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BERICHT/601: Slackline - Neuer Kurs im Hochschulsport (forsch - Uni Bonn)


forsch 3/2009 - Juli 2009
Bonner Universitäts-Nachrichten

Walk the Line - ohne Bodenhaftung
Neuer Kurs im Hochschulsport

Von Corinna Bohn


Man sieht sie immer öfter im Hofgarten oder vor dem Poppelsdorfer Schloss: Menschen, die auf einem zwischen zwei Bäumen gespannten Seil balancieren. Das ist kein Zirkus, sondern eine trendige Sportart, die jetzt auch beim Hochschulsport angeboten wird. Für die forsch hat eine Anfängerin den "Drahtseilakt" gewagt.


"Slackline" - übersetzt soviel wie Schlappleine - wurde dieses Sommersemester ins Hochschulsportprogramm aufgenommen. Dabei läuft man über ein Seil, das zwischen zwei Bäumen gespannt ist. "Slacklining" entstand ursprünglich aus einer Pausen- und Schlechtwetterbeschäftigung der Klettterer im amerikanischen Yosemite-Nationalpark: Sie balancierten auf Absperrketten und - tauen und probierten dabei auch neue Materialien aus, bis aus Schlauchband die erste Slackline entstand. Ganz Wagemutige spannen sie sogar zwischen Berge.

Da ist mir die bodennahe Variante lieber. Aber leichter gedacht als getan! So sehen das auch Stefanie Pflitsch und Benedict Thiesen, die den Kurs leiten: "Viele sehen uns üben und denken, das wäre doch ganz einfach. Bis sie dann selbst auf dem Seil stehen und versuchen, nicht runterzufallen." Je nachdem, wie fest das Seil gespannt ist, muss man mehr ausbalancieren oder weniger. Wenn die "Line" schlapp ist, also durchhängt, wird es immer schwieriger, das Gleichgewicht zu halten. Bringt diese Sportart wirklich etwas für die körperliche Fitness? "Na klar", erklärt Stefanie Pflitsch. "Ich spiele viel Volleyball und hatte Probleme mit Bänderrissen. Mit Slackline stärke ich die Stützmuskulatur. Seitdem habe ich keine Probleme mehr."

Das Schöne an diesem Sport ist auch der schnelle Fortschritt: Als Anfänger steht man noch sehr wackelig auf dem Seil, doch schon am Ende der Stunde sind erste Geherfolge zu verzeichnen. Die Teilnehmer geben sich gegenseitig Hilfestellung: Einer steht oben auf dem Seil und wird von einem auf dem Boden stehenden gestützt. "Man bringt sich Slackline größtenteils selbst bei. Jeder muss seinen eigenen Stil finden", erzählt die Kursleiterin. Stefanie Pflitsch trainiert neben ihrem Studium der Molekularen Biomedizin die Damen-Wettkampfmannschaft im Volleyball und ist als Rettungsschwimmerin tätig. Im Wintersemester erprobten sie und Benedict Thiesen Slackline in der Kletterhalle für den Hochschulsport. Dafür übten sie zwischen zwei Reckstangen. "Wir testen jede Sportart, bevor wir sie einführen, und prüfen dadurch auch die neuen Übungsleiter", berichtet Dr. Richard Jansen, Leiter des Hochschulsports.


Fortschritte sind echte Glücksbringer - Fitness inklusive

Nun soll ich zum ersten Mal "slacken". Die Übungsleiterin macht es vor und springt gekonnt mit einem Satz auf die "Line". Die schwingt hin und her, doch Stefanie Pflitsch steht fest - sie weiß die Schwingungen gekonnt auszugleichen. Sicher balanciert sie über das Seil und vollführt Kunststückchen wie in die Hocke gehen oder ein Bein zur Seite ausstrecken.

Danach bin ich dran. Zuerst drücke ich mit meinem rechten Bein das Seil zu Boden, bis ich sicheren Stand habe. Dann stütze ich mich mithilfe der Trainerin in die Höhe und stehe mit beiden Füßen wackelig auf der "Line". Unsicher kralle ich mich mit beiden Händen an den Armen von Stefanie Pflitsch fest. Sie gibt Hilfestellung: "Fixiere einen Punkt am Baum, schau nicht nach unten! Am Besten streckst du einen Arm zur Seite, um das Gleichgewicht besser halten zu können." Je länger ich auf dem Seil stehe, desto sicherer werde ich. Ich setze einen Fuß vor den anderen, sogar rückwärts klappt es einwandfrei. Diese kleinen Fortschritte sind echte Glücksbringer und machen Lust auf mehr. Die Auswirkungen spüre ich später im Oberschenkelmuskel.

Jeden Mittwoch, wenn der Kurs zwischen den Sporthallen der Römerstraße übt, gibt es neugierige Blicke. Oft werden die Passanten zum Mitmachen ermuntert. Heute versuchen sich zwei Studentinnen: Tchen Wu aus China steht direkt gekonnt auf dem Seil - ein Naturtalent. Schwerer hat es ihre Freundin Jennifer Kong. "Es ist doch kniffeliger, als es aussieht", stellt die Studentin der Asienwissenschaften fest. "Meine Knie zittern immer noch!"

Die Übungsleiter rufen zum Abbau. So schnell kann eine Stunde vorbei gehen. "Ich hoffe, du kommst jetzt jeden Mittwoch vorbei zum Mitmachen", ruft Stefanie Pflitsch mir zu. Das sollte ich tun - bei dem schnellen Lernerfolg.


Mehr als 90 Sportarten gibts unter: www.sport.uni-bonn.de


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Quelle:
forsch - Bonner Universitäts-Nachrichten Nr. 3, Juli 2009,
Seite 10-11
Herausgeber:
Rektorat und Senat der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Abt. 8.2 - Presse und Kommunikation
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forsch erscheint viermal pro Jahr


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2009