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BERICHT/561: Dissertationen und Habilitationen auf dem Gebiet des Sports (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 50 / 9. Dezember 2008
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Dissertationen und Habilitationen auf dem Gebiet des Sports
Bundesinstitut für Sportwissenschaft veröffentlicht aktuelle Übersicht
Ein Streifzug durch thematische Zugänge in Qualifikationsarbeiten

Von Prof. Dr. Detlef Kuhlmann


Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) veröffentlicht seit mehreren Jahren regelmäßig Übersichten mit Dissertationen und Habilitationen, die auf dem Gebiet des Sports in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden sind. Dabei werden Werke aus den Instituten für Sportwissenschaft aufgenommen, aber auch solche akademischen Abschlussarbeiten, die in anderen Fakultäten und Fachbereichen (z.B. in der Rechtswissenschaft) angefertigt wurden und wissenschaftliche Fragestellungen des Sports betreffen. Die jüngste Aufstellung des BISp für den Zeitraum 2007 und 2008 enthält insgesamt 129 Titel und basiert wie jeweils zuvor auf einer Auswertung der Hochschulschriften der Deutschen Nationalbibliothek und Bibliographie der im Ausland erschienenen deutschsprachigen Veröffentlichungen bis einschließlich Mai 2008.

In der Aufstellung werden jeweils die Namen der Autorinnen und Autoren sowie die Titel der Arbeiten mit einem bibliographischen Verweis genannt, so dass Interessierte gleich die Möglichkeit haben, entweder das Schriftstück auf elektronischem Wege oder auf herkömmliche Weise über Bibliotheken bzw. Verlage zu erwerben, in dem es als gedrucktes Buch erschienen ist. Versucht man sich einen Überblick über die Themen der Arbeiten zu verschaffen, dann ergeben sich dafür gleich mehrere Möglichkeiten: Die Titel der Dissertationen und Habilitationen lassen sich in aller Regel den sportwissenschaftlichen Teildisziplinen zuordnen, die als etablierte Lehr- und Forschungsgebiete in den (meisten) Instituten für Sportwissenschaft an den Hochschulen vorkommen: "Akupunktur und Sportmedizin: Wirkeffekte und Anwendungspraktiken" lautet beispielsweise der Titel der sportmedizinischen Dissertation von Markus Hübscher (Universität Frankfurt), während die Arbeit von Holger Hoffmann (Humboldt Universität zu Berlin) im Feld von Sportsoziologie und Sportpädagogik anzusiedeln ist: "Untersuchung auf Aggressionswerte unter Berücksichtigung soziologischer und sportpädagogischer Aspekte in Kampfstilen mit Trefferwirkung". Nicht nur in den Instituten für Sportwissenschaft entstehen sportbezogene Qualifikationsarbeiten. Selbst an der Tierärztlichen Hochschule in Hannover wird - was nahe liegt - im Pferdesport geforscht: Martina Korte hat hier mit "Leistungsbewertung bei Pferden mit definierten Trainingsprogrammen und bei Pferden mit nicht überwachtem Training" promoviert, Severine Tobias mit einer "Untersuchung zur Pharmakokinetik des Arzneistoffes Detomidin hinsichtlich der Dopingrelevanz beim Pferd".

In den Aufstellungen des BISp ist auch die Fülle an rechtswissenschaftlichen und wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen des Sports nicht zu übersehen. Als Beispiele stellvertretend für andere seien genannt: "Die Möglichkeiten einer öffentlich-rechtlichen Gestaltung im Sportgerichtsverfahren in Deutschland auf rechtsvergleichender Basis" von Andreas Brinkmann (Universität Marburg) und "Event-Management im Spitzen-Wettkampfsport: Entwicklungen, Ziele und Organisationsprinzipien" von Ulrich Schmid (Universität Bayreuth). Andere Arbeiten sind dagegen "zwischen Leben und Tod" im Sport anzusiedeln, wenngleich auf völlig verschiedener Basis: Um "Todesfälle bei Anabolikamissbrauch: Todesursache, Befunde und rechtsmedizinische Aspekte" geht es Luitpold Kistler (Universität München) und um "Sterben, Tod und Unsterblichkeit im Sport: eine existenzphilosophische Deutung" bei Arno Müller von der Deutschen Sporthochschule Köln, die als größte Einrichtung der Sportwissenschaft in Deutschland auch den höchsten Anteil mit allein 30 Qualifikationsarbeiten für das Jahr 2007 aufweist. Insgesamt sind bundesweit sowie aus Österreich und der Schweiz bislang 131 Arbeiten durch das BISp erfasst worden, allerdings sind hier noch zahlreiche Nachträge zu erwarten. Im zeitlichen Überblick ergibt sich aufgrund der Auflistung des BISp folgendes Bild: Der Anteil der Dissertationen stieg mit 196 im Jahre 2005 auf 237 im Jahr 2006 an, während die Anzahl von Habilitationen mit je fünf gleich geblieben ist. Apropos Habilitationen: Hierzu liegen Schriften z. B. vor über "Selbstreguliertes Bewegungslernen" (von Andreas Bund, Technische Universität Darmstadt) und über "Spitzensport und Sportjournalismus: empirische Studie zum grundlegenden Verständnis der Beziehungen zwischen zwei Subsystemen und Akteurgruppen" (von Michael Schaffrath, Technische Universität München).

