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BERICHT/364: "Mr. Hockey" Prof. Dr. Hugo Budinger wird am 10.6. 80 (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

"Mr. Hockey" Prof. Dr. Hugo Budinger wird am 10. Juni 80
Seine Ideen revoltierten den europäischen Hockeysport

Von Hanspeter Detmer


In den 50er Jahren war sein Name Synonym für Feldhockey - Hugo Budinger. Von 1951 bis 1961 spielte der gebürtige Düsseldorfer 59 Mal für Deutschland. Heutzutage würde er in vergleichbarem Zeitraum auf annähernd 300 Länderspiele kommen. Budinger trauert dem Rekord nicht nach: "Ich habe die Zeit genutzt, mich gewinnbringend für meinen Sport umzuschauen." Von einer Pakistan-Reise 1954 kam er mit Ideen zurück, die den europäischen Hockeysport revolutionierten. "Die Asiaten spielten mit viel kürzeren Keulen, weshalb sie den Hockeyschläger viel geschickter am Ball führen konnten und einen sogenannten Drehgriff beherrschten, den wir noch gar nicht kannten." Weil Budinger zu jener Zeit bereits an der Deutschen Sporthochschule in Köln als Dozent arbeitete, vermochte er seine neuen Erkenntnisse schnell anderen gewinnbringend zu vermitteln. Mit dem Gewinn einer olympischen Bronzemedaille 1956 in Melbourne hatte keiner gerechnet. Budinger: "ich war Kapitän dieses Teams, aber zugleich auch Trainer und Manager." Budinger, der am 10. Juni 80 Jahre alt wird, war einfach Mr. Hockey.

Dabei wäre er um ein Haar Fußballer geworden. Als der legendäre Sepp Herberger in den Gründerjahren der Deutschen Sporthochschule noch lehrte, war ihm das Balltalent des Studenten Budinger aufgefallen. Herberger wollte ihn mit der Fußball-Amateur-Nationalmannschaft mit zu den Olympischen Spielen 1952 nach Helsinki nehmen. Budinger heute: "Ich bin froh, dass es dazu nicht gekommen ist." Stattdessen spielte er in Helsinki erstmals olympisch Hockey. In Rom 1960 war er olympisch dann zum dritten Mal dabei. Am Hockey hing seine Seele. Nach dem Ende seiner internationalen Spielerkarriere diente er seinem Sport 26 Jahre lang als Spitzenfunktionär, war Sportwart oder Vizepräsident des Deutschen Hockey-Bundes.

Seit sich Hugo Budinger an der Deutschen Sporthochschule als Student einschrieb, dann später dort zum Lehrkader in verschiedensten Funktionen gehörte, lebt er in Köln auch räumlich im unmittelbaren Nähe wichtigster Ausbildungsstätten des deutschen Sports. An der DSHS war er u.a. Leiter der Männerausbildung. Nachdem er ursprünglich einmal eine Handwerkslehrzeit zum als Dreher absolviert hatte, promovierte Hugo Budinger als 52Jähriger mit der Doktorarbeit "Die physische Belastung beim Hockeyspiel und die Verbesserung der Ausdauerleistungsfähigkeit durch kontrollierte Trainingsmaßnahmen". Im Februar 1991 wurde er, zwei Jahre vor seinem Ausscheiden als Leiter der Trainerakademie in Köln, 66jährig zum Honorarprofessor ernannt.

An der Gründung der Trainerakademie in Köln hat Prof. Dr. Hugo Budinger maßgeblichen Anteil. "Als ich 1974 gefragt wurde, ob ich Interesse hätte, den Aufbau einer spezifischen Spitzentrainer-Ausbildungsstätte in Köln zu betreiben, habe ich gerne zugesagt. Denn DSB-Präsident Willi Weyer gab mir alle Freiheiten, mir meinen Lehrkörper für die zukünftige Trainerakademie zusammen zu stellen." Natürlich nutzte Budinger die Nähe der wissenschaftlichen Sporthochschule. "Aber ich habe mir auch aus anderen Regionen Topp-Dozenten an die Akademie geholt." Mit zehn Sportarten fing die Trainerakademie ihre Arbeit an. Als Budinger 1993 in Pension ging, ließen 32 deutsche Sportverbände ihre Spitzentrainer in Köln ausbilden.

Seit 1991 berät Budinger den Deutschen Golf-Verband, wie man Trainer gezielt für die Golf-Nachwuchsföderung schult. "Wer einmal doziert hat, kommt davon nicht mehr los." Von Ruhestand kann bei am 10. Juni 1927 geborenen Hugo Budinger keine Rede sein.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 20 vom 15. Mai 2007, DOKUMENTATION VIII, Seite 39
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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2007