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PROFI/696: Weltergewicht - Verjüngungskur ... (SB)



Manny Pacquiao dominiert Adrien Broner auf ganzer Linie

Manny Pacquiao, der im Dezember 40 Jahre alt geworden ist, hat eine überzeugende Vorstellung gegeben und Adrien Broner auf ganzer Linie dominiert. Vor 13.025 Zuschauern in der MGM Grand Garden Arena in Las Vegas, wo er vor 18 Jahren sein Debüt in den USA gegeben hatte, stellte er unter Beweis, daß er immer noch in hoher Frequenz schlagen kann und gehörigen Dampf in den Fäusten hat. Wenngleich der Weltmeister in acht Gewichtsklassen den Höhepunkt seines außergewöhnlichen Könnens überschritten hat, verteidigte er doch den sekundären Titel der WBA durch einen unangefochtenen Punktsieg (117:111, 116:112, 116:112), mit dem Broner noch überaus gut bedient war. Die Mehrzahl der Experten neigte zu der Auffassung, daß der US-Amerikaner allenfalls eine einzige Runde für sich entschieden hatte. Während der Philippiner seine Bilanz auf 61 Siege, sieben Niederlagen und zwei Unentschieden ausbauen konnte, stehen für Broner nunmehr 33 gewonnene und vier verlorene Auftritte sowie ein Unentschieden zu Buche. [1]

Obgleich der 29jährige US-Amerikaner wesentlich jünger ist, wirkte Pacquiao weitaus frischer, agiler und aggressiver. Er schlug und traf wesentlich häufiger als sein Gegner, was insofern keine Überraschung war, als er sich stets durch diese Qualität ausgezeichnet hat. Darüber hinaus ist es ihm in jüngerer Zeit gelungen, seine Schlagwirkung zu erhöhen, was Broner zu spüren bekam, der von den Treffern des öfteren heftig erschüttert wurde. Er wirkte über lange Strecken regelrecht passiv, wenn man einmal von einer guten vierten Runde absieht, verschanzte sich hinter seiner Deckung, lief häufig weg und warf immer wieder einen prüfenden Blick auf die Uhr, als wolle er in erster Linie die rettende Pause erreichen. Der ehemalige Weltmeister in vier Gewichtsklassen war nur noch ein Schatten besserer Tage und schien gegen Ende des Kampfs ausschließlich darauf bedacht zu sein, den Schlußgong aufrecht stehend zu erreichen. [2]

Der Philippiner ging von Beginn an entschieden und auf schnellen Füßen zu Werke und schlug aus allen erdenklichen Winkeln, während Broner vor allem sein Heil darin suchte, zu klammern oder auszuweichen. Von der Menschenmenge euphorisch angefeuert deckte Pacquiao den Gegner mit einem Trommelfeuer ein, wobei der Rechtsausleger in zunehmendem Maße auch Schläge zum Körper in seine Kombinationen einflocht, die den US-Amerikaner zermürbten. Mit fortschreitender Dauer des Kampfs geriet Broner immer häufiger in Bedrängnis und mußte in die Seile zurückweichen, wo er um so mehr Schläge einsteckte. Der Herausforderer aus Cincinatti verfiel zuletzt derart in einen bloßen Überlebensmodus, daß er in der zwölften Runde nur noch einen einzigen Treffer landen konnte. Der Statistik von CompuBox zufolge brachte Pacquiao 112 von 568 Schlägen ins Ziel (20 Prozent), während Broner lediglich 50 Treffer bei 295 Versuchen gelangen (17 Prozent).

Wie schon gegen Marcos Maidana, Shawn Porter und Mikey Garcia mußte sich Broner abermals geschlagen geben, da er auch bei Manny Pacquiao einem anspruchsvollen Kontrahenten gegenüberstand. Es war bereits die dritte Niederlage in seinen letzten sieben Auftritten, so daß er definitiv nicht mehr der Boxer ist, der seinerzeit Titel im Superfedergewicht und Leichtgewicht gewonnen hatte. Er boxt behäbig, hofft auf Einzeltreffer und bietet schlichtweg nicht die erforderliche Schlagfrequenz auf, um in der Elite des Weltergewichts mithalten zu können. Gelänge es ihm, ins Leichtgewicht zurückzukehren, hätte er vielleicht noch einmal die Chance, Weltmeister zu werden. Es dürfte in diesem Stadium seiner Karriere jedoch so gut wie ausgeschlossen sein, daß er die dafür erforderliche Gewichtsreduzierung zustande bringt.

Da Adrien Broner nicht länger Gewähr bietet, Kämpfe im Halbwelter- oder Weltergewicht zu gewinnen, dürften seine Tage als namhafter Außenseiter in ansehnlich dotierten Duellen gezählt sein. Ob man gut beraten war, ihm angesichts seines mäßigen Abschneidens in den letzten drei Jahren einen Titelkampf gegen Pacquiao möglich zu machen, darf angesichts seiner allzu klaren Unterlegenheit bezweifelt werden. Bekäme er weiterhin Kämpfe, die er nicht gewinnen kann, ruinierte das den verbliebenen Rest seiner Karriere und natürlich auch die Quoten.

Dank dieses souveränen Erfolgs hat Manny Pacquiao die Tür zu einer möglichen Revanche mit Floyd Mayweather offengehalten, die kursierenden Gerüchten zufolge am 14. September über die Bühne gehen könnte. Mayweather, der den Auftritt des Philippiners vor Ort verfolgt hatte, erwähnte diese Option allerdings mit keinem Wort. Sollte es nicht zu diesem lukrativen Spektakel kommen, würde Pacquiao vermutlich gegen den Sieger des Kampfs zwischen Errol Spence und Mikey Garcia antreten, die am 16. März aufeinandertreffen. Spence gilt als IBF-Weltmeister im Weltergewicht und mutmaßlich bester Akteur dieses Limits als Favorit, da Garcia bislang zwei Gewichtsklassen darunter angetreten ist und körperlich unterlegen sein dürfte. Sollte er wie erwartet die Oberhand behalten und tatsächlich gegen Pacquiao antreten, stünde es schlecht um den Philippiner. Der IBF-Champion ist nicht nur wesentlich jünger und größer als er, sondern auch mit einer gefürchteten Schlagwirkung gesegnet, was Manny Pacquiao vor nahezu unlösbare Probleme stellen würde.


Fußnoten:

[1] tv5.espn.com/boxing/story/_/id/25807013/manny-pacquiao-defeats-adrien-broner-unanimous-decision

[2] www.boxingnews24.com/2019/01/manny-pacquiao-decisions-adrien-broner-results/

25. Januar 2019


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