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BERICHT/594: Die Leichtathletik-WM Berlin 2009 wird in 190 Länder übertragen (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 25 / 16. Juni 2009
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Die Königin der Sportarten
Die Leichtathletik-WM Berlin 2009 wird in 190 Länder der Welt übertragen

Eine Bestandsaufnahme von Prof. Dr. Helmut Digel


Die Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin ist ohne Zweifel der Höhepunkt des Sportjahres 2009. Bolt, Isinbajewa, Powel, Gay, Thorkildsen und andere mehr werden dabei als internationale Stars im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen. Durch herausragende Leistungen haben aber auch deutsche Athleten auf sich aufmerksam gemacht. Christina Obergföll, Raul Spank, Sebastian Bayer und das deutsche Stabhochsprung-Team werden der Welt zu beweisen versuchen, dass sich die deutsche Leichtathletik durch eine neue Qualität auszeichnet.

Während der Leichtathletik-WM in Berlin wird einmal mehr zu erfahren sein, dass Leichtathletik zu Recht als die Königin der Sportarten bezeichnet wird, dass sie einen Sonderstatus bei den Olympischen Spielen einnimmt, dass sie eine Sportart ist, die, wie keine, andere höchste Beliebtheitswerte bei den Zuschauern aufweist. Die Leichtathletik bietet eine angenehme Atmosphäre ohne Gewaltausschreitungen, ohne überzogenen Chauvinismus oder Nationalismus. Wie keine andere Sportart ist sie weltoffen und führt Athletinnen und Athleten aus mehr als 200 Ländern zusammen. Ihr Marktwert ist unbestritten, und ihre besondere Fernsehqualität wird von allen Medienexperten anerkannt. Die TV-Präsenz bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften ist global. Sie wird in mehr als 190 Länder der Welt übertragen. Die IAAF Vermarktungserfolge in Bezug auf die Weltmeisterschaften sind bemerkenswert. Einmal mehr sind alle wichtigen Vermarktungskategorien ausverkauft.

Die Leichtathletik ist trotz dieser positiven Merkmale aber auch mit Problemen konfrontiert, deren Lösung ausgesprochen schwierig ist. Wie viele Sportarten muss sie sich den demographischen Herausforderungen unserer Zeit stellen, muss angesichts der sich ständig vervielfältigenden Sportaktivitäten ein Nachwuchsproblem bewältigen. Sie steht vermehrt unter Modernisierungsdruck, und nicht zuletzt wird sie durch ein Dopingproblem belastet, das längst einer weltweiten Seuche gleichkommt und mittlerweile alle olympischen Sportarten erreicht hat. Nicht immer gelingt es der Leichtathletik dabei, sich in ihrem engagierten Kampf gegen den Dopingbetrug mit entsprechenden Erfolgen zu präsentieren. Wie kein anderer Verband hat jedoch die IAAF ein umfassendes Doping-Kontrollsystem etabliert. Wie kein anderer Verband werden Marketingeinnahmen in die Sicherung einer sauberen Leichtathletik reinvestiert. Dennoch befindet sich die Leichtathletik in einer Imagekrise. Der Wettkampfkalender steht auf dem Prüfstand, und die Präsentationsformen müssen optimiert werden. Die neugegründete Diamond League ist ein erster Hinweis in welche Richtung die Reform der Leichtathletik zielen könnte, die Straffung des Programms bei den bevorstehenden Hallen-Weltmeisterschaften in Doha und eine neue Programmstruktur bei der nächsten Weltmeisterschaft in Daegu sind entscheidende Schritte für eine bessere Zukunft.

Auf diesem Weg wird es für die Leichtathletik wichtig sein, dass sie sich in der Unterhaltungsbranche des Sports richtig einzuordnen versteht. Wie für viele andere Sportarten macht es für die Leichtathletik dabei keinen Sinn, sich an der Sonderwelt des Fußballs zu orientieren.

Wird Leichtathletik mit anderen olympischen Sportarten verglichen, so wird sehr schnell deutlich, dass Leichtathletik mit Zuschauerzahlen bei Meetings zwischen 10.000 und 70.000 Zuschauern, mit 500.000 Zuschauern bei ihrer Weltmeisterschaft eine äußerst attraktive Sportart war und geblieben ist und dies auch in der Zukunft sein wird. Die Mannschaftssportarten Handball, Fußball, Volleyball präsentieren sich bei ihren Bundesligaspielen in Hallen, die oft eine Kapazität von 3.000 Zuschauern nicht überschreiten. Allein bei einem Vergleich mit diesen Zahlen wird deutlich, was es heißt, wenn eine Deutsche Leichtathletik-Meisterschaft 20.000 Zuschauer an sich binden kann und wenn es nach wie vor eine Selbstverständlichkeit ist, dass von diesem Ereignis öffentlich-rechtliche Sender Kenntnis zu nehmen haben, wenn sie den Bedürfnissen ihrer Kunden gerecht werden wollen. Es muss als bemerkenswert bezeichnet werden, dass es der deutschen Leichtathletik seit mehreren Jahrzehnten gelingt, ein Vertrauensverhältnis mit vielen Partnern aus der deutschen Wirtschaft und mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen aufzubauen und zu pflegen.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 25 / 16. Juni 2009 , S. 18-19
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2009