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BERICHT/493: Olympische Solidarität - Vida Anim in Peking dabei (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 32 / 5. August 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Olympische Solidarität
Dank IOC und deutscher Hilfe ist Vida Anim in Peking dabei

Von Andreas Müller


(DOSB PRESSE) Ganz Ghana wird bei den Olympischen Spielen in Peking (8. bis 24. August) auf Sprinterin Vida Anim schauen, obwohl die 25-Jährige nur noch besuchsweise in ihre Heimat reist. Seit 2003 lebt und trainiert die Sprinterin in Köln und gilt gewissermaßen als Doyen jener Athleten, die in Deutschland von den Hilfsprogrammen internationaler Sportverbände sowie des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) profitieren. "Ich habe hier einen sehr guten Trainer, ein ausgezeichnetes Umfeld und fühle mich in Köln wie zuhause. Woanders würde ich nicht mehr hingehen, um zu trainieren. Vielleicht hätte ich ohne diese Unterstützung meine Karriere schon längst beenden müssen", sagt die viermalige Afrika-Meisterin und Dritte der Junioren-WM des Jahres 2000. Bei der Gala des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) in Wattenscheid testete sie noch einmal ihre Form, bevor sie am 7. August nach Peking aufbrechen will. Die Generalprobe gelang. Vida Anim siegte über 100 m in 11,36 Sekunden vor Bettina Müller aus Österreich (11,52) und der Wattenscheiderin Katja Wahan (11,59).

Von einem Quintett, das sich mit einem Stipendium des IOC in Köln, Stuttgart bzw. Berlin auf die Sommerspiele vorbereiten durfte, hat die Afrikanerin neben Lena Schönborn (Moderner Fünfkampf) als einzige das Ziel erreicht. Zwei Leichtathleten aus Mazedonien und eine Judo-Frau aus der Dominikanischen Republik mussten wegen Verletzungen, nicht erfüllter sportlicher Vorgaben oder Heimweh vorher passen. "Dass deutsche Athleten solche Leistungen in Anspruch nehmen dürfen, ist die große Ausnahme. Die ursprüngliche Idee des IOC ist, Athleten zu unterstützen, die in ihren Heimatländern nicht die Möglichkeit haben, um sich auf Olympia vorzubereiten", erklärt Katrin Merkel, Abteilungsleiterin Internationales beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Rund 25 Prozent ihrer Einnahmen aus dem TV-Geschäft gibt die "Weltregierung des Sports" für Hilfsprojekte unter der Überschrift "Olympische Solidarität" aus. Neben der Vorbereitung von Sportlern auf große Wettkämpfe werden beispielsweise Trainer fortgebildet oder Nationale Olympische Komitees fit gemacht. Insgesamt, so Merkel, gebe es rund ein Dutzend verschiedene IOC-Programme.

Hinzu kommen Hilfsleistungen wie des Internationalen Leichtathletik-Verbandes (IAAF), der an der Deutschen Sporthochschule in Köln unter dem Titel "ATC Cologne" sogar ein spezielles Zentrum zur Förderung von Athleten aus Entwicklungsländern unterhält. Derzeit tummeln sich dort Hochspringer aus Ägypten, Burkina Faso, aus Botswana und von den Seychellen, die von Wolfgang Ritzdorf betreut werden. "Jeden Tag herrscht bei uns buntes Leben. Wir sind ein permanenter Anlaufpunkt für ausländische Sportler von allen Kontinenten. Manche haben ein Stipendium für einige Monate, andere für ein halbes Jahr", berichtet Anims Trainer Norbert Stein. Dank der Internationalität auf dem Gelände sowie in den Hörsälen der Sporthochschule ist Vida in ihrer Wahlheimat bestens in die Sportfamilie eingebunden. Ihr fehlt es auch nicht an Kontakten zur ghanaischen Gemeinde. In Landsmann und Sprinter Harry Adu Mfum, der sich leider nicht für Peking qualifizierte, hat sie am Rhein sogar ihre große Liebe gefunden.

"Bei den Spielen möchte ich gerne ein Finale erreichen und damit zeigen, wie mich der Aufenthalt in Deutschland weit voran gebracht hat. Ein gutes Ergebnis wird mir helfen, das Stipendium zu verlängern", blickt Vida Anim voraus. 2004 in Athen hatte sie ein Muskelabriss nach der ersten Qualifikations-Runde über 100 Meter gestoppt. Ihren Betreuer, der zugleich als Konditionstrainer für die deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen arbeitet, freut das ehrgeizige Ziel. Was Stein ärgert ist, dass er vom ghanaischen NOK noch immer keine Olympia-Akkreditierung bekam. Flug und Unterkunft zahlt er aus eigener Tasche, aber er brauche eine Zugangsberechtigung zu seiner Athletin. "Das ist unabdingbar, um Vida vor Ort zu betreuen", sagt der Kölner Trainer. "Sie ist bei den Spielen eines der großen Aushängeschilder ihres Landes. Schließlich gehen dort nur drei Leichtathleten aus Ghana an den Start."


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 32 / 5. August 2008, S. 8
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. August 2008