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PROFI/571: Arthur Abraham dominiert Paul Smith auch bei der Revanche (SB)



Klarer Punktsieg des WBO-Weltmeisters im Supermittelgewicht

Arthur Abraham hat den Titel der WBO im Supermittelgewicht auch bei der Revanche gegen Paul Smith durch einen einstimmigen Punktsieg erfolgreich verteidigt (116:112, 117:111, 117:111). Vor 8000 Zuschauern in der Berliner O2 World feierte der Lokalmatador damit einen gelungenen Einstand des Teams Sauerland bei seinem neuen Fernsehpartner Sat.1. Abraham, der nach dem Weggang Marco Hucks das Aushängeschild dieser Allianz ist, verbesserte seine Bilanz auf 42 Siege und vier Niederlagen, während für den Briten nun 35 gewonnene und fünf verlorene Auftritte zu Buche stehen. [1]

Mit seiner überzeugenden Vorstellung, bei der er die taktische Marschroute konsequent umsetzte, bescherte sich der Weltmeister nachträglich selbst das schönste Geschenk zu seinem am Vortag gefeierten 35. Geburtstag. Sein drei Jahre jüngerer britischer Gegner kam lediglich in der sechsten und elften Runde besser zur Geltung, alle übrigen Durchgänge dominierte der Titelverteidiger. Nachdem das Duell in den ersten beiden Runden noch recht ausgeglichen verlaufen war, zog der Champion ab dem dritten Durchgang merklich an. Immer wieder setzte er Akzente mit seiner Schlaghand, deren Wucht Smith zurückdrängte und sichtlich in Mitleidenschaft zog.

In der vierten Runde erschütterte Abraham seinen Gegner mit einer schweren Rechten, worauf der Herausforderer diesen Durchgang nur mit Mühe überstand. Hätte der Berliner nicht nur Zwischenspurts eingelegt, sondern in jeder Runde volle drei Minuten lang angegriffen, wäre der Brite wohl vorzeitig auf den Brettern gelandet. Andererseits war von dem einstigen Phlegma des Berliners kaum noch etwas zu erkennen, da er stets genug unternahm, um Smith unter Kontrolle zu halten. Dieser hatte in der sechsten Runde seine beste Szene, als er mit einem schweren Körpertreffer durchkam, der den Champion an die Seile zurückweichen ließ. Wenngleich der Brite nachsetzte, konnte Abraham die meisten Schläge abwehren. Zwar steckte der Brite nie auf und kämpfte bis zum Schlußgong mit, doch war am klaren Erfolg des Titelverteidigers nicht zu rütteln. [2]

Wie der Weltmeister nach seinem verdienten Erfolg erklärte, habe Smith diesmal besser gekämpft als bei ihrer ersten Begegnung vor einem halben Jahr und schwere Treffer weggesteckt. Er selbst habe sich jedoch ebenfalls gesteigert und bis zur letzten Minute versucht, einen Niederschlag herbeizuführen. Als kommende Aufgaben nannte der alte und neue Champion natürlich Robert Stieglitz und Felix Sturm - mit dem neuen Fernsehpartner sei ab sofort alles möglich.

Paul Smith, der sich nach seiner ersten Niederlage gegen Abraham im September noch bitter über ein angebliches Fehlurteil beklagt hatte, das später im Zuge einer offiziellen Prüfung durch den Verband WBO definitiv ausgeschlossen wurde, räumte diesmal die Niederlage unumwunden ein. Der Berliner sei an diesem Abend einfach der bessere Boxer gewesen und habe gezeigt, wieso er der Weltmeister ist. In dieser Gewichtsklasse komme Abraham gleich hinter Carl Froch, und so könne er sich selbst zugute halten, sein Bestes gegen einen der absolut führenden Champions gegeben zu haben, so Smith.

Dann führte der Brite weiter aus, Abraham habe ihn in der fünften oder sechsten Runde mit schmerzhaften Körpertreffern traktiert, die ihm schwer zu schaffen gemacht hätten. Gegen Ende sei es jedoch immer besser für ihn gelaufen, was auch seine Ecke bestätigt habe. Wie Smith meinte, habe er die letzten drei Runden gewonnen, was man keinesfalls unterstreichen kann. Daß der zweimal gescheiterte Herausforderer den Berliner stärker redet, als er tatsächlich ist, und seine eigene Rolle in ein besseres Licht zu setzen versucht, liegt auf der Hand.

