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PROFI/582: Kell Brook hat mit Frankie Gavin leichtes Spiel (SB)



Titelverteidigung des IBF-Champions im Weltergewicht

Kell Brook hat den Titel der IBF im Weltergewicht in der Londoner O2 Arena erfolgreich gegen seinen überforderten britischen Landsmann Frankie Gavin verteidigt. Wenngleich der Herausforderer dem Champion zunächst einige Probleme bereitete, ähnelte der Kampf insgesamt gesehen doch eher einer Sparringssession für den Weltmeister, der sich in der sechsten Runde vorzeitig durchsetzte. Während Brook seine makellose Bilanz auf 35 Siege ausbaute, hat Gavin nunmehr 22 Auftritte gewonnen und zwei verloren.

Der 29 Jahre alte Titelverteidiger setzte seinem gleichaltrigen Gegner von Beginn an beharrlich nach, der jedoch des öfteren klammerte oder sich an den Seilen behende aus der Affäre zog. Gavin zeigte sich gegenüber seinen letzten Auftritten verbessert und konnte etliche Einzeltreffer landen, die jedoch keinerlei Wirkung hinterließen. Die Taktik des Herausforderers hinderte Brook einige Zeit daran, seinen Rhythmus zu finden, und sorgte zunächst für einen unansehnlichen Kampf. Nachdem der Champion jedoch ohne Hast Maß genommen hatte, versetzte er Gavin in der sechsten Runde einen Volltreffer mit seiner Rechten, der den Kontrahenten in die Seile taumeln ließ. Brook legte mit weiteren Schlägen nach, bis sein Gegner niedersank und von Ringrichter Steve Gray nach 2:51 Minuten des Durchgangs aus dem Kampf genommen wurde. [1]

Wie Brook nach seinem Erfolg Bilanz zog, habe er einige Runden geduldig geboxt, da das Ende nur eine Frage der Zeit gewesen sei. Er sei bereit, sich mit jedem Gegner im Weltergewicht zu messen, und heiße er auch Floyd Mayweather. Er hatte den Titel nur knapp und umstritten im Kampf gegen Shawn Porter gewonnen, dem das britische Team keine Revanche gewährt. Im August letzten Jahres trug Brook während eines Urlaubs auf Teneriffa bei einem Überfall eine schwere Verletzung am Oberschenkel davon. Nachdem diese auskuriert war, traf er bei seiner ersten Titelverteidigung vor zwei Monaten auf den Pflichtherausforderer Jo Jo Dan, den er bereits in der vierten Runde besiegte. Wenngleich Frankie Gavin etwas besser als der Kanadier war, hat Brook doch mit beiden Kontrahenten leichtes Spiel gehabt. [2]

Der allzu einseitige Verlauf des Kampfs gegen Frankie Gavin warf zwangsläufig Fragen nach der Aussagekraft der IBF-Rangliste wie auch der Auswahl dieses schwachen Herausforderers durch Promoter Eddie Hearn auf den Plan. Gavin wurde zuvor an Nummer vier der Rangliste geführt, womit er besser als Tim Bradley, Shawn Porter, Diego Chaves, Devon Alexander und Sadam Ali eingestuft war, die wesentlich stärker einzuschätzen sind. Zudem hatte der Brite zuletzt gegen Leonard Bundu verloren, der überhaupt nicht unter den Top 15 auftaucht.

Hearn, bei dem beide Boxer unter Vertrag stehen, ließ sich von solchen Zweifeln nicht aus dem Konzept bringen und erklärte, Gavin sei dort, wo er hingehöre, habe aber gegen einen sehr starken Weltergewichtler verloren. Kell Brook sei ein vielgefragter Champion und werde im August oder September in den Ring zurückkehren. Die britischen Fans wünschten sich einen Kampf gegen Amir Khan, der leider immer noch auf Floyd Mayweather warte. Daher wolle man Brandon Rios, Keith Thurman oder Manny Pacquiao als Gegner des IBF-Weltmeisters gewinnen. Natürlich käme auch Marcos Maidana in Frage, an dem Hearn jedoch kein Interesse erkennen läßt, zumal der Argentinier über eine enorme Schlagwirkung verfügt, die Kell Brook in Bedrängnis brächte. Bliebe noch der bereits 41 Jahre alte Mexikaner Juan Manuel Marquez, der vormals Champion in vier verschiedenen Gewichtsklassen war, aber möglicherweise nach wie vor an einer langwierigen Knieverletzung laboriert. [3]

Ein Kampf gegen Amir Khan, der im nordenglischen Bolton zu Hause ist, wäre zweifellos ein absoluter Publikumsmagnet und könnte eine große Arena in London füllen. Khan drängt sich jedoch weiterhin Floyd Mayweather auf, der noch keine Entscheidung getroffen hat, wem er bei seiner mutmaßlichen Abschiedsvorstellung am 12. September die Gunst gewährt, sich mit dem besten Boxer aller Gewichtsklassen zu messen und eine immense Börse einzustreichen.

Da Manny Pacquiao angesichts der Schulterverletzung noch lange außer Gefecht sein dürfte und Keith Thurman am 11. Juli gegen Luis Collazo antritt, sind die beiden für Brooks nächsten Auftritt kein Thema. Daher käme am ehesten Brandon Rios in Frage, der sicher sofort zugreifen und gegen den IBF-Weltmeister antreten würde. Sein Promoter Bob Arum ist jedoch dafür bekannt, seine Optionen lange und gründlich abzuwägen, weshalb er für eine Entscheidung in letzter Minute nicht zu haben ist. Obgleich Brook zum Ausdruck brachte, daß es allmählich langweilig werde und er sich hochklassige Gegner wünsche, steht doch zu befürchten, daß ihm Eddie Hearn auch bei der dritten Titelverteidigung einen allenfalls durchschnittlichen Herausforderer vorsetzen wird.


Fußnoten:

[1] http://www.boxingnews24.com/2015/05/brook-vs-gavin-early-results/#more-193973

[2] http://espn.go.com/boxing/story/_/id/12982570/kell-brook-retains-ibf-welterweight-belt-frankie-gavin-anthony-joshua-wins-again

[3] http://www.boxingnews24.com/2015/05/hearn-mentions-rios-thurman-and-pacquiao-as-potential-opponents-for-brook/#more-193986

31. Mai 2015


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