Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

BERICHT/414: Jugend-Olympia - Wild Cards für die NOKs (DOSB)


DOSB Presse - Der Artikel- und Informationsdienst
des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Jugend-Olympia: Das Programm ist im Werden - Wild Cards für die NOKs
Dr. Schormanns Ad-hoc-Arbeitsgruppe stellt dem IOC Detailpapiere vor

Von Holger Schück


"Es wird jetzt die feste Entschlossenheit und Ernsthaftigkeit von IOC-Präsident Dr. Jacques Rogge und vom Sport-Department des IOC deutlich, das Projekt Youth Olympic Games als wichtigen Eckpfeiler für die olympische Bewegung zu setzen - auch weit über die ersten Austragungstermine 2010 und 2012 hinaus." Dieses Fazit zog der Präsident des Weltverbandes für Modernen Fünfkampf, Dr. Klaus Schormann (Roßdorf-Gundernhausen), nach dem Jugend-Olympischen Gipfel am 25. Januar in Lausanne. Auf der ganztägigen Arbeitssitzung, die vom IOC-Präsidenten geleitet wurde, wurde "tief diskutiert", wie Dr. Schormann bilanzierte. Detailpapiere der von ihm geleiteten Ad-hoc-Kommission, vor allem über die drei Säulen Sport, Erziehung und Kultur sowie Erlebnischarakter, wurden diskutiert. Aus deutscher Sicht waren die Präsidentin des Weltrats für Sportwissenschaft und Leibeserziehung (ICSSPE) und DOSB-Vizepräsidentin, Prof. Gudrun Doll-Tepper, auch Mitglied der Ad-hoc-Gruppe, und der Tübinger Sportsoziologe Prof. Helmut Digel als Experten für medizinische und wissenschaftliche Fragen bei der Beratung des Leitrahmens vertreten.

Eine der wesentlichen Entscheidungen der Konferenz: Bis Juni 2008 soll das endgültige Sportprogramm für die erste Auflage der Jugend-Olympischen Sommerspiele 2010 fertiggestellt sein; es soll dann den 205 Nationalen Olympischen Komitees und den internationalen Fachverbänden mitgeteilt werden. Für die IOC-Session kurz vor Beginn der Spiele in Peking ist fest terminiert, weitere Entscheidungen konzeptioneller und organisatorischer Art zu fällen. "Das Sportprogramm und das Programm 'Erziehung und Kultur' werden auf alle Fälle im Gleichschritt beschlossen und umgesetzt", erklärte Schormann nach seiner Rückkehr vom Sportgipfel. "Das IOC wird auch weiterhin ein starkes Auge auf den pädagogischen und den kulturellen Part der Jugend-Olympischen Spiele werfen. Ab Frühjahr werden dann Details mit dem Ausrichter zu koordinieren sein."

Der Ausrichter der ersten Auflage - Moskau und Singapur stehen zur abschließend zur Auswahl - wird Ende Februar/Anfang März im "postal voting"-Procedere, also per Umlaufverfahren, von allen IOC-Mitgliedern bestimmt. Und dann sollen nicht nur die sporttechnischen Fragen in die entscheidende Runde gehen - 3.500 Teilnehmer im Alter zwischen 14 und 18 Jahren werden bei den Youth Olympic Games 2010 startberechtigt sein -, dann müssen auch Einzelheiten der Ecksteine Erziehung und Kultur sowie Erlebniseffekt der jungen Menschen untereinander, im nichtsportlichen Beiprogramm, geklärt werden. Hierzu sollen mit wissenschaftlicher Begleitung repräsentative Umfragen durchgeführt werden. Dr. Schormann: "Wir wollen die Interessen der jungen Leute evaluieren und ihnen nicht als Erwachsene oktroyieren, was sie zu mögen haben."

