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BERICHT/668: Der Fahnenträger von Helsinki 1952 - Friedel Schirmer wird 85 (DOSB)


DOSB-Presse Nr. 11 / 15. März 2011
Der Artikel- und Informationsdienst des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)

Der Fahnenträger von Helsinki 1952: Friedel Schirmer wird 85

Von Friedrich Mevert


(DOSB PRESSE) Als die deutschen Sportler nach dem Zweiten Weltkrieg 1952 wieder an den Olympischen Spielen teilnehmen durften, war er als damals 26jähriger deutscher Zehnkampfmeister ausgewählt worden, die deutsche Fahne beim Einmarsch der Mannschaften ins Olympiastadion von Helsinki zu tragen. Zwölf Jahre später gewannen die von ihm als ehrenamtlichem DLV-Bundestrainer betreuten deutschen Zehnkämpfer bei den Olympischen Spielen in Tokyo Gold (Willi Holdorf) und Bronze (Hans-Joachim Walde). Die Rede ist von Friedrich, genannt Friedel Schirmer, der am 20. März 1926 in Stadthagen geboren wurde und am kommenden Sonntag (20. März 2011) in seiner Heimatstadt seinen 85. Geburtstag feiern kann. Schon als Jugendlicher war Friedel Schirmer sportlich sehr aktiv, wurde Westfälischer Jugendmeister im Fünfkampf und begann nach der Schule eine Verwaltungsausbildung, die durch den Kriegseinsatz als Soldat unterbrochen wurde. Im November 1945 kehrte Friedel Schirmer krank und arbeitsunfähig aus russischer Kriegsgefangenschaft in seine Heimat zurück. Doch mit eisernem Willen kam er mit Hilfe seiner Eltern bald wieder auf die Beine und begann auch wieder mit dem Leichtathletiktraining. Die Erfolge blieben für den talentierten Mehrkämpfer nicht aus. Die deutschen Meistertitel im Zehnkampf 1951, 1953 und 1955 und die Teilnahme an den Olympischen Spielen 1952 waren der verdiente Lohn.

Noch erfolgreicher war Friedel Schirmers Wirken aber als ehrenamtlicher Bundestrainer der Zehnkämpfer, eine Aufgabe, der er sich nach seiner Aktivenzeit in den Jahren von 1961 bis 1968 mit großem Einsatz und für die damalige Zeit revolutionären Methoden verschrieb. Willi Holdorfs Goldmedaille 1964 in Tokio und die olympischen Bronzemedaillen von Hans Joachim Walde (Tokio 1964) und Kurt Bendlin (Mexiko 1968) sowie der Europameistertitel von Werner von Moltke 1966 waren die herausragenden Erfolge dieses Wirkens mit den neuen und systematischen Trainingsmethoden für die deutschen Mehrkämpfer. In diesem Zeitraum gewannen die von ihm betreuten deutschen Zehnkämpfer neun von zwölf möglichen Olympia- und EM-Medaillen.

Auch beruflich ging es bei Friedel Schirmer steil aufwärts. Nach dem Verwaltungs- und Wirtschaftsdiplom in Hannover und dem Sportlehrerexamen an der Universität Freiburg wurde er zunächst Leiter des Sportamtes Osnabrück, dann Sportrat in Bielefeld und 1965 Sportdirektor in Köln. Von dort wurde er 1967 als Ministerialrat zum Sportreferenten der Landesregierung Nordrhein-Westfalen nach Düsseldorf berufen.

Ab 1969 gehörte er für seinen Heimatkreis Schaumburg 14 Jahre lang bis 1983 als Abgeordneter dem Deutschen Bundestag an. Aus eigener Entscheidung kandidierte er dann 1983 aus gesundheitlichen Gründen nicht wieder für das Parlament.

Als Sportpolitiker leitete er von 1964 bis 1976 den von ihm an der Seite Herbert Wehners mitbegründeten Sportbeirat beim SPD-Parteivorstand und wirkte engagiert in der parteienübergreifenden "Fraktion Sport" des Bonner Parlaments bei vielen Initiativen mit.


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Quelle:
DOSB-Presse Nr. 11 / 15. März 2011, S. 11
Der Artikel- und Informationsdienst des
Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. März 2011