Schattenblick →INFOPOOL →SPORT → FAKTEN

BERICHT/650: Moderner Fünfkampf - Der Laserpointer ersetzt die Luftdruckpistole (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 23 / 9. Juni 2010
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Der Laserpointer ersetzt die Luftdruckpistole

Im Modernen Fünfkampf greift der nächste Reformschritt mit einer deutschen Erfindung.
Weltpräsident Schormann drückt aufs Tempo

Von Hans-Peter Seubert


Im Modernen Fünfkampf ersetzt künftig der Multimedia-Pointer (Laserstrahl) die Luftdruckpistole. "Man darf nicht Waffe sagen, weil es eigentlich keine Waffe ist", betonte Verbandspressesprecher Matthias Heise bei der Präsentation des Multimedia-Pointers kürzlich in Mainz. 2,5 Millionen Euro flossen in das Projekt.

Entwickler Klaus Kremer - mit ihm kooperiert ein halbes Dutzend deutscher Technologie-Firmen - entfernte bei der Demonstration mit ein paar Handgriffen den runden Lauf der herkömmlichen Luftdruckpistole, wie sie die Athleten im Wettkampf benutzen, und ersetzte ihn durch einen schmalen, durchsichtigen Elektronik-Container. Der Laserpointer sieht aus und knallt wie eine Pistole "Es ist uns offensichtlich gelungen, das Gefühl des normalen Schießens zu erhalten." Für Kremer eine Herausforderung.

Mit 30 Millisekunden trifft der Laser auf zehn Meter Entfernung auf die Scheibe. Moderne Laserstrahl-Diagnose analysiert den Schuss. Kremer: "Das ist das präziseste Ziel, das es je gab. " Die Messtechnik, einstellbar auf Zehntel-Ringe, lässt Computer-Analysen zu wie genau und wo genau der Schuss trifft. Was auch Training und Trainingssteuerung zugute kommt.

Der Elektronik-Container birgt Funk- und Steuerungstechnik sowie den Microchip mit den Programmen. An der Seite leuchten rot-grüne Punkte, die Treffer und Fehlschüsse des Athleten für die Medien und Zuschauer anzeigen.

Kremer: "Wir haben in der Technik tief in die Trickkiste gegriffen um auch Fehlschüsse sichtbar zu machen." Obendrein ist das Gerät unabhängig von Witterungseinflüssen (Wind, Regen, Temperatur) und preisgünstig. Auch in Entwicklungsländern soll es Fuß fassen. Der Weltverband wird die Grundausstattung fördern: Pistolen und Zielscheiben.

Zunächst wird der Laserpointer im Weltcup vom 3. bis 6. Juni in Berlin von Top-Athleten erprobt. 99 Männer und 80 Frauen aus 30 Nationen haben gemeldet. Beim Weltcup-Finale in Moskau vom 18. bis 20. Juni erlebt er im Wettkampf die Feuertaufe.

Bei der Premiere der Olympischen Jugendspiele in Singapur vom 14. bis 26. August hat die neue Technik ihre Welturaufführung. Ab 1. Januar, wenn die Modernen Fünfkämpfer auf die Quotenplätze für die Sommerspiele 2012 in London zielen, ist der Laserpointer Pflicht im Schießen.

Weltpräsident Klaus Schormann (Gundernhausen) glaubt an einen Volltreffer. Die Technik ist vielseitig nutzbar und kindersicher. "Wir haben keine Sicherheitsvorgaben mehr, wir werden in Zukunft bis zu zwei Drittel der Kosten (im Schießen) einsparen können."

Die olympische Zukunft des Modernen Fünfkampfs, die 2002 auf der Kippe stand, gewinnt neue Qualität. Zugleich erwartet Schormann eine Expansion der Sportart vor allem in Afrika, Arabien und Asien.

Der Weltverband zahlt derzeit 125 Mitgliedsländer. Schormann berichtete, die Aktiven stünden hinter der Innovation: "Wir sind auf die Athleten eingegangenen, wir sind permanent in der Diskussion." Zuvor war er nach der Einführung des Combined (Laufen und Schießen im Wechsel, wie beim Biathlon) - tüchtig angegriffen worden. Nun sieht er seinen Eifer belohnt: "Die Athleten bekommen einen Schub durch die Jugend." Schießen bildete ein Hindernis für die Nachwuchsarbeit. In vielen Ländern ist es Kindern und Jugendlichen gesetzlich untersagt. Mit Laserpointern können nun die Sprösslingen risikolos üben. Auch die Zuschauer können Schießwettkämpfe künftig ohne Risiko verfolgen. Damit kommt Schormann seinem Ideal vom Mehrkampf-Erlebnis im Pentathlon-Stadion wieder einen Schritt näher.

Mit innovativen Ideen hat er die Rote Karte der Olympischen Familie abgewehrt. 2002 drohte dem Modernen Fünfkampf die Streichung aus dem Programm der Sommerspiele durch das IOC. Damals appellierte der Weltpräsident: "Steckt uns nicht ins olympische Museum." Danach krempelte er die Sportart um. Die Viertagestour (Fechten, Schießen, Schwimmen Reiten, Laufen) schrumpfte zum fernsehtauglichen Eintages-Event. 2008 wurde der "Combined" geboren: Laufen und Schießen im Wechsel. Dagegen rebellierten zunächst Top-Athleten und Trainer der Zunft. Doch inzwischen sind die Wogen geglättet. In drei Jahren reifte nun die Entwicklung des Laserpointers heran, der den Wettkampf spannender transparenter und telegener gestaltet.

Mit der neuen Technik löste Schormann zugleich die Eintrittskarte für die Olympischen Jugendspiele. Die Präsenz des Modernen Fünfkampfes in Singapur im August diente dem ihm zugleich als Druckmittel in den Verbandsgremien die Einführung der "Laserpistole" zu forcieren. Wieder einmal hat der beharrliche deutsche Spitzenfunktionär sein Ziel erreicht.


*


Quelle:
DOSB-Presse Nr. 23 / 9. Juni 2010, S. 34
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
Herausgeber: Deutscher Olympischer Sportbund
Otto-Fleck-Schneise 12, 60528 Frankfurt/M.
Tel. 069/67 00-255
E-Mail: presse@dosb.de
Internet: www.dosb.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2010