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PROFI/569: Adonis Stevenson demoliert Dimitri Suchotski (SB)




Der Kanadier bleibt unangefochten WBC-Champion im Halbschwergewicht

Im Halbschwergewicht hält der Kanadier Adonis Stevenson den Titel des Verbands WBC, während der Russe Sergej Kowaljow nach seinem Sieg über den fast 50jährigen Bernard Hopkins im November Superchampion der WBA sowie Weltmeister der WBO und IBF ist. Als regulärer Weltmeister der WBA firmiert der Schweriner Jürgen Brähmer aus dem Team Sauerland, der damit hinter den beiden genannten Champions rangiert. Der 37jährige Stevenson traf in einer freiwilligen Titelverteidigung, die in Quebec City ausgetragen wurde, auf den Russen Dimitri Suchotski, der 2009 schon gegen Brähmer verloren hatte und als klarer Außenseiter galt.

Stevenson hatte einen spektakulären Auftritt angekündigt, der mit einem Niederschlag des Herausforderers enden würde. Die Zuschauer im Coliseum und beim Sender Showtime mußten sich jedoch einige Zeit gedulden, da sich Suchotski fast aller Angriffe enthielt und auf eine robuste Deckung beschränkte. Stevenson fand zunächst kaum eine Lücke, schickte seinen Gegner jedoch im zweiten Durchgang auf die Bretter. Der Russe kam wieder auf die Beine und setzte den Kampf fort, der sich in den folgenden beiden Runden recht ereignisarm hinzog, worauf das Publikum unruhig zu werden begann.

Gegen Mitte der fünften Runde löste Stevenson doch noch sein Versprechen ein und schickte den Herausforderer mit einer rechten Geraden zu Boden. Suchotski raffte sich rechtzeitig wieder auf, mußte aber sogleich eine Serie weiterer Treffer hinnehmen, die ihn erneut niederstreckten. Schwer angeschlagen kam der Russe hoch, doch ließ der Weltmeister nun nicht mehr locker und fiel wiederum über ihn her. Noch immer versuchte Suchotski zurückzuschlagen, doch nach einer wuchtigen Linken des Kanadiers landete er unter den Seilen flach auf dem Rücken. Nun zählte ihn Ringrichter Michael Griffin gar nicht erst aus, sondern brach den Kampf nach 2:42 Minuten dieses Durchgangs ab. [1]

So blieb Adonis Stevenson dank seiner vierten erfolgreichen Titelverteidigung WBC-Weltmeister im Halbschwergewicht und verbesserte seine Bilanz auf 25 Siege sowie eine Niederlage. Für Dimitri Suchotski, der sich erstmals in seiner Karriere vorzeitig geschlagen geben mußte, stehen nun 22 gewonnene und drei verlorene Auftritte zu Buche.

Wie der Kanadier nach seinem Erfolg erklärte, könne er sich auf seine gewaltige Schlagwirkung verlassen. Sein Trainer Javan Hill halte ihn dazu an, den Niederschlag nicht zu erzwingen. Deshalb setze er seine Schnelligkeit und Beweglichkeit ein, bis der K.o. fast wie von selbst komme. Er warte einfach auf die passende Gelegenheit, und schon sei es um den Gegner geschehen.

Für Stevenson war das ein versöhnlicher Ausklang des Jahres 2014, das bei ihm vor allem im Zeichen von Kämpfen stand, die er nicht ausgetragen hat. So sollte er gegen Bernard Hopkins und den früheren Weltmeister Jean Pascal antreten, doch fielen beide Kämpfe ins Wasser. Da man dem Kanadier nachsagt, er gehe Sergej Kowaljow aus dem Weg, erwartete man gespannt eine Äußerung zum Thema eines möglichen Vereinigungskampfs, aus dem der Champion aller vier maßgeblichen Verbände hervorgehen würde. Stevenson hielt sich jedoch bedeckt und erklärte lediglich, wer etwas von ihm wolle, müsse schon zu ihm kommen. Ihm sei es egal, wer als nächster an der Reihe sei, denn es sei sein Job, in den Ring zu steigen und jeden auf die Bretter zu schicken. Alles weitere überlasse er seinem Berater Al Haymon und dem Promoter Groupe Yvon Michel, die schon einen geeigneten Kontrahenten für ihn aussuchen würden. Auf sein Alter und den wachsenden Druck angesprochen, früher oder später die bedeutendsten Kämpfe auszutragen, erwiderte Stevenson lächelnd, das spiele keine Rolle, da er in allerbester körperlicher Verfassung sei. [2]

Anfang des Jahres hatte Stevenson bei dem einflußreichen Berater Al Haymon unterschrieben und den Sender gewechselt. Damit ging er Sergej Kowaljow aus dem Weg, dessen Promoter Main Events zeitweise Klage gegen ihn einreichte, da man dort der Auffassung war, der Kanadier habe eine bereits getroffene Vereinbarung, gegen den Russen anzutreten, nicht eingehalten. Statt sich mit anderen namhaften Gegnern wie Hopkins oder Pascal zu messen, trat der WBC-Champion im Mai gegen den Polen Andrzej Fonfara an, der ihn sogar am Boden hatte, ehe sich der Titelverteidiger durchsetzen konnte. Suchotski, der an Nummer 7 der WBC-Rangliste plaziert war, galt als handverlesener Kandidat, der dem Weltmeister einen sicheren Sieg garantieren würde.

Auf Dauer kann Adonis Stevenson seinen gefährlichsten Rivalen jedoch nicht meiden, da der Verband WBC beschlossen hat, den Sieger des Kampfs zwischen Sergej Kowaljow und Jean Pascal, der am 14. März über die Bühne gehen soll, zum neuen Pflichtherausforderer zu erklären. Sollten sich die beiden Seiten nicht über die Konditionen eines Vereinigungskampfs einigen, komme es zu einer Versteigerung der Austragungsrechte.

Das ist eine gute Nachricht für den ungeschlagenen Sergej Kowaljow, der 26 Siege und ein Unentschieden vorzuweisen hat. Der Russe glaubte schon im Frühjahr, der Kampf gegen Stevenson sei beschlossene Sache, bis der Kanadier mit seinem Wechsel von HBO zu Showtime diesen Plan durchkreuzte. Kowaljow hielt sich mit einem überraschend souverän herausgeboxten Punktsieg über Bernard Hopkins schadlos, der ihm zwei weitere Gürtel einbrachte. Viele Fans und Experten halten ihn seither für den führenden Akteur im Halbschwergewicht, so daß Stevenson zunehmend unter Beweisnot gerät. [3]

Der Kanadier hat sich in jüngerer Zeit Herausforderer ausgesucht, die ihm kaum gefährlich werden konnten. Daher verstärkte sich der Eindruck, er werde sich nie mit Kowaljow messen, den er lange als zweitklassig abtat. Sollte sich der Russe auch gegen den erfahrenen und beweglichen Jean Pascal durchsetzen, was nicht einfach sein dürfte, aber dennoch zu erwarten ist, kann er endlich Adonis Stevenson ins Visier nehmen. Da beide vor allem wegen ihrer Schlagwirkung gefürchtet sind, könnte es zum spektakulärsten Kampf kommen, der seit etlichen Jahren im Halbschwergewicht ausgetragen worden ist.


Fußnoten:

[1] http://www.sherdog.com/news/news/Boxing-Adonis-Stevenson-Knocks-Dmitriy-Sukhotskiy-Cold-in-Fifth-Round-79019

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12055762/adonis-stevenson-finishes-dmitry-sukhotsky-one-punch-ko

[3] http://www.boxingnews24.com/2014/12/kovalev-pascal-winner-will-become-stevensons-wbc-mandatory/#more-185816

21. Dezember 2014