Schattenblick → INFOPOOL → SPORT → BRENNPUNKT


SPIELE/025: Olympias gebrochene Ringe - unbeugsame Rücken ... (Pressenza)


Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin

Rio16: Proteste an der Eröffnungsfeier und Temer blamiert

von Felipe Bianchi, 10. August 2016



Große Menschenmenge protestiert mit Bannern und Fahnen - Foto: Carla Santos (CC BY-NC-SA) [https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/]

Foto: Carla Santos (CC BY-NC-SA) [https://creativecommons.org/licenses/by-nc-sa/3.0/de/]

Am Freitag, 5. August, fand in Rio de Janeiro die Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele statt. Die Stadt war Schauplatz von Massenprotesten gegen den Interimspräsidenten Michel Temer und den laufenden Putsch, den Brasilien derzeit durchlebt.

Trotz der guten Stimmung wegen der Olympischen Spiele gingen Aktivisten auf die Straßen der Copacabana, um gegen Michel Temer zu demonstrieren. Das Motto lautete: "Weg mit Temer! Gegen die Einschränkung unserer Rechte! Gegen olympische Katastrophen aller Art!".

Die Zahl der Demonstranten gegen die Unrechtmäßigkeit des Amtsenthebungsverfahrens der Präsidentin Dilma Rousseff wird auf 30.000 geschätzt. Die Volksbewegungen haben auch gegen die Rückschritte der neuen Regierung protestiert, zum Beispiel die Senkung der öffentlichen Ausgaben und die Abschaffung von Arbeitsrechten.

Die Vermeidung der Pfiffe

Die Medien haben im Laufe der Woche darüber berichtet, dass die Strategie darin bestehe, eine technische Bearbeitung des Tons während Michel Temers Rede durchzuführen, um das Geräusch der Pfiffe zu überdecken. Das war aber nicht nötig, denn der illegitime Präsident, der die Hilfe der technischen Bearbeitung während der Pausen seiner Rede bekommen hätte, hat nicht einmal gewollt, dass seine Anwesenheit angekündigt werde.

Vor der Entzündung der Fackel musste Temer die Olympischen Spiele für eröffnet erklären. Das hat er so schnell wie möglich getan, aber nicht ohne ein Pfeifkonzert.

Epidemie von Plakaten und Schildern

Nicht nur auf den Straßen musste sich die putschistische Regierung mit den Demonstrationen zur Verteidigung der Demokratie herumschlagen. Sehr viele Plakate gegen Michel Temer wurden am 3. Und 4. August während der Frauenfußballspiele in die Höhe gehalten.

Als Reaktion darauf warnte die Regierung, dass die Demonstranten die Konsequenzen daraus tragen werden. In einem schon weit verbreiteten Video verweist das Sicherheitspersonal auf das Verbot.[1]

Nach der Reaktion der Interimsregierung und dem Polizeibefehl, dass das Sicherheitspersonal die politischen Demonstrationen verhindern soll, ist es unsicher, ob die weitere freie Verbreitung von Fotos über die sozialen Medien möglich sein wird.

Am Donnerstagabend, 4. August, hat der brasilianische Musiker und Vertreter der MPB Chico Buarque seine Unzufriedenheit mit der neuen Regierung zum Ausdruck gebracht, als er auf einer künstlerischen Veranstaltung gegen Temer das Lied "Dir zum Trotz" sang. Es handelt sich dabei um ein bedeutendes Protestlied, welches seit der diktatorischen Periode in den siebziger Jahren nicht mehr gesungen wurde. Besondere Bedeutung kommt der Textstelle zu, die heute Michel Temer gewidmet ist: "Dir zum Trotz wird morgen ein neuer Tag anbrechen".[1]


Übersetzt aus dem Portugiesischen von Daniella Bianchi
Studienzentrum für alternative Medien "Barao de Itararé"
http://baraodeitarare.org.br/index.php?option=com_myrssreader&view=rss&category=1&Itemid=101

[1] siehe Verlinkung im Originalartikel:
http://www.baraodeitarare.org.br/index.php?option=com_content&view=article&id=1361:rio-16-ohne-temer-war-die-eroeffnungsfeier-der-olympischen-spiele-durch-proteste-gepraegt&catid=37&Itemid=538


Der Text steht unter der Lizenz Creative Commons 4.0
http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/

*

Quelle:
Internationale Presseagentur Pressenza - Büro Berlin
Johanna Heuveling
E-Mail: johanna.heuveling@pressenza.com
Internet: www.pressenza.com/de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. August 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang