Runde an schien der Champion dem Herausforderer allmählich die Luft zu nehmen, da man den als ausgesprochen konditionsstark bekannten Arslan am Ende dieses Durchgangs erstmals an den Seilen lehnend sah. In der folgenden Runde gelang es dem Schwaben nur noch sporadisch, eigene Treffer zu setzen, und in einer Situation schien er sogar kurz zu wackeln.

Die vorzeitige Entscheidung fiel dann in der sechsten Runde. Nachdem der Weltmeister einen wuchtigen Kopftreffer erzielt hatte, fiel er regelrecht über seinen Gegner her und deckte ihn mit Serien harter Schläge ein. Arslan, der noch nie zuvor durch K.o. verloren hatte, ging zweimal zu Boden. Mühsam kam er wieder auf die Beine, doch wenig später stellte ihn Huck in der Ecke und drang weiter auf ihn ein. Als sich der Herausforderer nicht mehr verteidigen konnte, schritt der Ringrichter ein und nahm ihn nach 1:56 Minuten dieser Runde aus dem Kampf. [1]

Von Ulli Wegner ausgezeichnet vorbereitet und hochkonzentriert boxend hat Marco Huck seinen Titel, den er seit August 2009 hält, nun schon zum zwölften Mal erfolgreich verteidigt. Damit liegt er in der Rangfolge aller Weltverbände hinter dem Briten Johnny Nelson (13) auf dem zweiten Platz. Nachdem der Weltmeister von der dritten Runde an offensiver zu Werke gegangen war, hatte der Herausforderer aus Schwaben vergeblich versucht, das Geschehen im Ring weiterhin zu dominieren. So konnte Huck dank einer souveränen Leistung seine Bilanz auf 37 Siege, zwei Niederlagen sowie ein Unentschieden verbessern.

Der in Donzdorf bei Göppingen lebende Arslan, der von 2007 bis 2008 WBA-Weltmeister in dieser Gewichtsklasse war, mußte im 42. Kampf die siebte Niederlage hinnehmen, wozu sich noch zwei Unentschieden gesellen. Dennoch will der Schützling von Trainer Dieter Wittmann seine Karriere im Sauerland-Boxstall fortsetzen. Wie er berichtete, habe er den Schwinger einfach nicht kommen sehen, der letztlich die Entscheidung eingeleitet hatte. Ob dies die letzte Chance des Schwaben war, noch einmal nach den Sternen zu greifen und zum zweiten Mal in seiner Karriere einen Titel zu gewinnen, wird sich zeigen. Wilfried Sauerland riet Firat jedenfalls "als Freund", die Boxhandschuhe an den Nagel zu hängen. [2]

Wie Marco Huck im anschließenden Interview noch einmal anführte, habe er den ersten Kampf gegen Arslan auf die leichte Schulter genommen. Diesmal habe er nichts unversucht gelassen, alle Kritiker zum Schweigen zu bringen. Das sei ihm recht gut gelungen. Firat habe ihm alles abverlangt, wofür er Respekt verdiene. Dieser Kampf werde in die Geschichte eingehen.

Ulli Wegner, der seinem Schützling im Vorfeld die nötige Konzentration verordnet hatte, ließ durchblicken, daß man mit Marco am besten allein trainiere. Die erstklassige Vorbereitung habe unter anderem zu einer verbesserten Schlagtechnik geführt. An diesem Abend habe man etwas ganz Besonderes erlebt. Promoter Kalle Sauerland rühmte Huck als einen "Krieger", den niemand aufhalten könne, wenn er einmal losgelassen werde. Auf den alten und neuen Weltmeister warte eine große Zukunft. Daß diese im Schwergewicht liegen könnte, in das Huck schon seit geraumer Zeit endgültig aufsteigen möchte, zeichnet sich inzwischen immer deutlicher ab. Wie sein Trainer unterstrich, sei das ihr gemeinsames großes Ziel. Er persönlich habe noch nie einen Schwergewichtsweltmeister betreut, was ihn riesig ärgere. Diesen Wunsch werde er ihm mit Sicherheit erfüllen, versprach Marco Huck auf der Stelle. [3]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/huck-mit-ausrufezeichen/23.html

[2] http://www.spiegel.de/sport/sonst/boxen-huck-schlaegt-arslan-im-cruisergewicht-a-945584.html

[3] http://www.sueddeutsche.de/sport/huck-sieg-gegen-arslan-wie-zwei-wilde-widder-1.1871968-2

26. Januar 2014