Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → BOXEN

PROFI/554: Gennadi Golowkin macht kurzen Prozeß mit Daniel Geale (SB)




Eindrucksvolle Demonstration im Madison Square Garden

Im New Yorker Madison Square Garden hat Gennadi Golowkin den australischen Herausforderer Daniel Geale durch technischen K.o. in der dritten Runde besiegt. Damit bleibt der Kasache Superchampion der WBA und Weltmeister der IBO im Mittelgewicht. Er ist nun in 30 Kämpfen ungeschlagen, von denen er 27 vorzeitig gewonnen hat, zuletzt 17 in Folge. Für Geale, der früher Weltmeister der Verbände WBA und IBF in dieser Gewichtsklasse gewesen war, stehen jetzt 30 Siege und drei Niederlagen zu Buche. Da der Australier nie zuvor in seiner gesamten Karriere vorzeitig verloren hatte, kam das frühe Ende um so überraschender für ihn.

Zum Auftakt setzte sich Geale energisch in Szene, kam mit mehreren Schlägen durch und versuchte, das Geschehen zu dominieren. Golowkin boxte jedoch geschickt von der Ringmitte aus und ließ sich nicht in die Defensive drängen. Kurioserweise vergaß der Zeitnehmer, den Gong zu läuten, so daß der erste Durchgang knapp vier Minuten dauerte. In dieser Zeit stolperte der Australier auch noch über eine Kamera, die ein Fotograf achtlos zu dicht an das Ringseil gelegt hatte. [1]

Bereits in der zweiten Runde brach der Australier ein und hatte Golowkin nichts mehr entgegenzusetzen. Der Kasache plazierte seine Schläge präzise und wirkungsvoll, so daß Geale zu Boden gehen mußte. Der Herausforderer kam zwar wieder auf die Beine und behalf sich mit guten Kontern, doch konnte er den auf ihn losmarschierenden Gegner nicht mehr bremsen.

In der dritten Runde wurde Golowkin von einer Rechten des Australiers getroffen, der er jedoch durch eine schnelle Kopfbewegung die Wucht nahm. Fast im selben Augenblick schlug er seinerseits mit der Rechten zu, die Geale von den Beinen holte und rücklings zu Boden stürzen ließ. Der schwer gezeichnete Herausforderer raffte sich mühsam auf, doch taumelte er derart, daß Ringrichter Mike Ortega einschritt und ihn nach 2:44 Minuten dieses Durchgangs aus dem Kampf nahm.

Im anschließenden Interview mit Max Kellerman vom Sender HBO schloß Gennadi Golowkin einen Aufstieg ins Supermittelgewicht aus. Er strebe einen Vereinigungskampf gegen einen anderen Weltmeister im Mittelgewicht wie Peter Quillin (WBO) oder am liebsten Miguel Cotto (WBC) an. Er habe Respekt vor dem Stil des Puertoricaners, und dieser Kampf wäre zweifellos ein Höhepunkt für den Boxsport. [2]

Ob sich Miguel Cotto auf den gefährlichen Kasachen einläßt, nachdem dieser auch mit Daniel Geale kurzen Prozeß gemacht hat, steht jedoch auf einem anderen Blatt. Promoter Bob Arum und Trainer Freddie Roach haben bislang sorgsam darauf geachtet, ihren herausragenden Boxern lösbare Aufgaben vorzusetzen. Cotto hat nicht mit Golowkin, sondern dem 39jährigen Argentinier Sergio Martinez gekämpft, der ihm mit seinen lädierten Knien nicht gewachsen war. Manny Pacquiao trifft im November auf Chris Algieri, der in diesem Duell als krasser Außenseiter gilt. Roach war persönlich im Madison Square Garden vor Ort, um Golowkin in Augenschein zu nehmen, den er zum ersten Mal live beobachtete. Nach Angaben Dan Rafaels von ESPN wollte Roach prüfen, ob der Kasache für einen Kampf gegen Cotto im Dezember in Frage kommt.

Was er gesehen hat, dürfte ihn mit einer gewissen Sorge erfüllen, da Golowkin durch die härtesten Treffer Geales durchmarschiert ist und den beweglichen Australier auf kurzem Wege zur Strecke gebracht hat. Natürlich braucht Cotto seinen Trainer nicht, um zu ahnen, was bei einem Kampf gegen den Kasachen auf ihn zukäme. Auch Peter Quillin ist ein harter Brocken, doch hat Golowkin mit seiner jahrelangen Serie vorzeitiger Siege derart Furore gemacht, daß an der Spitze des Mittelgewichts kein Weg mehr an ihm vorbeiführt. Meidet der Puertoricaner den Kasachen, werden die Experten und Fans daraus den Schluß ziehen, daß er Golowkin die unangefochtene Führungsposition überläßt. [3]

Vernünftigerweise sollte Miguel Cotto seiner Gesundheit den Zuschlag geben und nicht gegen Golowkin antreten, der mit Daniel Geale einen Gegner besiegt hat, der dessen ungeachtet nach wie vor zu den besten Boxern der Gewichtsklasse gehört. Der Australier hat es gewagt, auf der größten Bühne des Boxsports neben dem MGM Grand in Las Vegas gegen den gefährlichsten Kontrahenten anzutreten, der in seinen Schlägen die Wucht eines Schwergewichtlers entfaltet, wie es ein Kommentator ausdrückte. [4] Cotto kommt eigentlich aus dem Weltergewicht, wo er grandiose Schlachten gegen die namhaftesten Kontrahenten geschlagen hat. Auch im Halbmittelgewicht behauptete er sich, und als sich die Chance bot, gegen den lange pausierenden Martinez anzutreten, ergriff er sie beim Schopf. Er ist damit Weltmeister in der vierten Gewichtsklasse geworden, doch sollte er sie rasch wieder verlassen, da ihm auf Dauer schlichtweg die körperlichen Voraussetzungen fehlen, um sich gegen die stärksten Kontrahenten durchzusetzen.

Dan Rafael zufolge erhielt Gennadi Golowkin eine Börse von 750.000 Dollar, während für den in Australien populären, jedoch in den USA nicht allzu bekannten Daniel Geale immerhin noch 600.000 Dollar abfielen. Miguel Cotto oder Saul "Canelo" Alvarez, die schwächer als der Kasache einzuschätzen sind, verdienen wesentlich mehr. Im Unterschied zur NFL und NBA, in denen die führenden Spieler auch finanziell am besten abschneiden, ähnelt das Boxen in dieser Hinsicht dem professionellen Wrestling, wo die Größe der Fangemeinde den Ausschlag über die Einkünfte gibt. Floyd Mayweather stieg zum Star des Bezahlfernsehens auf, nachdem er Oscar de la Hoya 2007 besiegt hatte. Ein Jahr später folgte Manny Pacquiao ebenfalls mit einem Sieg über De la Hoya. Gennadi Golowkin muß schon einen prominenten Gegner wie Cotto, Alvarez oder Mayweather schlagen, um an das ganz große Geld heranzukommen. [5]


Fußnoten:

[1] http://www.boxen-heute.de/artikel/6233-der-17-knockout-in-folge-videogolovkin-zerstoert-geale-in-runde-3.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2014/07/golovkin-geale-early-action-from-msg/#more-179511

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/07/golovkin-i-want-cotto-next/#more-179521

[4] http://www.boxingnews24.com/2014/07/geale-would-still-beat-cotto/#more-179249

[5] http://www.boxingnews24.com/2014/07/purses-ggg-750k-geale-600k-jennings-130k-perez-60k/

27. Juli 2014