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BERICHT/641: Fit und gesund durch die Fußball-WM (idw)


Universität des Saarlandes - 26.04.2010

Fit und gesund durch die Fußball-WM

Professor Tim Meyer, Arzt der Fußballnationalmannschaft, trifft letzte Vorbereitungen vor dem Turnier


Nur Michael Ballack und Miroslav Klose sind so lange dabei wie er: Prof. Dr. med. Tim Meyer fährt als Mannschaftsarzt der Fußball-Nationalmannschaft auf seine dritte Weltmeisterschaft nach Japan/Südkorea 2002 und der Heim-WM 2006. Prof. Meyer, Ärztlicher Direktor des Instituts für Sport- und Präventivmedizin an der Universität des Saarlandes, betreut seit 2001 die Nationalkicker, nachdem er zuvor bereits mit dem U20-Team des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bei Weltmeisterschaften in Nigeria 1999 und Argentinien 2001 war. Zuständig ist er für "alles, was nicht orthopädisch" ist: für Infektionen, Allergien, Hauterkrankungen, Magen-Darm-Probleme, aber auch für die leistungsdiagnostische Beratung der Trainer.

Mit Schmerzmittel, Grippemittel, Halstabletten und Herzmedikamenten im Gepäck fliegen Spieler und Betreuer der deutschen Fußballnationalmannschaft am 6. Juni zur Weltmeisterschaft nach Südafrika. Für 23 Spieler, etwa ebenso viele Betreuer und die sonstigen Begleiter, hat Professor Tim Meyer eine "Komplettapotheke" mit über 100 verschiedenen Medikamenten zusammengestellt. Er ist als Arzt nicht nur zuständig für die Spieler, sondern auch für den Betreuerstab. "Medikamente gibt es zwar auch in Südafrika, wir wollen aber nicht wegen jeder Halstablette in die Apotheke gehen", erklärt Tim Meyer. Drei große silberfarbene Koffer hat er vor der WM gepackt, die außerdem auch medizinische Instrumente enthalten. "Die Vorbereitung auf das Turnier hat auch viel mit Bürokratie zu tun", erklärt der Mannschaftsarzt. Unter anderem musste er die Medikamente für den Zoll deklarieren und medizinische Unterlagen beim Weltfußballverband FIFA einreichen.

Die Spieler selbst trifft Tim Meyer kurz vor dem Trainingslager und dem Benefizspiel gegen Malta in Aachen am 13. Mai. Im Vorfeld spricht er mit den Ärzten der jeweiligen Bundesliga-Mannschaften, aus denen die Spieler kommen und informiert sich über mögliche medizinische Probleme. Dann werden aktuelle Laborwerte aller Spieler noch einmal ermittelt. Es gibt einen kurzen medizinischen Check und ein Vorgespräch. "Dabei überprüfe ich aber nur gezielt eventuelle Ursachen von aktuellen Beschwerden. Für einen kompletten medizinischen Check reicht die Zeit nicht", sagt Tim Meyer.

Der Austragungsort Südafrika ist laut Mannschaftsarzt medizinisch weitgehend unbedenklich: Es gibt keine Zeitverschiebung, und während der WM vom 11. Juni bis 11. Juli ist dort noch Winter. Dabei herrschen Temperaturen, die vergleichbar sind mit den aktuellen Frühlingstemperaturen in Deutschland. Die Spieler müssen sich also nicht auf ein vollkommen neues Klima umstellen. "Die Hygiene im Hotel ist gut. Südafrika ist, abgesehen von kleinen Gebieten, kein Malaria-Land, auch Infektionskrankheiten sind dort für die Mannschaft kein besonderes Problem, deshalb sind die Spieler mit den üblichen Impfungen plus Hepatitis A-Impfung gut versorgt", erklärt Tim Meyer. Vorbereitet hat er sich auf die üblichen Krankheiten oder Verletzungen, die während eines jeden Turniers auftreten können. Fußballer verletzen sich am häufigsten an Knien, Knöcheln, Beinen und Muskeln. Vorkommen können auch Halsentzündungen, grippale Infekte, Durchfall und Allergien.

Generell hält Tim Meyer die Spieler aber für fit. "90 Prozent des Fitnesstrainings geschieht in den Clubs. Bundestrainer Joachim Löw und sein Team betreuen die Männer nur vor und während der Weltmeisterschaft, also insgesamt sieben bis neun Wochen lang", sagt der Sportmediziner. "Durch die besonderen Trainingsmethoden unserer Fitnesstrainer gewinnen die Spieler an Kraft und Schnelligkeit und stabilisieren ihren Rumpfbereich. Das ist besonders wichtig beim Dribbeln und bei schnellen Wendungen", erklärt der Mannschaftsarzt. Mit Bundestrainer Löw verbindet ihn ein engeres Verhältnis, das er als "menschlich sehr angenehm" bezeichnet. Mehr Distanz wahrt Tim Meyer zu den Spielern, da er als Arzt eine große Verantwortung trägt und die Männer im Krankheitsfall auch für spieluntauglich erklären muss.

Noch haben Spieler, Betreuer und Mannschaftsarzt Zeit für die WM-Vorbereitung. Nach dem Länderspiel gegen Malta fliegt die deutsche Fußballnationalmannschaft am 14. Mai nach Sizilien in ein Rehabilitations-Camp, am 21. Mai beginnt dann das Trainingslager in Südtirol. Vor dem Abflug nach Südafrika muss die Nationalelf noch zwei weitere Länderspiele bestreiten. In der Vorrunde der Fußballweltmeisterschaft treffen die deutschen Spieler dann auf die Mannschaften aus Australien, Serbien und Ghana. "Das ist eine schwere Gruppe, aber wenn die Nationalelf die Vorrunde packt, kann sie es auch bis ins Finale schaffen. Bei einem guten Start ins Turnier ist alles möglich", sagt Tim Meyer.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution8


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Universität des Saarlandes, Irina Urig, 26.04.2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2010