Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

BERICHT/383: Ein Wegbegleiter erinnert an den verstorbenen Herbert Kunze (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Sein Wort galt!
Ein Wegbegleiter erinnert an den verstorbenen Herbert Kunze

Von Karlheinz Gieseler


Herbert Kunze ist am 31.08.2007 kurz vor seinem 99. Geburtstag in München gestorben; er war auf dem besten Wege, 100 Jahre alt zu werden wie vor ihm Prof. Bock, ein Gutachter des Diem-Wettbewerbs. Der Rechtsanwalt aus Köln, gebürtiger Berliner, Gründungsmitglied von NOK (1949) und DSB (1950) war "der einzige Herr" (Christel Keller) in beiden Präsidien. Im DSB war er von 1956 bis 1967 Schatzmeister, bis er Generalsekretär des OK der Olympischen Spiele 1972 in München wurde.

Auch das war kein Zufall: In einem Telefongespräch soll er Präsident Willi Daume gefragt haben, ob er denn schon seinen Chef für das Organisationskomitee in München gefunden habe. "Wer so fragt, ist der richtige Mann", soll Daume geantwortet haben. So wurde Herbert Kunze, der 1968 nach dem Tod seiner ersten Frau Irene, geborene Henne, geheiratet hatte, Daumes Generalsekretär für die Spiele der XX. Olympiade in München; er gab seine Stellung als Geschäftsführer des Bundesverbandes des privaten Bankgewerbes von 1951 bis 1966 in Köln dafür auf und zog nach München.

Rechtsanwalt Herbert Kunze war den Olympischen Spielen eng verbunden. 1936 erlebte er die Spiele in Berlin, bevor er Regierungsrat im Reichsfinanzministerium wurde. 1952 führte er die deutsche Mannschaft als Delegationsleiter nach Oslo, sein Vertreter war Dr. Fredy Stober. Als ich ihn fragte, welche Hymne denn bei den drei deutschen olympischen Siegen (der Bobfahrer und des Eiskunstlaufpaars Baran/Falk) gespielt wurde - denn die Norweger wollten das Deutschlandlied nicht hören -, half der Sportreporter Bruno Morawetz (86) aus: "Freude schöner Götterfunken". Hans-Heinrich Kirchgeßner, Geschäftsführer des Deutschen Skiverbandes, hatte diesen Vorschlag in Oslo gemacht und war damit durchgekommen. 1960 war Herbert Kunze Chef de Mission bei den Olympischen Winterspielen in Squaw Valley, als Jörg Thoma die Goldmedaille in der Nordischen Kombination gewonnen hatte. Willi Daume war damals Mannschaftsführer, und "Freude schöner Götterfunken" wurde später die Hymne der gesamtdeutschen Olympiamannschaft. Herbert Kunze hatte dies mit ausgehandelt in der Delegation der beiden deutschen NOK.

Bis in seinen letzten Tagen war Herbert Kunze in seinem Urteil klar und konsequent; die Fusion der beiden deutschen Verbände, die er mitgegründet hatte, hat ihm nicht gefallen. Er sagte es mir in einem Telefonat. "Warum eigentlich? Die finanziellen Schwierigkeiten hätten sich doch auch anders lösen lassen können." Dabei dachte er an die schwierigen Verhandlungen Anfang der 50er Jahre mit dem Bundesministerium des Innern und an den Selbsthilfefonds des deutschen Sports 1958, den er mit ins Leben gerufen hatte. So blieb er mit seinen Gedanken bis zum Schluss dem Sport verbunden!


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 37 vom 10. September 2007, DOKUMENTATION IV
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. September 2007