Weitere konkrete Entwicklungslinien, die bei der Arbeitskonferenz in Lausanne beschlossen wurden:

Je NOK soll es vier sogenannte Wild Cards geben - damit soll sichergestellt werden, dass die gesamte olympische Bewegung vertreten sein wird und nicht etwa junge Leute aus ärmeren Ländern zu Hause bleiben müssen.
Die jungen Athleten sollen nicht etwa nach Sportarten zur Eröffnungsveranstaltung einziehen, sondern nach einer protokollmäßigen Variante kultureller Prägung (Schormann: "Es soll ein farbiges, buntes, attraktives Bild gestaltet werden. Der Einzug soll die Kulturen der Welt reflektieren").
Junge Leute sollen bei der Erstauflage der Sommerspiele 2010 und bei den Folgeveranstaltungen (2012 Winter und dann alle vier Jahre im Wechsel) als Referees beteiligt werden; junge Reporter und junge Journalisten werden zur Berichterstattung eingeladen (und nicht etwa über 40-Jährige) - frei nach dem Motto "Junge Leute sollen junge Sportler betreuen und begleiten".
Eingebunden werden sollen "true sport heroes" aus allen Disziplinen - "natürlich nur Athletinnen und Athleten, die wirklich sauber sind und eine Vorbildrolle wahrnehmen können", wie Dr. Schormann bekräftigt.
Dopingkontrollen werden bei den Youth Olympic Games obligatorisch nach dem Welt-Antidoping-Code der WADA vorgenommen.

Beim Arbeitstreffen in Lausanne wurden sehr viele Unterlagen zusammengetragen und die Vernetzung unterschiedlichster Ansätze und Vorschläge vorgenommen. Vom 7. bis 9. April soll sodann beim Treffen der Vereinigung der Nationalen Olympischen Komitees (ANOC) in Peking ein erweitertes Konzept vorgestellt werden. Das wird das erste Mal sein, dass den NOKs kompakt die Umsetzungsschritte in aktueller Variante vorgestellt werden. "Jetzt gilt es, die NOKs stark einzubinden", erläuterte Dr. Schormann. "Die internationalen Verbände stehen ja im engsten Kontakt mit dem Sport-Department des IOC und sind auf dem laufenden Stand der Dinge."

Auf der IOC-Session in Guatemala-Stadt war Anfang Juli 2007 die Durchführung der Jugend-Olympischen Spiele entschieden worden. Die IOC-Vollversammlung hatte dabei über den Vorschlag des IOC-Präsidenten und der IOC-Exekutive befunden, ein neues Programmangebot für junge Menschen, die jeweils zuvor noch nicht bei Olympia startberechtigt waren, zu entwickeln. Die internationalen Verbände waren zuvor in den Entscheidungsfindungsprozess einbezogen worden. Der Dreiklang Sport, Kultur und Begegnung wurde dabei als zwingende motivierende Leitlinie vorgegeben, um auf keinen Fall bei den potentiellen Teilnehmern einen sportlichen Erfolgsdruck aufzubauen. Die IOC-Kulturkommission beschloss daraufhin die Einsetzung einer Projektgruppe, eine Ad-hoc-Arbeitsgruppe, und der Pädagoge Schormann war als deren Vorsitzender und Koordinator bestellt worden.

Sein Abschlussfazit nach dem wichtigen Etappenschritt von Lausanne: "Bei unserem Jugend-Gipfel mit dem IOC-Präsidenten wurde mehr als deutlich, welche enorme Priorität die Jugend-Olympischen Spiele im IOC haben. Klar wurde auch, dass alles getan wird, das innovative Projekt auf den Weg zu bringen, was ja eine wesentliche Neuerung in der olympischen Bewegung darstellt. Und für die jungen Leute gilt das schon jetzt unüberhörbare Signal: Hier wird die Jugend der Welt in einer Form zusammenkommen, wie diese sonst im Sport bei seinen internationalen Meisterschaften der Verbände nicht geboten wird. Wir versprechen uns ein breites Spektrum an Teilnehmern: Der eine oder andere wird dabei sein, der es nie schaffen wird, sich unter den globalen Herausforderungen für die Olympischen Spiele zu qualifizieren. Bei den Youth Olympic Games wird sich ab 2010 die junge Generation treffen, um der internationalen Sportgemeinschaft einen drive für die Zukunft zu geben."


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 5, 29. Januar 2008, DOKUMENTATION II-III, Seite 22-23
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Februar 2008