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BERICHT/338: Sportlehrerausbildung in Bremen gefährdet (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Erstes Bundesland ohne Ausbildung von Sportlehrkräften?
Sportwissenschaft und Sportlehrerausbildung in Bremen gefährdet

Von Dr. Detlef Kuhlmann


Die Universität Bremen beabsichtigt, das Institut für Sportwissenschaft zu schließen. Damit ist der Erhalt der Sportlehrerausbildung in Frage gestellt. Das Land Bremen wäre dann das erste deutsche Bundesland, in dem keine Sportlehrkräfte mehr akademisch ausgebildet werden, obwohl das Fach Sport an den allgemein bildenden Schulen des Landes nach wie vor obligatorisches Unterrichtsfach durchgängig von der ersten bis zur letzten Klasse bzw. Jahrgangsstufe ist. Die geplante Schließung des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Bremen geht zurück auf Umstrukturierungsmaßnahmen auf Grund von Vorgaben des Bremer Wissenschaftssenators, der bis zum Jahr 2015 die Zahl der professoralen Fachgebiete an der Universität auf 230 absenken will. Da in der Bremer Sportwissenschaft derzeit nur eine Professur (von dreien) besetzt ist, ist das Fach fast zwangsläufig in seiner Existenz gefährdet. Das Besetzungsverfahren einer vakanten Professur wurde jetzt seitens der Hochschulleitung gestoppt.

In einem Schreiben an Bremens Wissenschaftssenator Willi Lemke (früher Manager beim Fußball-Bundesligisten Werder Bremen) hat sich der Präsident des Landessportbundes Bremen, Peter Zenner, entschieden für den Erhalt des Instituts ausgesprochen. Die Delegierten beim Landessporttag haben darüber hinaus einstimmig eine Resolution des "Runden Tisches Schulsport Bremen" unterstützt. Der LSB Bremen befürchtet durch die drohende Verschlechterung der Unterrichtsversorgung im Fach Sport an den Schulen "auch Auswirkungen auf die Motivation junger Menschen, sportlich aktiv zu werden", schreibt LSB-Präsident Zenner.

Inzwischen hat sich auch der Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs), Prof. Dr. Bernd Strauß, in einem Brief an den Rektor der Universität Bremen, Prof. Dr. Wilfried Müller, gewandt und seinen entschiedenen Protest gegen die Schließung des Instituts ausgedrückt: "Im Grunde müsste der Sportunterricht an den Schulen, so alle wissenschaftlichen Erkenntnisse, einen deutlich größeren Raum in der Ausbildung unserer Kinder erhalten, und die Sportlehrerausbildung müsste gestärkt werden. Mit dem Wegfall der Sportlehrerausbildung an der Universität und damit vollständig im Land Bremen verliert das Land jegliche Steuerungsmöglichkeit der Ausbildung ihrer Sportlehrerinnen und Sportlehrer in der ersten Ausbildungsphase ein für alle Mal." Auch der Zentralelternbeirat (ZEB) Bremen und der Landesverband Bremen des Deutschen Sportlehrerverbandes (DSLV) haben sich zusammen mit Kollegien der Bremer Schulen jeweils mit eigenen Stellungnahmen für den Erhalt der Sportlehrerausbildung bzw. des Instituts für Sportwissenschaft an der Universität Bremen ausgesprochen und die fatalen Auswirkungen bei einer möglichen Schließung beklagt.

Das Fach Sport mit seinen gegenwärtig fast 27.000 Studierenden gilt als eines der beliebtesten und wichtigsten Studienfächer in den verschiedenen Lehramtsstudiengängen bzw. im modularisierten Bachelor- und Masterstudiengang. Derzeit ist ein Studium des Faches Sportwissenschaft bundesweit an 67 Universitäten und Pädagogischen Hochschulen von Kiel bis Konstanz und von Würzburg bis Wuppertal möglich. Größte Ausbildungsstätte ist mit rund 6.500 Studierenden die Deutsche Sporthochschule Köln. Zuletzt war Anfang dieses Jahrhunderts auf Grund von Sparauflagen des Senats das Institut für Sportwissenschaft an der FU Berlin ersatzlos geschlossen worden. Das Aus der Sportlehrerausbildung an der Universität Osnabrück konnte dagegen ein paar Jahre später nach erfolgreichen Protesten verhindert werden. Mehr zur beabsichtigten Schließung der Sportwissenschaft an der Uni Bremen unter auch im Internet unter: www.sportwissenschaft.de.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 4 vom 23. Januar 2007, DOKUMENTATION I-II
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Februar 2007