Bei seiner Rangfolge der besten Boxer im Supermittelgewicht unterschlägt er Andre und Anthony Dirrell, Andre Ward und Sakio Bika, mit denen Abraham allergrößte Probleme hätte. Paul Smith war nach der ersten Niederlage im September bestrebt, eine umgehende Revanche herbeizureden, was ihm gelungen ist, weil dies auch Abraham sehr gelegen kam. Nun geht es für den Briten darum, den drohenden Absturz zu bremsen, da er das Entgegenkommen der WBO zu verlieren droht, die ihn bislang an Nummer vier ihrer Rangliste führt. [3]

Arthur Abraham hat seinen Platz gefunden, an dem er Weltmeister sein und bleiben kann, ohne überwältigende Risiken einzugehen. Als IBF-Champion im Mittelgewicht glaubte er einst fest an seine Unbesiegbarkeit und wurde in dieser Überzeugung nicht widerlegt, bis er wegen wachsender Gewichtsprobleme ins höhere Limit wechselte. Dort setzte es Niederlagen gegen Andre Dirrell, Andre Ward und den Briten Carl Froch, die das Selbstvertrauen des Berliners schwer erschütterten und fast zu einer Trennung von seinem Trainer Ulli Wegner geführt hätten. Dank einer Kurskorrektur, die auch die Lebensführung außerhalb des Boxrings betraf, fand das Erfolgsgespann wieder zusammen.

Daß der zumeist bärbeißige Trainer seinen Schützling in einer Pause des Kampfs gegen Paul Smith sogar mit den Worten lobte, er mache seine Sache gut, spricht Bände. Heute setzt Abraham konsequenter als in der Vergangenheit um, was Wegner ihm sagt, und boxt eher einen Punktsieg heraus, als wie vordem hinter einer Doppeldeckung abzuwarten, bis es Zeit für einen überfallartigen Angriff sei. Das war, zumindest im Supermittelgewicht, allzuoft schiefgegangen, da die Gegner einfach nicht umfallen wollten. Abraham wurde zum zweiten Mal in seiner Karriere Weltmeister, als er Robert Stieglitz als WBO-Champion entthronte. Der Magdeburger holte sich den Gürtel bei der Revanche zurück, verlor ihn jedoch im dritten Kampf wieder an den Berliner.

Die Wiederauferstehung Abrahams kam gerade im richtigen Augenblick. Nach dem Rückzug der ARD und dem Wechsel zu Sat.1 schloß Sauerland Event einen vorerst auf zwei Jahre ausgelegten Vertrag mit dem neuen Fernsehpartner, der jeweils acht Veranstaltungen umfaßt. Der Berliner ist das prominente Gesicht dieser Zusammenarbeit und spielt die Hauptrolle in den Werbespots, die in den Babelsberger Filmstudios gedreht wurden. [4] Gemeinsam mit Felix Sturm und Robert Stieglitz soll er den deutschen Markt bedienen, auf dem die beliebten Duelle einheimischer Boxer allemal ihr Publikum finden. Wie seine beiden Kollegen fährt er recht gut damit, die absolute Weltspitze zu meiden und neben innerdeutschen Duellen Gegner vom Kaliber Paul Smiths auszuwählen, die unterhaltsame Kämpfe garantieren, ohne ihn vor unlösbare Probleme zu stellen.


Fußnoten:

[1] http://www.boxen.com/news-archiv/newsdetails/article/abraham-schlaegt-smith-erneut/23.html

[2] http://www.boxingnews24.com/2015/02/abraham-vs-smith-2-early-results/#more-188550

[3] http://www.boxingnews24.com/2015/02/paul-smith-abraham-is-only-behind-froch-in-the-super-middleweight-division/#more-188573

[4] http://www.welt.de/sport/boxen/article137668224/Die-Auferstehung-des-totgesagten-Arthur-Abraham.html

23. Februar 2015


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