Einige Dissertationen weisen schon im Titel einen Sportartenbezug auf. Hier geht es sowohl um die verschiedenen Ballspiele (neben Fußball auch um Handball und Hockey etc.) als auch um individuell betriebene und freizeitorientierte Sportarten, die vorzugsweise oder ausschließlich draußen (in der Natur) betrieben werden: "Regeneration im leistungssportlichen Training: Zur Wirkung verschiedener regenerativer Maßnahmen während und nach intensiven Trainingsmaßnahmen im Radsport" von Oliver Faude (Universität Saarbrücken) und "Konsumentenverhalten der Rentner am Beispiel des Golfurlaubs" von Martina Elisabeth Klug (Deutsche Sporthochschule Köln) und "Spätschäden am Bewegungsapparat nach Hochleistungssport am Beispiel der Stabhochspringer" von Caroline Friebe (Universität Heidelberg) sind nur einige ausgewählte Titel mit sportartspezifischer Zuordnung.

Vereinzelt gehören auch die Olympischen Spiele zu den Promotionsthemen und zwar mit durchaus unterschiedlichen Zugängen: "Olympia bewegt zur Inszenierung kollektiver Identität am Beispiel der Olympischen Spiele von Sydney 2000" lautete z.B. das Thema von Andrea Vollrath (Universität Hamburg). Auch das Internationale Olympische Komitee steht im Fokus akademischer Abschlussarbeiten wie beispielsweise in der 2006 an der Universität Jena verteidigten Dissertation über "Das Internationale Olympische Komitee: Handlungsstrukturen, Entscheidungsverhalten und mögliche Reformoptionen: eine Untersuchung auf Grundlage der neuenpolitischen Ökonomie" von Hannes Christian Hofmeister.

Durchaus beliebt scheinen inzwischen auch Arbeiten geworden zu sein, die sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen zu Sportorganisationen befassen: "Ehrenamtliche im Sport: eine qualitative Studie über ehrenamtliche Führungskräfte in Fußballvereinen" (Ansgar Delschen, Universität Münster) oder "Die gewachsene Stellung des Sportvereins in der gesellschaftlichen Struktur. Welche Existenzchancen hat der Sportverein zukünftig, unter Wahrung seiner Gemeinnützigkeit und der Entwicklung finanzieller Unabhängigkeit?" (Norbert Heigl, Universität Würzburg) und "Was hindert Mädchen am Fußballspielen: Chancen und Barrieren für Mädchenfußball im Sportverein" (Tamara Catharine Meyer, Universität Wuppertal) sind hier derzeit bearbeitete Themen neben anderen. Mindestens zweimal geht es dabei sogar ausdrücklich um einen nationalen Sportverband: Stefan Schenk von Deutschen Sporthochschule Köln hat seine Dissertation eingereicht zum Thema "Mitmenschlichkeit und Sport: ethische Überlegungen zum Programm der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft"; Christoph Baumann hat an der Universität Bielefeld promoviert über "Menschen mit geistiger Behinderung im organisierten Sport: eine organisationssoziologische Untersuchung zu Partizipationsbestrebungen im Deutschen Behindertensportverband". Sogar der einstige Deutsche Sportbund als Vorläuferorganisation des heutigen Deutschen Olympischen Sportbundes ist "akademisch gefragt" .wie war das doch gleich mit den: "Funktionen von Kampagnen gemeinnütziger Organisationen und deren Bedeutung für den Deutschen Sportbund", mit denen sich Richard Keiner in seiner 2007 an der Deutschen Sporthochschule Köln abgeschlossenen Arbeit auseinandergesetzt hat?

Die Aufstellungen der Dissertationen und Habilitationen auf dem Gebiet des Sports sind geordnet nach Zugehörigkeit zu den Universitäten und Hochschulen sowie nach Jahrgängen, und zwar fortlaufend ab 1996. Davor wurden regelmäßig Aufstellungen in der u. a. vom Deutschen Olympischen Sportbund herausgegebenen Zeitschrift "Sportwissenschaft" abgedruckt. Das BISp hatte seinerzeit die Struktur dieser Aufstellungen aus Kontinuitätsgründen übernommen und ist nun bemüht, durch verschiedene Recherchestrategien möglichst viele, im Idealfall alle Arbeiten zu erfassen.

Die Listen des BISp können auf der bzw. über die Homepage unter
www.bisp.de als Datei eingesehen und herunter geladen werden.
Ansprechpartner im Bundesinstitut in Bonn ist Werner Kloock (Tel. 0228/99640-9041).


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 50 / 9. Dezember 2008, S. 23
Der Artikel- und Informationsdienst des
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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Dezember 2008